Junger Dokumentarfilm 2022

Wo ist mein Safe Space? Fünf Frauen gegen strukturellen Rassismus

Stand

Ein Film von Emilia Wieding

Seit wenigen Jahren gibt es eine intensivere Diskussion über strukturellen Rassismus in Deutschland. Etliche Talkshows später eine Zwischenbilanz: Ein großer Teil der Bevölkerung findet, dass nicht genug getan wird, ein anderer findet die Anforderungen übertrieben. Es bleibt die Frage – tut die Gesellschaft wirklich etwas gegen die rassistischen Strukturen oder verliert sie sich in öffentlichen Debatten darüber?

Autorin Emilia Wieding zum Film

Stereotype schon in der Schule?

„Unsere Schulbücher sind oft rassistisch geprägt.“, Yasmin. Yasmin Nasrudin, Samrawit Araya und Teresa Heinzelmann setzen genau da an, denn gerade in den Schulen würde die rassistische Sozialisierung beginnen. Wie werden nicht-weiße Menschen in Schulbüchern dargestellt, welche Bilder zeichnen alte Volkslieder aus Vorkriegszeiten? Die drei Frauen setzen sich für die antirassistische Überarbeitung des Bildungsplanes in Baden-Württemberg ein. Und somit dafür, dass sich die nächste Generation schwarzer Schüler:innen in den Schulen sicher fühlen kann. Sie wollen dafür sorgen, dass diesen Schüler:innen keine rassistischen Stereotype in Schulbüchern begegnen, dass sie deutsch-afrikanische Geschichte kennen und sich positiv repräsentiert fühlen. Was in den Schulen beginnt, führt sich fort in der deutschen Sprache. Als ein Gericht 2019 urteilte, dass ein AfD Abgeordneter „N**er“ sagen durfte, packte Charlotte der Frust und sie startete umgehend eine Petition an die Bundesregierung, das N-Wort rechtlich als rassistische Beleidigung anzuerkennen. „Das war ein Schlag in die Magengrube. Ich dachte, es sei allen klar, dass dieses Wort extrem entmenschlichend für uns ist.“, Charlotte. Zweieinhalb Jahre später konnte sie die Petition überreichen.

Über Rassismus reflektieren

Nicole Chilaka-Ukpo, selbst weiß, versucht, weiße Menschen über ihre Privilegien aufzuklären und sie, wie sie meint, auf ihren unbewusst erlernten Rassismus aufmerksam zu machen. Sie selbst hat früher gedacht, dass Rassismus der Vergangenheit angehört und sich selbst nicht hinterfragt. Durch ihre schwarzen Kinder hat sie irgendwann angefangen, sich mehr mit dem Thema auseinander zu setzen und realisiert, dass auch sie sich reflektieren musste, um ihren eigenen Rassismus zu erkennen. „Es ist unsere Aufgabe als weiße Mehrheitsgesellschaft, Rassismus zu dekonstruieren.“, Nicole.

Ein Safe Space für Jede:n

Alle Protagonist:innen versuchen, Räume ein wenig sicherer für People of Color zu machen. In der Schule, in der Sprache und im Bewusstsein der Gesellschaft. Mit diesem Vorhaben stoßen sie jedoch nicht selten auf Hürden, Widerstand und damit auch an ihre emotionalen Grenzen. Der Film zeigt nicht nur, wie die Aktivistinnen Safe Spaces für andere schaffen, sondern auch warum sie sie selbst brauchen, wenn der Widerstand zu groß wird.

Drei Aktivistinnen auf einem Sofa: Yasmin Nasrudin, Samrawit Araya und Teresa Heinzelmann
Yasmin Nasrudin (l.o.), Samrawit Araya (l.u.) und Teresa Heinzelmann (r.) - Sie kämpfen gegen Rassismus im Bildungssystem. © SWR/DOMAR Film/Verena Mühling Bild in Detailansicht öffnen
Charlotte Nzimiro bei der Übergabe der Petition "N-Wort stoppen!"
Charlotte Nzimiro (Mitte) bei der Übergabe der Petition "N-Wort stoppen!". © SWR/DOMAR Film/Verena Mühling Bild in Detailansicht öffnen
Nicole und Jeff Chilaka-Ukpo
Nicole und Jeff Chilaka-Ukpo. © SWR/DOMAR Film/Verena Mühling Bild in Detailansicht öffnen
Aktivistin Charlotte Nzimiro setzt sich unter anderem mit einer Petition gegen die Verwendung des diskriminierenden N-Worts ein.
Aktivistin Charlotte Nzimiro setzt sich unter anderem mit einer Petition gegen die Verwendung des diskriminierenden N-Worts ein. © SWR/DOMAR Film/Verena Mühling Bild in Detailansicht öffnen
Yasmin Nasrudin - sie kämpft gegen Rassismus im Bildungssystem
Yasmin Nasrudin - sie kämpft gegen Rassismus im Bildungssystem. © SWR/DOMAR Film/Verena Mühling Bild in Detailansicht öffnen
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SWR