Persönlich | 9.1.2020

Ciao Lutz

Stand

Gestern Abend war ich bei der Verabschiedung des NDR-Intendanten Lutz Marmor. Heute kann ich sagen, meines „Kollegen“ Lutz Marmor, bis vor einem halben Jahr war er mein Chef. Es war ein toller Abend für einen besonderen Menschen.

Können Sie sich vorstellen, wie komisch es sein kann, wenn der professionelle NDR-Chor in sehr klassischem Stil die Stadion-Hymne des „FC Kölle“ (1. FC Köln) singt? Für den Kölner und FC-Fan Marmor eine von vielen Überraschungen an diesem Abend. Rund 400 Leute hatten echt Spaß bei einem Programm, das sehr launig und angemessen frech von Kai Pflaume moderiert wurde. Es spricht für Lutz Marmor, dass er seine Abschiedsrede mit ganz vielen Worten des Danks an die begonnen hat, die ihn jahrelang begleitet haben. Einer von Ihnen war sein langjähriger Fahrer Erwin Lilischkies, der gemeinsam mit seinem Chef in Ruhestand geht. Die beiden sind ungezählte Kilometer durch den Norden gefahren – oder wie Lutz Marmor meinte, eher tief geflogen.

Das Bild zeigt Kai Pflaume und Erwin Lilischkies, Fahrer von Lutz Marmor
Kai Pflaume und Erwin Lilischkies

Nun kommt Joachim Knuth für den NDR in die Intendantenrunde, die gestern fast vollzählig angetreten war. Da Medienpolitik Ländersache ist, waren auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Schwesig sowie die Länderchefs von Niedersachsen und Hamburg, Weil und Tschentscher am Start – alle drei Länder gehören ja zum Sendegebiet des NDR. In der Gesprächsrunde mit Caren Miosga warf vor allem Manuela Schwesig sehr grundsätzliche Fragen auf. In den kommenden Jahren werde es eine Diskussion über die Frage geben, ob sich die Gesellschaft den öffentlich-rechtlichen Rundfunk überhaupt noch leisten wolle. Für alle war klar: Ja, wir brauchen einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Auch diese nachdenklichen Passagen passten gut zu Lutz Marmor.

Gesprächsrunde bei Verabschiedung von Lutz Marmor
Peter Tschentscher, Manuela Schwesig, Stephan Weil und Caren Miosga

Mich verbinden mit Lutz Marmor 17 gemeinsame Jahre, den Großteil davon während meiner Zeit bei ARD-Aktuell in Hamburg. Ein besonderer Chef. Immer fordernd und ungeduldig, aber stets menschlich, zugewandt und ehrlich. Mit ihm habe ich manch heikle Situation durchgestanden – den medialen Sturm wegen der Tagesschau-App vor ziemlich genau 10 Jahren, den steinigen Weg bis zur Realisierung des neuen Tagesschau-Studios und mehrere hundert Programmbeschwerden gegen Tagesschau-Beiträge, die in den Aufsichtsgremien verhandelt wurden. Immer hat sich Lutz Marmor dabei vor seine Leute gestellt und die Unabhängigkeit journalistischer Arbeit verteidigt. Davon kann ich mir durchaus etwas abgucken. Dafür vielen Dank und Ciao, lieber Lutz.

Ihr Kai Gniffke

Applaus für Lutz Marmor
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Autor/in
SWR

Kommentare (2)

Bisherige Kommentare
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  1. Kommentar von
    Herbert Triemer
    Verfasst am

    "...mehrere hundert Programmbeschwerden gegen Tagesschau-Beiträge, die in den Aufsichtsgremien verhandelt wurden. Immer hat sich Lutz Marmor dabei vor seine Leute gestellt und die Unabhängigkeit journalistischer Arbeit verteidigt. Davon kann ich mir durchaus etwas abgucken. " Das macht mir Angst. Sie sind offensichtlich stolz drauf. So viele Programmbeschwerden und alle haben unrecht? Und jetzt geht es beim SWR so weiter? Sie haben ein sonderbares Verständnis von der Rolle eines Intendanten. Natürlich gehört es zu der Tätigkeit des Intendanten, sich vor seine Mitarbeiter zu stellen. Es gehört aber genau so dazu, auf die Einhaltung von Programmgrundsätzen zu achten und Kritik von Zuschauern ernst zu nehmen.

  2. Kommentar von
    Jue.So Jürgen Sojka
    Verfasst am

    „Können Sie sich vorstellen, …“ Was meinen Sie den Prof. Dr. Kai Gniffke, was wir Schwaben alles können (müssen), die wir in einer lang tradierten Folge bedeutender "Geistesgrößen" uns verpflichtet verstehen?!? _ Nun haben _alle_ Volksgruppen ihre eigenen Vordenker¹, die es gilt in Ehren zu halten. – Den Völkern der 193 Unterzeichnerstaaten der AEMR (Dez. 1948). __ In Ehren halten bedeutet ja, dass die vor uns geborenen in unserer Erinnerung einen beständigen Platz einnehmen, mit dem von ihnen Erarbeiteten. Unsere Begleiter, ob persönlich erlebt, oder, ob der eigenen "späten Geburt", die Hinterlassenschaften aufgenommen und angewandt. | :-) _ Wie im Übrigen von Ihnen ja beschrieben. _ Bei mir ist es der Intendant mit der nach wie vor längsten Dienstzeit und dem jüngsten Antritts-Alter. __ Vordenker¹ – Es ist nach wie vor zu erleben: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Markus 6,1-6