Der Staatsvertrag schreibt die drei Standorte fest. Deshalb sind sie da. Und sie bleiben da! Kein Standort steht zur Disposition. Aber muss man deshalb alle strategischen Fragen mit dem Standort-Rechenschieber beantworten? Natürlich nicht, das wäre Unfug. Vielmehr gehen wir strategische Fragen von der Sache her an. Die erste Feststellung heißt: Nicht alle müssen alles machen. Dann müssen wir feststellen: Welcher Standort hat welche Stärken? Wer kann was? Nächster Schritt: Was können wir wo sinnvoll bündeln, damit wir nicht wertvolle Kraft vergeuden? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, gehen wir an die Verteilung von Aufgaben.

Früher wären sofort vorwurfsvoll die Fragen gekommen: Warum kommt das Innovationslabor nach Baden-Baden? Wieso bekommen Stuttgart und Mainz die Zuständigkeit für Social? Weshalb sollen Radio-Nachrichten nur noch an einem Standort produziert werden? Diese Reflexe gewöhnen wir uns langsam ab. Die Neuorganisation der Nachrichten unter dem Titel SWR Aktuell 2.0, bei dem wir Aufgaben neu verteilen, ist dafür gewissermaßen der Lackmustest.

Schaffen wir es wirklich, solche Aufgabenverteilungen künftig ohne Egoismen hinzubekommen? Ich bin zuversichtlich, denn die Geschäftsleitung lebt es vor. Die Barrieren zwischen den Direktionen und Standorten werden kleiner und durchlässiger. Das funktioniert nur auf der Basis von Fairness und Vertrauen. Das heißt, dass die Flexibilität des einen Standorts bzw. einer Direktion nicht von anderen ausgenutzt wird. Dann können wir auf den Rechenschieber verzichten. Um es aber ganz offen zu sagen: Es kann gut sein, dass die Beschäftigtenzahl an allen Standorten langfristig nicht exakt so bleibt wie sie ist. Aber wir entscheiden dies dann solidarisch und auf der Basis von Sachargumenten. Und was das wichtigste ist: Zum Wohle des gesamten SWR.
Ihr
Kai Gniffke
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