Woran hat sich der neuerliche Rechtsstreit entzündet? Der SWR hatte im April eine Nachrichten-App für junges Publikum gelauncht. Ziel dieser App ist es, Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren einen verlässlichen Nachrichten-Begleiter zu bieten, der in Aufmachung und Themenauswahl auf das Nutzungsverhalten dieser Generation eingeht. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Mit 4,8 von 5 möglichen Sternen im App Store war die App top bewertet und setzte auch in Bezug auf journalistische Qualität und altersgemäße Aufmachung Standards – Kompliment an das engagierte Team!
Sofort zogen 16 Verlage aus dem Südwesten dagegen vor Gericht, weil diese App aus ihrer Sicht "presseähnlich" und damit unzulässig ist. Das Gericht in Stuttgart schloss sich dieser Sichtweise an und urteilte, dass die Newszone-App als eigenständiges Angebot gar nicht genehmigt sei. Diese Auffassung teilen wir ausdrücklich nicht und gehen deshalb in die Berufung. Wir sind keine Prozesshuber, aber die Gesellschaft erwartet von uns zu Recht Leistung und Innovation. Ein Medienhaus, das solidarisch finanziert ist, muss den Menschen dort ein Angebot machen, wo sie es erwarten. Das hat nichts mit einer Konkurrenz gegenüber Verlagsangeboten zu tun. Im Gegenteil, ich verstehe die schwierige Situation der Print-Häuser angesichts steigender Papierpreise, explodierender Energiekosten und Mindestlohn. Auf der Einnahmeseite stehen dem keine entsprechenden Erlöse aus Digitalangeboten gegenüber. Aber dafür kann der öffentlich-rechtliche Rundfunk nichts. Selbst wenn wir alle Digitalangebote lassen würden, wäre meiner Meinung nach keine signifikante Erlössteigerung bei Verlagen zu erwarten.
Es tut mir nicht nur als SWR-Intendant leid, dass die Newszone-App jetzt down ist. Vor allem als Staatsbürger bedaure ich, dass diese App zunächst ersatzlos vom Markt verschwindet und damit eine Chance vertan ist, junge Menschen an gesellschaftlich relevanten Themen teilhaben zu lassen. Für die Generation Z ist eine News-App ein ganz wichtiger Ausspielweg. Keine gute Idee, genau diesen Weg in einer Situation zu verbauen, in der wir einen gesellschaftlichen Diskurs aller Generationen brauchen, um die großen Herausforderungen unseres Landes zu meistern.
Ein Trost bleibt: Auf der Website von DASDING.de ist Newszone weiterhin für Sie da.
Ihr Kai Gniffke