Welche Bedeutung hat die Comedy „Almania“ für die ARD-Mediathek?
Mit „Almania“ sprechen wir eine junge, sehr diverse Zielgruppe an, die wir so bisher eher weniger als User*innen in der Mediathek haben. Aktuell müssen fiktionale Inhalte nicht nur qualitativ, im internationalen Streamingkontext, überzeugen, darüber hinaus müssen sie den Lebensrealitäten adressierter Communities entsprechen. Es geht uns auch um Inhalte, die ein gewisses Aktivierungspotential in einer Community haben und dieses nutzen, um die der ARD verlorengegangenen Zuschauergruppen, auf die Plattform zu holen und zu unterhalten.
Spricht Phil Laude als YouTube-Star die Zielgruppe der ARD-Mediathek überhaupt an?
Vorrangig wollen wir mit den neuen Mediatheksinhalten Zuschauer*innen zwischen 30 und 49 Jahren ansprechen. Durch die Integration von funk schließen wir aber Inhalte für 14- bis 29-Jährige nicht aus. Phil Laude bringt eine große Fanbase aus dem YouTube- und Socialmedia-Kosmos mit, welche eben jenes Aktivierungspotential innehat. Gelingt es uns, über eine gut konzipierte Distributionsstrategie, mittels Assets, einen Teil der Fanbase auf die Plattform zu holen, hoffen wir auch mit weiteren Inhalte attraktiv zu sein und so das Image der ARD bei den jüngeren Zuschauer*innen etwas verbessern zu können. Wir denken, dass Phil Laude, alias Frank Stimpel, als eigensinniger Alman, auf eine humorvolle Weise tiefsinnige gesellschaftliche Probleme thematisieren kann. Jung und dynamisch von funk konzipiert, aber dennoch auch für Zuschauer*innen über 30 ein attraktives Angebot. Die ARD-Mediathek will eben nicht mehr nur „Sendung verpasst“ sein, sondern mit eigens für sie konzipierten Inhalten ein Publikum ansprechen, das über die linearen Inhalte zu wenig geboten bekommt.
Welchen Anklang findet das Genre Comedy in der ARD Mediathek insgesamt?
Comedyformate sind gefragt. Bisher haben wir vorrangig jene Formate, die für eine gute lineare Quote, also ein Publikum 50+ Jahre, hergestellt und auch von dieser Altersgruppe in der Mediathek konsumiert werden.
Diese Inhalte unterscheiden sich jedoch stark von Sehgewohnheiten, die jüngere Generationen durch amerikanische Sitcoms, oder von Comedyformaten, welche für z.B. YouTube hergestellt werden, gelernt haben. Humorvolle Formate für die Zielgruppe 30-49 Jahre zu konzipieren ist eine Kunst für sich und gelingt nicht immer gleich. Wir werden hier sicherlich die verschiedensten Ansätze in den kommenden Jahren ausprobieren, mit und ohne regionale Färbung, mal sehr spitz, mal etwas breiter in der Ansprache. Wir benötigen ein vielfältiges Angebot, nicht mehr ein Programm für alle. „Almania“ setzt dafür wichtige Maßstäbe. Diversität ist hier keine Checkliste, sondern fester Bestandteil des Contents. Und davon benötigen wir viel mehr.
Johannes Hauer © Nils Schwarz
SWR
Nils Schwarz