Neun Direktsäfte im Test

Apfelsaft: viele gute Produkte, auch viele günstige

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Susann Kowatsch / rbb SUPER.MARKT, 21.10.2024
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Sola Hülsewig

Apfelsaft ist gesund, natürlich und regional - könnte man denken. Ganz so leicht ist es aber nicht. Denn Rückstände von Pestiziden und saftige Preise verderben den Trinkgenuss.

Nirgends wird so viel Saft und Fruchtnektar getrunken wie in Deutschland – 2023 waren es durchschnittlich 26 Liter im Jahr pro Person. Damit sind wir Deutsche Weltmeister im Safttrinken.

Aber was steckt im Saft eigentlich drin? Wie gesund ist er? Und wo kommen die Säfte her? Eine Klärung - am Beispiel von Apfelsaft. Davon trinkt jeder Deutsche immerhin rund fünf Liter pro Jahr.

Hier finden Sie den Film zum Artikel in der ARD-Mediathek:

Apfelsaft: nur Bio-Produkte frei von Pestizidrückständen

Neun Apfelsäfte verschiedener Anbieter im Labortest. In allen konventionellen Säften wurden Pestizid-Spuren gefunden. Aber sind sie auch gefährlich?

Enorme Preisspanne bei Apfelsäften

Das Angebot an Apfelsaft ist riesig: aus konventionellem Apfelanbau oder in der Bio-Variante, in klar oder naturtrüb. Wir haben neun Produkte von Supermärkten und Discountern getestet, darunter sechs konventionelle und drei Bio-Produkte. Alle waren aus 100 Prozent Direktsaft, alle naturtrüb.

Wie schneiden diese Säfte in der Geschmacksstichprobe ab? Wie im Labortest? Und wie steht es um die Nährwerte?

Die günstigsten Apfelsäfte in der Stichprobe sind ein Apfelsaft von Penny für 1,19 Euro, einer von Netto für 1,29 Euro und einer von Edeka für 1,49 Euro pro Liter.

Daneben sind Markenprodukte von Beckers Bester für 2,29 Euro, von Amecke für 2,49 Euro und von Rauch für 2,79 Euro im Test.

Die untersuchten Bio-Säfte sind von Rewe (1,39 Euro), Voelkel (2,84 Euro) und Bauer - mit 3,56 Euro pro Liter ist er der teuerste Saft im Test. Kann er etwas, was die anderen nicht können?

Qualität ist, wenn der Saft wie ein Biss in den Apfel schmeckt

Achim Fießinger ist Geschäftsführer der Mosterei Ketzür im Brandenburger Betzseeheide. Für ihn ist klar: "Du musst das Glas nehmen, musst trinken und sagen, ja, das schmeckt genauso wie ein Apfel, wenn ich reinbeißen würde." Der Apfelfachmann mostet in seinem Betrieb ausschließlich regionale Äpfel von Bauern oder Privatkunden.

Wie Äpfel gemostet werden

Das geht so: Nach einer gründlichen Wäsche werden die Äpfel geschreddert, die entstandene Maische wird gepresst und heraus kommt der naturtrübe Saft. Bei Fießinger wird der Saft nur aufs Nötigste gefiltert. Alle anderen Trübstoffe, die sonst auch im Apfel sind, bleiben erhalten.

Damit der frische Saft länger hält, wird er auf etwa 80 Grad erhitzt. Ein Kilo Äpfel ergeben je nach Sorte bis zu 0,7 Liter Saft, so Fießingers Erfahrung.

Herkunft der Äpfel muss nicht angegeben werden

Anders als bei Fießinger in der Mosterei ist auf den Verpackungen der Säfte in unserem Test die Herkunft der Äpfel nicht angegeben. Laut Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin, ist das vollkommen in Ordnung.

Werden verarbeitete Lebensmittel verkauft, ist es erlaubt, die Herkunft der Zutaten nicht zu deklarieren. Eine Pflicht besteht in dem Fall also nicht. Viele Kunden wünschen sich diese Angabe allerdings.

Äpfel aus Deutschland und dem europäischen Ausland

Auf Nachfrage, wo die verwendeten Äpfel herkommen, antworten sieben der neun Safthersteller. Ausschließlich deutsche Äpfel sind nur in den Säften von Völkel und Rauch. Die Äpfel für die anderen Säfte kommen aus Deutschland, Polen, Österreich, Italien oder Tschechien.

