Eine Frau spült im Waschbecken Geschirr ab

Handspülmittel im Check

Günstig oder teuer - was reinigt das Geschirr besser?

Stand
Autor/in
Patrick Jauß / SWR Marktcheck, 01.10.2024
Onlinefassung
Hanna Spanhel

Pril, Fairy, Lidl oder Rewe: Spülmittel sollen Geschirr effizient reinigen. Ein Praxistest mit geschulten Prüfern zeigt aber, wie groß die Unterschiede zwischen den Marken sind.

Ob für den schnellen Spüleinsatz zwischendurch oder um verkrustete Pfannen oder Holzkochlöffel sauberzubekommen: Handspülmittel fehlen wohl in keinem Haushalt und sind bei den meisten Menschen täglich in Gebrauch. Bei den Produkten im Handel aber gibt es große Unterschiede – nicht nur im Preis, sondern auch in der Art des Mittels. Da gibt es einerseits die klassischen Mittel und andererseits die Konzentrate. Worin genau aber unterscheiden die sich – und welche reinigen besser?

Marktcheck hat für folgende Produkte den Test gemacht:

  • Markenprodukt Pril: Das klassische Mittel für 2,36 Euro pro Liter gegen das teurere Ultra Konzentrat für 3,53 Euro.
  • Spülmittel von Lidl: Das klassische Mittel kostet gerade mal 0,95 Euro. Das Konzentrat ist auch hier mit 2,70 Euro pro Liter deutlich teurer.
  • Mittel der Marke ja! von Rewe: das klassische Spülmittel und das Konzentrat gibt es zum selben Preis je Liter wie die Lidl-Produkte.
  • Produkte von Fairy: Das Konzentrat Fairy Max Power für stolze 5,05 Euro und Fairy Ultra für 3,10 Euro pro Liter.

Die höheren Preise der Konzentrate erklären sich vor allem mit ihrer Zusammensetzung: „Die Konzentrate enthalten halt deutlich mehr Wirkstoff als ein klassisches Spülmittel“, sagt Professor Benjamin Eilts, Hygieneforscher an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Gemeint sind damit fettlösende Tenside. Die normalen Produkte bestünden hingegen zum großen Teil aus Wasser.

Bestimmte Inhaltsstoffe können Allergien auslösen

Auch hinsichtlich bestimmter, mitunter kritischer Inhaltsstoffe unterscheiden sich die Spülmittel. Verantwortlich für den Geruch sind bestimmte Duftstoffe. Diese können auch Allergien auslösen, allerdings kommt das bei den Duftstoffen in den Spülmitteln in diesem Test nur selten vor. Doch auch Konservierungsstoffe können Allergien auslösen - vor allem Methylisothiazolinon. Es ist in beiden Pril-Mitteln enthalten.

„Methylisothiazolinon ist ein Konservierungsmittel, das relativ häufig Allergien auslöst“, sagt Schadstoffexperte Jürgen Stellpflug. „Viele Mittel zeigen ja, dass man Methylisothiazolinon nicht braucht. Denn es gibt unbedenklichere Konservierungsmittel, die viele Hersteller einsetzten.“ Alle anderen Mittel im Marktcheck-Test enthalten das Konservierungsmittel Phenoxyethanol, das als unbedenklich gilt.

Eine Frau prüft im Supermarkt die Etiketten von zwei Spülmittelflaschen
Ein Blick auf das Etikett der Spülmittel kann einen Hinweis darauf geben, ob Inhaltsstoffe enthalten sind, die Allergien auslösen können.

Prül-Spülmittel enthalten nach wie vor Methylisothiazolinon

Tatsächlich haben viele Spülmittel-Hersteller hier in den vergangenen Jahren umgestellt. In einem Test der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2018 führte eine hohe Konzentration von Methylisothiazolinon noch bei vielen Mitteln zu schlechten Testergebnissen. Im jüngsten Test von 2022 hingegen enthielt nur noch ein Produkt vergleichsweise viel von dem Stoff - ebenfalls ein Pril-Produkt (Pril Original 5+).

Auf Nachfrage von Marktcheck teilt Pril-Hersteller Henkel mit, dass Methylisothiazolinon seit vielen Jahren eingesetzt werde. Markt-Beobachtungen hätten die Sicherheit bestätigt und allergische Reaktionen seien extrem selten.

