Junger Dokumentarfilm 2023

Marokkos verlorene Kinder

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Ein Film von Benjamin Rost

In Melilla, der spanischen Exklave auf marokkanischer Seite, steht der größte Grenzzaun des Kontinents. 12 Meter hoch. Schwer bewacht von marokkanischem Militär und auf spanischer Seite von dutzenden Grenzpolizisten mit automatischen Waffen.

Ausnahmezustand als Lebensrealität

Die marokkanischen Jugendlichen Imad (15), Nourdine (17), Walid (18) und Hamza (17) leben in einer Höhle unter dem Leuchtturm von Melilla. Jede Nacht brechen sie in den Hafen ein und versuchen, auf die Schiffe zu klettern, die zum spanischen Festland fahren. Im Schatten der Felsen haben sie eine Mikrogesellschaft gegründet – mit eigenen Hierarchien, Gesängen und Regeln. Der Film begleitet die Jugendlichen fünf Jahre lang. Von ihrem Leben in den Höhlen bis zu ihren Fluchtversuchen nach Spanien. Sie nennen sich selbst: Harragas - diejenigen, die ihre Pässe, die Grenzen und ihr Leben verbrennen.

Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Die Kamera ist dabei, wenn sich die Jugendlichen bei der Verfolgung durch die Polizei selbst mit ihren Handys filmen oder bei den stundenlangen Video-Telefonaten mit ihren Müttern. Sie offenbaren dabei ihre intimsten Geheimnisse und Gefühle. „Sohn, ich unterstütze, was du tust“ , sagt eine der Mütter am Ende eines Telefonats und legt schluchzend auf. Es sind die Widersprüche, die im Film immer nahe beieinander liegen. Die Mutter weiß genau, dass ihr Sohn sein Leben riskiert, aber sie weiß auch wofür: den Traum von einem besseren Leben in Europa, das ihm vielleicht ermöglicht, Geld nachhause zu schicken und die Familie aus der desolaten Situation der Armut in Marokko zu befreien.

Einzelschicksale stehen für Massenphänomen

Der Film zeigt die Lebenssituation der Kinder- und Jugendlichen, die zu Tausenden an den Grenzen Europas warten, mitten in der Pubertät, ohne Eltern und ohne vorgegebene Strukturen – und mit wenig Perspektiven.

„Marokkos verlorene Kinder“ am 2. November 2023 um 23:15 Uhr im SWR Fernsehen und in der ARD Mediathek

Regisseur Benjamin Rost über seinen Film

Junger Dokumentarfilm 2023: Marokkos verlorene Kinder
Benjamin Rost bei der Recherche in einer Harraga-Gruppe Bild in Detailansicht öffnen
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Benjamin Rost und Jonas Schneider beim Dreh mit Protagonist Walid Bild in Detailansicht öffnen
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Co-Autor Hicham Bourais bei der Arbeit Bild in Detailansicht öffnen
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Harraga-Gruppe Bild in Detailansicht öffnen
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Kameramann Jonas Schneider mit Protagonist Hamza Bild in Detailansicht öffnen
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Kameramann Jonas Schneider in einer Harraga-Höhle Bild in Detailansicht öffnen
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Bei der Überfahrt mit Walid nach Spanien (v.l.n.r.: Jonas Schneider, Walid, Hicham Bourais) Bild in Detailansicht öffnen
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SWR