Können Sie sich vorstellen, wie komisch es sein kann, wenn der professionelle NDR-Chor in sehr klassischem Stil die Stadion-Hymne des „FC Kölle“ (1. FC Köln) singt? Für den Kölner und FC-Fan Marmor eine von vielen Überraschungen an diesem Abend. Rund 400 Leute hatten echt Spaß bei einem Programm, das sehr launig und angemessen frech von Kai Pflaume moderiert wurde. Es spricht für Lutz Marmor, dass er seine Abschiedsrede mit ganz vielen Worten des Danks an die begonnen hat, die ihn jahrelang begleitet haben. Einer von Ihnen war sein langjähriger Fahrer Erwin Lilischkies, der gemeinsam mit seinem Chef in Ruhestand geht. Die beiden sind ungezählte Kilometer durch den Norden gefahren – oder wie Lutz Marmor meinte, eher tief geflogen.
Nun kommt Joachim Knuth für den NDR in die Intendantenrunde, die gestern fast vollzählig angetreten war. Da Medienpolitik Ländersache ist, waren auch die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Schwesig sowie die Länderchefs von Niedersachsen und Hamburg, Weil und Tschentscher am Start – alle drei Länder gehören ja zum Sendegebiet des NDR. In der Gesprächsrunde mit Caren Miosga warf vor allem Manuela Schwesig sehr grundsätzliche Fragen auf. In den kommenden Jahren werde es eine Diskussion über die Frage geben, ob sich die Gesellschaft den öffentlich-rechtlichen Rundfunk überhaupt noch leisten wolle. Für alle war klar: Ja, wir brauchen einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Auch diese nachdenklichen Passagen passten gut zu Lutz Marmor.
Mich verbinden mit Lutz Marmor 17 gemeinsame Jahre, den Großteil davon während meiner Zeit bei ARD-Aktuell in Hamburg. Ein besonderer Chef. Immer fordernd und ungeduldig, aber stets menschlich, zugewandt und ehrlich. Mit ihm habe ich manch heikle Situation durchgestanden – den medialen Sturm wegen der Tagesschau-App vor ziemlich genau 10 Jahren, den steinigen Weg bis zur Realisierung des neuen Tagesschau-Studios und mehrere hundert Programmbeschwerden gegen Tagesschau-Beiträge, die in den Aufsichtsgremien verhandelt wurden. Immer hat sich Lutz Marmor dabei vor seine Leute gestellt und die Unabhängigkeit journalistischer Arbeit verteidigt. Davon kann ich mir durchaus etwas abgucken. Dafür vielen Dank und Ciao, lieber Lutz.
Ihr Kai Gniffke