Gerade Inhaber kleinerer Läden ergänzen ihr Angebot gerne mit hochwertigen Dekoartikeln, die von Kunden beim Einkauf nebenbei mitgenommen werden. Genau solche Läden sucht der Vertreter einer Südtiroler Firma in ganz Deutschland auf.
Er ist als "Filz-Sepp" bekannt, trägt Holzschuhe und bietet aus seiner großen Filztasche angeblich handgefertigte Filzprodukte aus dem Allgäu an.
Masche mit Filz - Unklarheiten beim Bestellvorgang
Sein hochpreisiges Sortiment aus Eierwärmern, Täschchen und Buchumschlägen bietet er etwa Lebensmittel- oder Buchläden an. Betroffene Händler berichten, er trage bei den Bestellungen keine Gesamtsumme ein. Da sie ihm aber vertrauten, hätten sie trotzdem unterschrieben.
Zudem seien nach der Bestellung die Mengen verändert worden. Aus 6 bestellten Eierwärmern sollen so etwa 36 geworden sein. Bei der Stornierung oder Reklamation ihrer Bestellung seien die Ladeninhaber unter Druck gesetzt worden, die Summe zu bezahlen. Auch mit juristischen Schritten sei gedroht worden.
Rechtlich kaum zu beweisen: Bestellscheine geändert?
Auch andere Händler wurden Opfer der Masche mit den angeblich zu viel bestellten Filzartikeln. Aus Scham wollen einige nicht über die Höhe der Summe sprechen, für die sie angeblich Filzprodukte bestellt haben. Rechtlich haben die Betroffenen kaum eine Chance nachzuweisen, was tatsächlich in dem Bestellschein ausgefüllt wurde - zumal sie oft keine Durchschrift bekommen hätten.
"Filz-Sepp" wurde bereits mehrfach verurteilt
Der als "Filz-Sepp" bekannte Mann wurde bereits mehrfach verurteilt, unter anderem auch wegen Betrugs. Zum Teil wurde er auch zu Freiheitsstrafen verurteilt. Auch derzeit ist wieder ein Verfahren wegen mehrfachen versuchten und vollendeten Betrugs anhängig, das allerdings noch nicht rechtskräftig entschieden wurde.
Bereits 2015 erhielt er von der Stadt Regensburg ein Gewerbeverbot, eröffnete dann aber 2020 in Werder an der Havel wieder ein Gewerbe. Dazu, wie das trotz bestehenden Gewerbeverbots möglich war, wollte das Gewerbeamt Werder nicht Stellung nehmen.
Seit August 2022 besteht die Firma "Lana Green", bei der der mutmaßliche Filz-Betrüger angestellt ist. Die Firma wurde in Bozen in Südtirol gegründet und gehört zur Hälfte einem Anwalt, der sie auch rechtlich vertritt.
Öffentliches Register fehlt, das unseriöse Unternehmer anzeigt
Experten kritisieren, dass es kein öffentliches Register gebe, aus dem hervorgeht, gegen welchen Händler ein Gewerbeverbot existiert oder eine strafrechtliche Verurteilung vorliegt. Da dies ein erheblicher Eingriff in das Persönlichkeitsrecht wäre, bedürfte dies einer Rechtsgrundlage, die es aber in Deutschland nicht gibt.
Tatsächlich wird seit kurzem ein Register geführt, in dem Verbraucherschutzverfahren angemeldet werden und man so durch einen einzigen Klick bei Google herausfinden kann, gegen wen ein Verfahren geführt wird. Im Unternehmensbereich gibt es so ein Register allerdings nicht.
Ist die Ware aus Filz wenigstens ihr Geld wert?
Die Beteiligten der Firma "Lana Green" sehen sich mit der geleisteten Unterschrift der Ladeninhaber im Recht und klagen die scheinbar vertraglich vereinbarten Summen schließlich ein. Doch die Geschädigten geben nicht auf, nehmen ihrerseits Anwälte, wehren sich gegen die Klagen und stellen Strafanzeigen.
Denn auch an der Qualität der Artikel bestehen Zweifel. Eine Schneidermeisterin, die die Filzprodukte genauer unter die Lupe nimmt, stellt fest, dass die Stickerei nur aufgeklebt, die Verarbeitung unsauber sei und es sich vermutlich nur um billige Massenprodukte handle.