Haltung | 20.12.2019

Spießer-Fernsehen

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Heute war ich zwei Stunden lang live bei SWR1 Leute im Radio. Dabei habe ich auf Hörerfragen geantwortet und mit dem Moderatoren Wolfgang Heim über alle möglichen Themen gesprochen. Das Ganze in sehr freundlicher Atmosphäre. Nur einmal ging mir fast der Hut hoch.

Der Moderator konfrontierte mich mit Aussagen des Medienjournalisten Hans Hoff. Der hatte in den Dritten Programmen der ARD „brutale Spießigkeit“ ausgemacht. Die Dritten seien „gut in der Bespaßung von anspruchslosen Rentnern“. Bei „anspruchslosen Rentnern“ erhöhte sich mein Puls bereits, aber dann kam auch noch der Vorwurf, dass in den Dritten Programmen überall „beschwipste Landfrauen“ kochen. Das war dem Landei Kai Gniffke dann vollends zu viel. Wenn Journalisten weiter am Vertrauensverlust von Medien arbeiten wollen, dann müssen sie genau solche Sätze formulieren. Wer all das, was nicht diesem (Großstadt-) Geschmack entspricht, als spießig diffamiert, muss sich nicht wundern, wenn sich große Bevölkerungsteile nicht mehr ernst genommen und abgehängt fühlen.

Ich komme nun mal vom Land. Ich weiß, was Landfrauen in den vergangenen Jahrzehnten geleistet haben. Die haben mehr zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft beigetragen als so mancher süffisant formulierte Artikel, der sich mal eben über diese Menschen erhebt. „Anspruchslose Rentner“ – das finde ich wirklich eine Zumutung. Man kann den SWR und seine Programme kritisieren, auch hart kritisieren. Damit setze ich mich gerne auseinander. Wenn man aber unser Publikum nicht ernst nimmt oder sich gar darüber erhebt, dann befördern wir weiterhin die Spaltung der Gesellschaft, statt zu respektvollem Diskurs in unserer Gesellschaft beizutragen.

So, das musste raus. Heute Mittag in der Sendung und jetzt hier.

Ihr Kai Gniffke

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SWR