Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann jeden treffen. Ob man ihn überlebt, hängt in Deutschland stark davon ab, wo es passiert. Denn regional gibt es große Unterschiede in der Notfallversorgung – mit dramatischen Folgen für tausende Patienten. Doch warum sind die Unterschiede so gravierend? Dazu hat der SWR eine umfangreiche Recherche gestartet. Die Ergebnisse zeigen zwei spannende Dokumentationen, zu sehen am 16. Juli, 23 Uhr im Ersten in der ARD Story „Notfall Rettung – Wenn die Hilfe versagt“ und am 17. Juli, 20:15 Uhr im SWR mit „#Notfall Rettung im Südwesten“. Dort nimmt der Wissenschaftsjournalist und Arzt Patrick Hünerfeld das Publikum mit auf eine spannende Recherche, ist als Reporter mit Rettungsdiensten unterwegs, erlebt berührende Schicksale, deckt Missstände auf und fragt, wie es besser laufen könnte. Detaillierte Rechercheergebnisse werden zum Sendetermin auf einer interaktiven Website veröffentlicht. Beide Dokus stehen ab dem 17. Juli in der ARD Mediathek.
Zehntausend Menschen könnten gerettet werden
Bei besserer Notfallversorgung könnten zehntausend Leben im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands gerettet werden, schätzt Prof. Jan-Thorsten Gräsner, einer der renommiertesten Reanimationsexperten in Europa. Im SWR Film sagt er: „Ich glaube, es läuft in Deutschland insofern etwas falsch, als wir nicht an jedem Ort zu jeder Zeit die gleich gute, gleich qualitativ perfekte Versorgung bekommen.“
Datenabfrage zeigt Versorgungslücken
Im Rahmen des SWR Projekts wurde an alle 300 deutschen Rettungsdienstbereiche ein umfangreicher Fragenkatalog geschickt. Auf dieser Basis ist es erstmals möglich, die Versorgungsqualität der Notfallrettung bei Herz-Kreislauf-Stillständen in ganz Deutschland detailliert zu beurteilen. Dabei zeigt sich, dass fachlich anerkannte Standards zur Versorgung dieser Notfälle vielerorts nicht erfüllt werden. So gibt es in vielen Rettungsleitstellen keine standardisierte Notrufannahme, die im Notfall wertvolle Zeit spart. Auch die von Reanimationsexperten geforderten modernen First-Responder-Systeme, durch die freiwillige Ersthelfer schnell zum Notfall-Patienten gebracht werden können, sind in den meisten Rettungsdienstbereichen noch nicht etabliert.
Grundrechte beeinträchtigt durch Defizite in der Notfall-Versorgung?
Dass durch Defizite in der Versorgung Grundrechte von Notfall-Patienten beeinträchtigt sein könnten, darauf weist der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht Prof. Udo Di Fabio hin. Er hat für die Björn-Steiger-Stiftung ein Gutachten zur Notfall-Rettung erarbeitet und sieht hier dringenden Handlungsbedarf für Bund und Länder: „Wenn Defizite im Rettungssystem (…) auftreten, die die Menschen beschädigen in ihrer Gesundheit, dann hat das verfassungsrechtlich tatsächlich Konsequenzen. Nämlich die Konsequenz, dass Bund und Länder – der Staat also – zu wenig getan hat, ein System (…) nicht modernisiert hat, das jetzt steigenden Anforderungen und Ressourcenengpässen nicht gewachsen ist.“ In jedem einzelnen Glied der Rettungskette müsste demnach nachgebessert werden.
Interaktive Daten-Story auf SWR.de
Parallel zur Ausstrahlung der beiden Dokumentationen präsentiert der SWR eine interaktive Website, die die Rechercheergebnisse personalisierbar macht. Nach Auswahl eines Ortes und einer Altersangabe erfahren Nutzerinnen und Nutzer, wie gut die Notfallrettung vor ihrer Haustür funktioniert.
„Notfall Rettung“
ARD Story „Notfall Rettung“ am 16.7.2024 als 45-minütige Doku im Ersten.
„#Notfall Rettung im Südwesten“ am 17.7.2024 im SWR.
Beide Dokus stehen ab dem 17. Juli in der ARD Mediathek zum Abruf bereit.
Interaktive Daten-Story zur Ausstrahlung auf SWR.de.
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