Wir brauchen Sie!
Warum ihm die Stakeholder aus dem Sport so wichtig sind, machte SWR Sportchef Harald Dietz gleich zu Beginn klar: „Wir brauchen Sie für Geschichten – Geschichten über Fair-Play, über Besonderheiten – egal, ob skurril oder hintergründig, über fitte Ältere im Sport oder außergewöhnliche Talente. Geschichten, die wir nicht alle kennen können, die aber Sie kennen und über die wir gerne berichten. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung ganz dringend“. Gleichzeitig machte Dietz darauf aufmerksam, dass im Zuge der öffentlich-rechtlichen Einsparnotwendigkeiten alle Bereiche kürzen müssen – auch der Sport.
Teilen – das neue Haben.
„Wir sollten weiterhin mitspielen können!“ bringt er sein Ziel im Hinblick auf die Rechte bei kommenden Großereignissen auf den Punkt und schiebt als Beispiele hinterher, dass man etwa nicht immer selbst produzieren müsse, aber zumindest übertragen oder mehrere Sender sich z.B. bei einer Fußball WM zukünftig engagieren. Und dass insbesondere der SWR hervorragende Köpfe habe, sehe man auch daran, dass viele davon in der ARD als Kommentatoren oder in der Moderation im Einsatz sind – darunter Tom Bartels, Lea Wagner, Michael Antwerpes, Désirée Krause, Christina Graf, Philipp Sohmer, Jens Jörg Rieck oder Julia Metzner.
„Sport tut auch dem Kopf gut, das wussten schon die alten Griechen.“
Zentrales Thema in der Diskussion war neben Rechtevergabe und Sparkurs auch die Bedeutung des Sports als Kitt der Gesellschaft. Die wichtige soziale und gesellschaftliche Funktion des Sports gelte es sichtbarer zu machen und wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken, wie es Sportnetzwerker Manfred Boschatzke forderte. Das sei eine Aufgabe des SWR und der Verbände gleichermaßen. „Auf Baden-Württemberg bezogen kann ich sagen, dass 40 Prozent im organisierten Sport zuhause sind, wir sind die größte Bürgerinitiative, die es gibt“, so Gundolf Fleischer, Präsident Badischer Sportbund Freiburg und SWR Rundfunkrat. Theresa Schopper, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg ergänzte: „Der Sport ist ein Anker: Für Menschen sämtlicher Herkunft und aller Altersspannen. Eines der wenigen Lagerfeuer, die wir noch haben.“ Thorsten Bierkamp, Präsident Badischer Schwimmverband, verwies auf den Schulsport, der seiner Meinung nach in keinem guten Zustand sei: „Die Motorik wird immer schlechter. Es sind verschiedene Faktoren, die dafür verantwortlich sind. Dass das in der Sportschau aufgenommen wurde und Herr Antwerpes sagte: ‚Sport tut auch dem Kopf gut, das wussten auch schon die alten Griechen‘, das ist wichtig.“ Lena Lütt, Cheerleading & Cheerperformance-Verband Rheinland-Pfalz, hob die Bedeutung von Vorbildern im Sport hervor: „Es ist superwichtig, dass die Kinder und Jugendlichen Vorbilder im Sport haben. Die Sportangebote, die Sportvereine sind da. Was fehlt, sind die Kinder. Vorbilder in den Medien sind wichtig.“
In der ARD Mediathek wird der Sport immer beliebter, sowohl mit stark steigenden Zugriffszahlen bei Livestreams als auch bei Sport-Dokus. Spätestens seit „Being Jan Ullrich“ ist klar, dass Dokus aus dem Sportbereich eine riesige Fan-Gemeinde haben. Vom SWR Sport kommt pünktlich zu den Olympischen Spielen die Doku-Serie „60 Sekunden Perfektion“ ab dem 15. Juli in die ARD Mediathek. Die vierteilige Reihe begleitet deutsche Ausnahmeturnerinnen und -turner auf ihrem Weg nach Paris. Darüber hinaus gibt es auch noch eine Doku über die in Freiburg geborene Breakerin Jilou im Rahmen der Reihe „Generation F“.
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Außerdem war der Austausch auch eine Gelegenheit für den SWR Sportchef, mit Vorurteilen aufzuräumen: Die meisten glauben, dass dem Fußball der größte Anteil der Berichterstattung innerhalb der ARD zukommt. Tatsächlich ist es aber der Wintersport. Verblüffen konnte er die Gäste auch mit der Erklärung, warum die vermeintliche Randsportart Bobfahren überproportional im Programm vorkommt: „Bei denen kann man Tag und Nacht anrufen, wenn Rennen verschoben werden müssen, damit sie in die Sendezeiten passen, sind die Bobfahrer maximal flexibel und schließen jede Lücke“.
Tom Bartels, der zuletzt das Spiel Deutschland-Ungarn in Stuttgart kommentiert hatte, gab bei „Sport trifft SWR“ einen authentischen und leidenschaftlichen Einblick in seine Arbeit als Sport-Kommentator und auch eine Vorstellung davon, was für eine Grenzbelastung so eine Tätigkeit mit sich bringt:
Enorm wichtig ist für ihn deshalb: „Eine sehr gute Vorbereitung“. Unzählige Statistiken, eigene Recherchen und alle aktuellen Spiele anschauen sind da der Grundstock für das „Fußball-Fakten-Wimmelbild“, das Bartels für jedes Spiel erstellt. Und wenn dann Manuel Neuer mit vollem Einsatz seines rechten Beines ein Tor verhindert, dann weiß er, dass der Torwart es einsetzt, obwohl er sich diesen Unterschenkel gebrochen hatte.
„Mach ihn!“
Wenn alles rund läuft für Kommentator und Nationalmannschaft, so wie beim WM Finale 2014 in Rio als Deutschland Weltmeister wurde, dann bekommen Bartels Sätze zum entscheidenden Tor sogar einen besonderen Platz. „Mach ihn – er macht ihn. Mario Götze!!!“ – so kommentierte er das Siegtor. Nun ziert sein Satz „Mach ihn!“ zusammen mit anderen berühmten Reporter-Sprüchen eine Briefmarken-Sonderedition.
Sport-Moderatorin Désirée Krause, die ebenfalls mit dabei war, betonte, wie wichtig es ist, junge Menschen in ihrer Sprache anzusprechen:
Der intensiven Diskussion und den Einblicken folgte ein Get-together mit vielen persönlichen Gesprächen, während gleichzeitig auch die 18-Uhr-Spiele verfolgt wurden. Das Fazit von SWR Sportchef Harald Dietz: „Ein sehr konstruktiver Austausch mit großer Wertschätzung der SWR-/ARD-Sportangebote mit dem beiderseitigen Wunsch nach mehr regionalen Geschichten und Ideen.“