Der Moderator konfrontierte mich mit Aussagen des Medienjournalisten Hans Hoff. Der hatte in den Dritten Programmen der ARD „brutale Spießigkeit“ ausgemacht. Die Dritten seien „gut in der Bespaßung von anspruchslosen Rentnern“. Bei „anspruchslosen Rentnern“ erhöhte sich mein Puls bereits, aber dann kam auch noch der Vorwurf, dass in den Dritten Programmen überall „beschwipste Landfrauen“ kochen. Das war dem Landei Kai Gniffke dann vollends zu viel. Wenn Journalisten weiter am Vertrauensverlust von Medien arbeiten wollen, dann müssen sie genau solche Sätze formulieren. Wer all das, was nicht diesem (Großstadt-) Geschmack entspricht, als spießig diffamiert, muss sich nicht wundern, wenn sich große Bevölkerungsteile nicht mehr ernst genommen und abgehängt fühlen.
Ich komme nun mal vom Land. Ich weiß, was Landfrauen in den vergangenen Jahrzehnten geleistet haben. Die haben mehr zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft beigetragen als so mancher süffisant formulierte Artikel, der sich mal eben über diese Menschen erhebt. „Anspruchslose Rentner“ – das finde ich wirklich eine Zumutung. Man kann den SWR und seine Programme kritisieren, auch hart kritisieren. Damit setze ich mich gerne auseinander. Wenn man aber unser Publikum nicht ernst nimmt oder sich gar darüber erhebt, dann befördern wir weiterhin die Spaltung der Gesellschaft, statt zu respektvollem Diskurs in unserer Gesellschaft beizutragen.
So, das musste raus. Heute Mittag in der Sendung und jetzt hier.
Ihr Kai Gniffke
Kommentare (3)
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Spießer? Da drängt sich mir dieser Werbe-Spot auf: „Du Papa - wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden!“ In der "Süddeutschen Zeitung" macht sich Gerhard Matzig (28.02.05) über die biedermeierlichen Kinder und jugendlichen Neo-Konservativen der ewig progressiven "68-er"-Eltern-Generation dazu seine eigenen Gedanken. _ Auf Heise Online am 04.03.2005 schließt der Journalist Mathias Bröckers seinen Beitrag mit dem Satz: „Insofern scheint auch für sie die unausgesprochene Wahrheit der Spießigkeit zu gelten: Spießer sind immer die anderen.“ __ Wahrheit, dazu sendet NDRinfo das ARD radiofeature am So. 26.01. um 11:05 Uhr: "...der Wahrheit verpflichtet" Über den Machtverlust des Journalismus, Von Tom Schimmeck SWR 2020 __ Hinzugenommen die SWR Internetseite "Medienkompetenz", weiter zu BILDUNGSPROJEKT FÜR GRUNDSCHULEN Medienrechte für Kinder, mit der 36-Seitigen Broschüre. _ Spießig?
Dieser Blog-Beitrag schließt mit Worten: „So, das musste raus.“ [1] _ Nun ist überaus wichtig nichts bei sich zu behalten was sich belastend auf die eigene Verfassung auswirken würde! __ [1] 2010.11.15 Auskotzen und Erbrechen __ Lass es raus! - So sagt man - Kotz dich aus! - Gemeint damit: jenes, was einen belastet, nicht bei sich zu behalten! __ Erbrechen, ist die körperliche Ebene, die zu Erbrochenem _ führt, dem Auswurf der zu liegen kommt. __ Auskotzen, ist die innerliche Ebene, die zu der Erkenntnis _ führt, nichts in sich zu behalten, was einen belastet. __ Wie fühlt sich jeder, der sich so r i c h t i g ausgekotzt hat? _ Befreit, entledigt dessen, was sich belastend auf das Innerste gelegt hat. __ Es ist so w i c h t i g, jemanden zu haben, bei dem man sich so r i c h t i g auskotzen kann! _ von J. Eichelhaeher (?-?) deutscher Aphoristiker, Frei-Denker, Humorist und Humanist
Ja da regt sich der Herr Gniffke über den freien Jornalisten Hans Hoff auf, der mal die Wahrheit sagt. Aber das können die Herren im öffentlichen zwangsfinanzierten Fernsehen ja nicht vertragen. Selbst aber produzieren Sie Sendungen (die tausender im Südwesten) in dem ein privat Mann über einen kleinen Gastrinomiebetrieb in absoluter primitiver Weise abledern darf. Der nette Herr Gniffke meint dazu nur das muss man aushalten. Da der Betrieb sich erlaubt hat diese Sendung zu kritisieren hat man am 28.12.2019 den Beitrag zu bester Sendezeit wiederholt. Hier will man wohl die Macht des großen SWR demonstrieren wie man mit einem kleinen Gastronomiebetrieben umgeht. Recht hat der Herr Gniffke wenn er sagt, dass man mit solchen Sendungen die Spaltungen der Gesellschaft vorantreibt. Sind solche Sendungen im Auftarg des öffentlichen Auftrags gedeckt ? auf die ihre Meinung offen sagen.
Ich habe dem Grundvorwurf von Herrn Hoff widersprochen, weil ich finde, dass wir uns nicht über die Menschen erheben dürfen, die genau das Programm im SWR Fernsehen schätzen. Und bestimmt gibt es auch im Einzelnen genügend Ansätze, um auch mal Kritik zu üben. Dazu zählt aber auch, dass in journalistischen Beiträgen Menschen zu Wort kommen, deren Meinung nicht immer jedem passen muss. So vielfältig ist zum Glück eine demokratische Gesellschaft.
Die sogenannten "dritten Programme," wie sie früher immer hießen, sind alles andere als spießig. Egal welchen Sender der ARD ich schaue, es sind oftmals lehrreiche und erstaunliche Sendungen dabei. Ich will jetzt nicht alles aufzählen, aber sogar meine 17jährige Tochter schaut sich sehr oft auf SWR und anderen ARD-Regionalprogrammen Sendungen an. Obwohl wir im Norden wohnen, ist Ihr Favorit der SWR. Und die ist alles andere als spießig. Natürlich wird es immer Beiträge geben, die dem einem oder anderen nicht gefallen, dafür ist das Zuschauerspektrum zu reichhaltig. Jedoch ärgert mich, dass vieles nie mehr aus den Archiven geholt wird. Rechtefragen werden vorgegeben. Oftmals sind die aber schon vor Jahren gerichtlich vom EuGH geklärt, sind aber unbekannt, was mich sehr wundert. Denn da wurde manche Tür bereits sperrangelweit geöffnet. Warum also in diesem Punkt so zauderhaft? Frohes Fest!
Lieber Herr Gillmann, es freut mich sehr, dass Ihnen und Ihrer Familie das SWR Fernsehen so gut gefällt. Und in der Tat: Es ist ärgerlich, wenn bestimmte Sendungen in den Archiven liegen, wir diese aber (und eben leider doch aus Rechtefragen) nicht einfach so zeigen können. Genau deshalb habe ich aber auch in meiner To-do-Liste (im neuen Blogeintrag) geschrieben, wie wichtig es mir ist, das Thema Rechte in diesem Jahr anzugehen.