Edeka schreibt dazu: "Aufgrund der erschwerten Erntebedingungen (…) und zur Sicherstellung der Warenverfügbarkeit ist es derzeit nicht möglich, ausschließlich Äpfel aus deutschem Anbau zu verwenden."

Ernteschäden treiben Apfelpreise in die Höhe

Tatsächlich fiel die deutsche Ernte 2024 um etwa 25 Prozent schlechter aus als im Jahr zuvor. In Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist die Situation noch schlechter: Durch massive Frostschäden brach die Ernte dort um bis zu 90 Prozent ein. Auch in Polen zerstörte der Frost viele Äpfel.

Der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie erwartet deshalb drastische Preissteigerungen. Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Verbands, schätzt, "dass der Apfelsaft ein Drittel bis 50 Prozent teurer werden wird gegenüber dem Vorjahr".

Dabei sind einige konventionelle Säfte schon in den vergangenen zwei Jahren deutlich teurer geworden: Der Preis für den Amecke-Apfelsaft stieg zum Beispiel von durchschnittlich 1,79 auf 2,49 Euro. Ein Anstieg von fast 40 Prozent. Ein stolzer Preis. Und wofür zahlen wir den?

Pestizide in allen konventionellen Säften

Im Labor wird ausgewertet, was in den getesteten Säften drinsteckt. Alle Säfte wurden auf fünf verschiedene Pestizid-Rückstände getestet. In den Biosäften wurde keine gefunden. Dafür aber in allen konventionellen Säften.

In den meisten Säften sind zwei oder drei verschiedene Rückstände nachweisbar. In dem von Rauch sogar vier. Der Hersteller antwortet auf Anfrage, es gebe laufende Kontrollen. Beim Anbau der Äpfel würden im Rahmen des Erlaubten Pestizide eingesetzt.

Pestizide auf Äpfeln: Warum viele Obstbauern nicht darauf verzichten | Marktcheck SWR

Ernährungsexpertin Britta Schautz ist von den Ergebnissen nicht überrascht. "Das Problem ist, dass sich Pestizide in ihrer negativen Wirkung auf die Gesundheit verstärken könnten." Das heißt: Sind verschiedene Reste der sogenannten Pflanzenschutzmittel drin, kann die Wirkung des einen durch das andere noch verschlimmert werden.

Allerdings lagen alle ermittelten Werte weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Laut Schautz sei die gute Nachricht - auch bei den Produkten mit Mehrfach-Rückständen - dass die Rückstände so gering waren, dass diese wahrscheinlich trotzdem kein Problem darstellen und die Säfte sicher sind.

Was in jedem Fall festgehalten werden kann: Teure Markensäfte schneiden bei den Pestizidrückständen nicht besser ab als günstige No-Name-Produkte.

Preisexplosion auch durch Pestizideinsatz

Der Einsatz von Pestiziden schlägt sich sogar im Preis nieder. Leider sorgt er aber nicht für günstigere Preise, das Gegenteil ist der Fall. „Ich brauche, um konventionell Äpfel herzustellen, relativ viele Pestizide und auch Düngemittel“, erläutert Britta Schautz.

Diese Pflanzenschutzmittel seien energieaufwendig und daher teuer in der Herstellung. „Gerade in den letzten Jahren sind die teurer geworden - und das spiegelt sich im Preis des Saftes wieder“, erläutert die Verbraucherschützerin.

Preissenkung bei Bio-Apfelsaft

Anders ist es bei Bio-Säften, sie kommen ohne chemisch-synthetische Pestizide aus. Dieser Umstand führt dann zum Beispiel dazu, dass der Bio-Apfelsaft von Rewe im Preis sank: von durchschnittlich 1,69 auf 1,39 Euro, ein Minus von gut 18 Prozent.

Günstiger und gesünder wird der Saft als Schorle

In der Geschmacks-Stichprobe in einer Gruppe von Feuerwehrleuten, die hier gern einmal ihren Durst löschten statt Feuer, schneiden sowohl ein Markensaft als auch ein günstiger am besten ab - der Saft von Amecke für 2,49 und der von Netto für 1,29.

Auch hier beim Geschmack gilt also: Der Preis macht nicht den Unterschied. Günstige Säfte können eine gute Alternative für alle sein, die auf Apfelsaft nicht verzichten wollen.

Aber egal ob konventionelle Säfte oder biologische, ob teuer oder günstig: In einem Liter Apfelsaft stecken etwa 37 Würfel Zucker. Das ist zwar Fruchtzucker - aber auch der ist in großen Mengen ungesund. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher, Apfelsaft lieber stark verdünnt als Schorle zu trinken.

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