Die Blechdosen-Lieferkette
Konservendosen bestehen aus Weißblech. Dieses wird deutschlandweit nur bei der thyssenkrupp Rasselstein, einer der größten Verpackungsstahllieferanten Europas, in Andernach hergestellt: Hier wird Warmband zu Weißblech weiterverarbeitet - der letzte Schritt vor der Formung der Konservendose. Der Herstellungsprozess startet aber schon lange vorher, und zwar mit dem Abbau von Eisenerz. Eisenerz wird unter anderem in Australien, Brasilien, China, Indien und Russland abgebaut. Der Bergbau wird für schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, Umweltverschmutzung und Kinderarbeit kritisiert. Für die Weißblechherstellung wird Einenerz anschließend im Hochofen mit Kohle zu Roheisen verarbeitet. Zusammen mit Recyclingschrott wird das Roheisen bei thyssenkrupp zu Rohstahl verarbeitet. Laut eigenen Angaben bezieht das Unternehmen sein Eisenerz nur von Herstellern aus den USA, Australien und Kanada.
Recyclinganteil bei Konservendosen
Früher hat man Blechdosen einfach weggeworfen. Erst seit 1991 gibt es mit Einführung des sogenannten Dualen Systems die Pflicht, den Recyclingschrott wiederholt zu nutzen: Dazu zählen Industrieabfälle, aber vor allem auch Lebensmitteldosen, Getränkedosen oder auch Lackdosen. Aktuell beträgt die Recyclingquote von Weißblechdosen 89 Prozent.
Bei der Herstellung im Hochofen werden in der Stahlgewinnung typischerweise nur 15-25 Prozent Schrott beigegeben, erklärt Dr. Peter Kirchesch, Nachhaltigkeitsreferent bei thyssenkrupp Rasselstein. Das klingt erstmal wenig, hat aber einen Grund. Es wird deutlich mehr Stahl benötigt, als Weißblechschrott verfügbar ist: Weltweit werden etwa 1,7 Milliarden Tonnen Stahl nachgefragt und produziert. Es sind aber nur etwa 575 Millionen Tonnen Recyclingschrott in Umlauf.
Energieverbrauch: Von Warmband bis Weißblech
Die Warmbandrollen aus Rohstahl werden bei thyssenkrupp Rasselstein im nächsten Prozess gebeizt, um Beläge wie Rost und Zunder von der Metalloberfläche zu entfernen. Danach wird das Warmband beim Kaltwalzen um bis zu 90 Prozent dünner gemacht. Anschließend wird das Warmband einen Tag lang einer Temperatur von 600-700 Grad ausgesetzt. Dadurch wird das Material wieder formbar. Aktuell arbeitet thyssenkrupp Rasselstein mit Erdgas.
Der gesamte Produktionsprozess einer Tonne Weißblech hat einen Energieverbrauch von durchschnittlich 6600 kWh. Das würde reichen, um einen Winter lang eine 50-Quadratmeter-Wohnung zu heizen. Insgesamt könnten mit der Weißblechproduktion von thyssenkrupp Rasselstein übrigens 1,432 Millionen Wohnungen beheizt werden.
Zum Schluss wird das Blech nachgewalzt und dünn mit Zinn beschichtet. Zinn schützt das Weißblech vor Korrosion. Nach dem Verzinnen ist das Weißblech fertig und kann zu Dosen geformt werden. Die Bedingungen beim Abbau von Zinn stehen jedoch in der Kritik: In Ländern wie Indonesien fehlt es an Arbeitssicherheit. Und beim Zinnabbau kommt sogar Kinderarbeit vor. Auch im Meer wird nach Zinn gesucht und dabei der Meeresboden aufgewühlt. Das zerstört die Tier- und Pflanzenwelt.
Das passiert mit Altglas nach dem Wegwerfen
Deutschlandweit gibt es mehr als 250.000 Altglas-Container, in denen wir unser gebrauchtes Einwegglas entsorgen sollten. Nach der Entsorgung werden in Sortieranlagen für Altglas Fremdstoffe vom reinen Glas getrennt. Über einen Magnet werden die Deckel aus dem angelieferten Altglas gezogen: Die Deckel bestehen meist, wie die Konservendosen, aus Weißblech. Ein Rüttelsieb trennt große von kleinen Scherben. Müll, der hier nicht hingehört, muss von Hand aussortiert werden. Anschließend werden die Scherben mit heißer Luft getrocknet. Das entfernt Etiketten und Lebensmittelreste. Das Glas muss so sorgfältig sortiert werden, um spätere Fehler durch Fremdstoffe in der Glashütte zu vermeiden. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 2,6 Millionen Tonnen Altglas recycelt.
Recyclinganteil bei Glas
Die Recyclingquote von Glas ist mit rund 84 Prozent fast so hoch wie die von Weißblech mit 89 Prozent. Wie viel Altglas aber wieder im neuen Glas landet ist unterschiedlich: Weißglas besteht im Durchschnitt zu etwa 65 Prozent aus Recyclingscherben. Bei grünem Glas können bis zu 90 Prozent des neuen Glases aus Altglasscherben bestehen. Zu den Recyclingscherben werden Soda, Kalk, Sand, Dolomit und Sulfat hinzugegeben, damit klare Glasbehälter entstehen, die nicht milchig sind, erklärt Betriebsleiterin Sandra Bodenbach von Remondis Glasrecycling. Daher erreicht der Anteil an Recyclingscherben in einer Glasflasche nie 100 Prozent.