Spültest im Labor der Hochschule Albstadt-Sigmaringen

Um herauszufinden, welches Handspülmittel oder Konzentrat nun besonders effizient reinigt, hat Marktcheck die Produkte im Labor der Hochschule Albstadt-Sigmaringen untersuchen lassen. Und zwar nicht nur auf die Inhaltsstoffe, sondern natürlich auch im Spüleinsatz. Zur Vorbereitung wurden dazu mehrere Teller mit Tomatensauce, Schokopudding, Fett und Haferflocken für einige Stunden im Klimaschrank bei über 80 Grad getrocknet und anschließend in mehreren Schritten gereinigt.

Im ersten Schritt wurde das dreckige Geschirr acht Minuten lang in Wasser mit Spülmittel eingeweicht und dann mit einem Liter Wasser abgespült. Dabei zeigten sich die ersten Unterschiede:

  • Bei den beiden Fairy-Mitteln blieben auf den Tellern mit Fettresten die meisten Rückstände. Auf Nachfrage teilte Fairy dazu mit: „Mit den uns vorliegenden Daten aus den standardisierten Tests, die wir durchführen, können wir die Ergebnisse Ihres Tests nicht nachvollziehen.“
  • Bei den Fettflecken im Test deutlich am besten: das Pril Konzentrat – hier blieben kaum Rückstände.
  • Mit den angetrockneten Frühstücksflocken hatten alle Mittel im Einsatz zu kämpfen - sowohl die herkömmlichen als auch die Konzentrate. Nur durch das Einweichen mit Wasser und Mittel löste sich fast nichts. Auf Nachfrage dazu verweisen die Hersteller auf ihre Qualitätskontrollen und können unsere Ergebnisse nicht nachvollziehen.

Im zweiten Schritt wurde das dreckige Geschirr gespült: Nach kurzem Einweichen wischten die geschulten Prüfer genau zehn Mal über Teller und Gläser. Überraschendes Ergebnis dabei: bei allen Flecken gab es hier nur wenige Unterschiede zwischen Konzentraten und klassischen Mitteln, was die Reinigungskraft anbelangte.

Mit einigen Mitteln werden besonders viele Teller sauber

Im dritten Schritt wurde schließlich noch geprüft, wie ergiebig die Spülmittel jeweils sind – also wie viele Teller man mit einer bestimmten Menge reinigen kann. Bei normaler Verschmutzung reichen laut den Herstellerangaben für fünf Liter Spülwasser übrigens anderthalb Teelöffel des herkömmlichen Spülmittels und ein Teelöffel beim Konzentrat.

Im Praxischeck im Labor zeigte sich direkt: ist kein Schaum mehr im Spülwasser, kann das Spülwasser auch nicht mehr richtig reinigen. Und: wie viele Teller jeweils geschafft wurden, war sehr unterschiedlich:

  • Am meisten Teller schafften die Prüfer mit dem Lidl Konzentrat - im Schnitt 30
  • Die meisten anderen Mittel schafften rund 20 bis 25 Teller
  • Am schwächsten schnitten die beiden klassischen Spülmittel von Rewe und Pril ab. Bei Ihnen war das Spülwasser im Schnitt schon nach nur 12 Tellern erschöpft. Laut Rewe hätten Vergleichstests ein deutlich besseres Ergebnis erzielt. Der Hersteller von Pril kann die Marktcheck-Ergebnisse nicht nachvollziehen.

Fazit: Günstige Mittel im Test erwiesen sich als besonders gut

Insgesamt konnten die Konzentrate im Stichproben-Test etwas bessere Spülergebnisse erzielen, vor allem, weil sie ergiebiger waren. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch die Stiftung Warentest in ihrem letzten Test zu Handspülmitteln. Konzentrate hätten demnach „tendenziell“ auch etwas besser gereinigt als klassische Spülmittel, heißt es dort.

Was die Reinigung anbelangt, schnitt bei der Marktcheck-Stichprobe das günstige Rewe-Spülmittel am schlechtesten ab. Zwar befanden die Prüfer es beim Reinigen noch für okay, allerdings erwies es sich als nicht sehr ergiebig und schaffte nur wenige Teller.

Das Rewe-Konzentrat sowie die beiden Fairy-Konzentrate im Test waren sowohl bei der Reinigung als auch in Sachen Ergiebigkeit Durchschnitt.

Pril-Original reinigte im Check zwar gut, zeigte aber keine besonders gute Ergiebigkeit. Besser waren hier das Pril-Konzentrat und das Original-Spülmittel von Lidl, das zudem auch sehr günstig ist und damit Preis-Leistungssieger wurde. Testsieger allerdings wurde das Konzentrat von Lidl: Es reinigte gut und schaffte zudem die meisten Teller.

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Autor/in
Patrick Jauß / SWR Marktcheck, 01.10.2024
Onlinefassung
Hanna Spanhel