... zur Frage, warum sie ein Fitnessstudio als Spielort ihrer Serie gewählt haben:
Gregory Kirchhoff: Wir finden dieses Fitnessstudiosetting so großartig, weil man dort die Möglichkeit hat, alle Arten von Menschen und Milieus zusammenzubringen. Denn das ist ja eigentlich der Kern eines Gyms. Deshalb war uns wichtig, dass es weder ein super fancy, noch ein dorfiges Fitnessstudio ist, in denen sich jeweils spezielle Milieus bilden, sondern etwas in der Mitte, wo wir die meisten unterschiedlichen Arten von Menschen zusammenbringen konnten und es auch immer wieder zu Culture Clashes kommen kann.
Daniel Takla Zehrfeld: Wir hatten auch immer das Gefühl, dass man in so einem Gym unendliche viele unterschiedliche Geschichten erzählen kann, weil immer verschiedene, auch immer wieder neue Menschen kommen. Das ist für eine Sitcom, vor allem, wenn alles an einem Ort spielen soll, natürlich total reizvoll. Im Lauf der Jahre haben wir so viele Ideen für dieses Setting entwickelt, dass das voll aufgegangen ist. Es ist auch ein Ort, an dem viele relevante Themen aufkommen. Ein paar davon haben wir auch einbezogen, wie Belästigungen, Bodyshaming, wie gehen unterschiedliche Menschen miteinander um etc. Das kann man dort alles richtig gut abhandeln.
... zur Frage, woher ihre Leidenschaft für Comedy stammt:
Daniel Takla Zehrfeld: Zum einen ist es die Inspiration durch Serien wie „It’s Always Sunny in Philadelphia“, „Curb the Enthusiasm“ und „The Office“. Aber gerade jetzt, wo es gefühlt überall in der Welt sehr ernst ist und die Themen, die uns bewegen, immer ernster werden, ist es auch schön, mal wieder Escapism zu haben, ein bisschen zu entfliehen und Spaß zu haben. Das wollten wir mit unserer Comedy erreichen, dass man sich kurz in eine witzige Welt zurückziehen kann.
Gregory Kirchhoff: Das würde ich genauso unterschreiben. Es gibt gerade so viele Projekte, die sich mit Zukunftsthemen beschäftigen, mit AI, mit allem, was auf der Welt passiert, da finde ich es so entspannend und erfrischend, diese normalen Menschen interagieren zu lassen und zu beobachten, wie sie an einem ganz normalen Ort wie einem Fitnessstudio in Deutschland miteinander umgehen. Das ist für mich das Schöne daran und das, was ich zurzeit oft vermisse.
Daniel Takla Zehrfeld: Das heißt ja nicht, dass wir in unserer Serie nicht auch wichtige, aktuelle Themen verhandeln. Wir wollten aber auch Episoden haben, die einfach Spaß machen, wo es eigentlich um nichts geht, als den Charakteren zuzusehen, wie die von einem Fettnäpfchen ins nächste rennen und sich gegenseitig aufhetzen und einfach nur Spaß haben.
... zu spitzem Humor in ihrer Serie:
Gregory Kirchhoff: Das war eine Gratwanderung. Auch weil wir wollten, dass die Show bei aller Zuspitzung realitätsnah bleibt. Das Setting im Fitnessstudio fordert dazu heraus, laut und bunt und actionreich zu sein, und zum Teil sind wir dann auch in die Richtung gegangen. Trotzdem haben wir versucht, so viel Realität wie möglich hereinzubringen. Daniel und ich sehen es beide so, dass es viel witziger ist, wenn die Momente als authentisch und glaubhaft erlebt werden.
... zum Look und der Musik
Daniel Takla Zehrfeld: Wir wollten für die Zuschauer eine Wohlfühloase schaffen. Wo man sich für diese sechs Episoden als Zuschauer nicht eingeengt fühlt. Das Fitnessstudio ist so ein umgrenztes Setting, da bestand die Gefahr, dass wir die Zuschauer:innen verlieren, weil alles so erdrückend wirkt. Deshalb wollten wir den Raum mit Helligkeit und den Farben ein wenig öffnen.
Gregory Kirchhoff: Einerseits wollten wir ein total abgeranztes, altes Studio zeigen, gleichzeitig wollten wir es aber auch gemütlich machen. Wir hatten aber auch das Gefühl, dass sich das gut miteinander verbinden lässt, mit den Palmen zum Beispiel, die fast so ein Miami-Vice-Ding hineinbringen. Das Studio ist ja die alte Welt von Raimund, der in den 80er Jahren damit gestartet ist. Und dann kommt Theo rein und packt seinen modernen Look in zwei, drei Ecken, und dadurch wirkt das noch komischer als vorher. Also wir wollten eine Sauce aus verschiedenen Zeiten, nichts passt wirklich zusammen, aber trotzdem fühlt man sich wohl.
Daniel Takla Zehrfeld: Auch bei der Musik wollten wir, dass die Zuschauer sich damit wohlfühlen. Sie wiederholt sich ja auch immer wieder in den Episoden, und wir wollten auf jeden Fall einen Wiedererkennungswert schaffen. Wir setzen Musik gezielt zwischen den Szenen ein, es gibt eigentlich nie Musik auf einer Szene. Für uns war das ein Stilmittel, um über die Musik mit diesem positiven Gefühl und mit der Pointe aus der vorherigen Szene den Spaß in die neue mitzunehmen und auch eine gewisse Vorfreude zu schaffen.
... zur Verarbeitung von Klischees in einer Comedy:
Gregory Kirchhoff: Wir benutzen definitiv auch Klischees. Bei unseren Hauptdarsteller:innen war uns aber wichtig, dass sie eigene Charaktere mit besonderen Facetten sind, die auch überraschend sind.
Daniel Takla Zehrfeld: Beim Thema Influencer arbeiten wir ganz bewusst mit Klischees, auch weil Theos Charakter in dieser Hinsicht so einladend ist. Weil er das selbst auch eher spielt und gar nicht wirklich ist. Sobald wir es dann, zum Beispiel in Episode zwei, wirklich mit Influencern zu tun haben, wenn du denen sagst, hey, du bist voll die nette Influencerin, siehe Melba Mainhardt, dann antwortet sie, nenn mich bitte nicht so. Das sind ja auch Personen, für die das vielleicht negative Konnotationen hat. Das Klischee bringt also gerade Theo rein, der selbst eigentlich gar nicht genau weiß, was er damit machen will. Ich finde es schön, dass er am Ende über diese ganze Influencermasche, die er am Anfang noch aufzieht, hinauswächst.