Energieaufwand in der Glashütte
Das sortierte Altglas wird in Glashütten, also Glasfabriken, mit den Zusätzen von Soda, Kalk, Sand, Dolomit und Sulfat eingeschmolzen und zu neuen Glasbehältern geformt. Zum Einschmelzen sind 1600 Grad nötig. Altglas schmilzt aber schneller als Sand, deshalb spart das Recyceln Energie. Dank Recycling und einer verbesserten Schmelztechnologie konnte laut Bundesverband Glasindustrie der Energieeinsatz seit 1990 um 39 Prozent verringert werden. Trotzdem werden durchschnittlich immer noch 2000 kWh für eine Tonne Behälterglas benötigt. 6600 kWh waren es für eine Tonne Weißblech. Aber Achtung: Glas ist schwerer. Entsprechend können aus einer Tonne Glas weniger Behälter gefertigt werden als aus einer Tonne Weißblech. Das höhere Gewicht von Glas sorgt zusätzlich für höhere Transportkosten.
Außerdem gibt es auch in der Glasherstellung einen kritischen Rohstoff: Sand. Er ist der größte Bestandteil im Glas, und inzwischen Mangelware. Schätzungen zufolge verbrauchen wir weltweit in einem Jahr doppelt so viel Sand, wie alle Flüsse der Welt pro Jahr nachliefern können. Sand aus dem Meer kann wegen des hohen Salzgehalts nicht so gut verarbeitet werden.
Dose, Glas, Verbundverpackungen und Schlauchbeutel im Öko-Vergleich
Der NABU, Naturschutzbund Deutschland, hat vom Institut für Energie- und Umweltforschung, IFEU, berechnen lassen, zu welcher Verpackung Verbraucher und Verbraucherinnen im Supermarkt aus Nachhaltigkeitsgründen greifen sollten. In der Studie wurde der gesamte Lebensweg der Verpackung, von der Gewinnung der Rohstoffe über den Transport bis zur Entsorgung und dem Recycling, berücksichtigt.
Als Alternative zu Einweg-Glas und Dose hat das IFEU auch Verbundkartons und Schlauchbeutel untersucht. Sowohl Verbundkartons als auch Schlauchbeutel bestehen aus Papier und Alu beziehungsweise Plastik. Das Ergebnis überrascht: Die dünnen Kunststoffbeutel und die Verbundkartons schneiden im Nachhaltigkeitsvergleich deutlich besser ab als die Gläser und Dosen. Obwohl sie nicht immer recyclingfähig sind und damit ein Teil in die Verbrennung geht. Ihr Vorteil ist aber: Sie sind viel leichter, verbrauchen also weniger Ressourcen und Energie in der Herstellung sowie im Transport.
Bei Einweg-Glas und Dosen sind die Recyclingquoten zwar höher, dafür ist der Recyclingprozess enorm energieaufwändig und verbraucht viel fossile Energie. Und auch die Neuherstellung der Stoffe ist sehr energieaufwändig. Vergleicht man Einweg-Glas und Blechdose, so schneidet das Einweg-Glas noch etwas schlechter ab. Denn: Durchschnittlich ist ein Einweg-Glas viermal schwerer als eine Weißblechdose. Einweg-Glas ist also keine umweltfreundliche Verpackung.
Lösung durch Mehrweg-System für Glasbehälter?
Sobald Glas oder Konserven als Mehrwegverpackungen genutzt werden, verändert sich auch die Energiebilanz: Je regionaler der Vertrieb und je höher die Zahl der Wiederbefüllungen, desto nachhaltiger ist die Verpackung. Glas-Mehrwegflaschen können bis zu 50-mal wieder befüllt werden. Anfang der 70er-Jahren setzte sich zum Beispiel die so genannte Perlglasflasche für Wasser durch, später auch eine einheitliche Saftflasche. In Einheits-Flaschensystemen können die Glasflaschen unter Abfüllern getauscht werden. Das verkürzt die Transportwege, die Umweltbilanz steigt.
Doch viele Unternehmen setzten in den letzten Jahren mehr auf individuelle Glasflaschen, um sich von der "Altglas-Flasche" abzugrenzen. Momentan gibt es in Deutschland vereinzelte Ansätze eines Mehrweg-Systems für Glas, wie beispielsweise Flaschenpools im Biersektor: Die gemeinsame Nutzung von einheitlichen Kästen und Flaschen macht die Zusammenarbeit regionaler Brauereien kostengünstiger, verkürzt Transportwege und verbessert die Ökobilanz von Glasbehältern. Auch Joghurt gibt es schon länger in wiederbefüllbaren Pfandgläsern. Bei Nüssen, Soßen und Gemüse gibt es noch kein flächendeckendes Glas-Mehrweg-System.