Wie kamen Sie zum Singen?
Das Singen wurde mir mit in die Wiege gelegt. Mein Vater war selbst Sänger, und im Alter von sechs Jahren sang ich bereits im Kinderchor des Stuttgarter Staatstheaters, wo ich ehrlich gesagt meine Zeit lieber verbrachte als in der Schule. So hörte ich schon früh vielen Sängern zu, natürlich auch meinem Vater, der zuhause übte. Der Entschluss zu Singen war nicht von Anfang an da. Es musste aber auf jeden Fall etwas mit Musik oder Schauspiel zu tun haben. Beim Ausfüllen des Anmeldeformulars für die Hochschule überlegte ich lange, was ich da reinschreiben sollte. Denn Klavierspielen, das ich auch von früh auf gelernt hatte, hätte mich ebenfalls gereizt. Aber da ist die Konkurrenz sehr groß und der Klang meistens der gleiche. Eine Stimme dagegen ist einzigartig.
Warum ist es wichtig, dass es einen Rundfunkchor gibt?
Es ist die Vielfalt, von der zeitgenössischen Musik bis hin zu sehr großen Werken, wie z.B. die von Mahler, welche nur von ausgebildeten Sängern aufführbar sind und für die 'Ewigkeit' in einem schönen, reinen Klang festgehalten werden müssen. Es ist schön, dass Deutschland so viele Rundfunkchöre zu bieten hat, die alle sehr schön klingen und sich mit unterschiedlichem Repertoire befassen.
Was ist für Sie das Besondere am SWR Vokalensemble?
Tja, viele kennen mich schon von Kindesalter an, denn mein Vater sang selbst ca. 30 Jahre im SWR Vokalensemble. Und ich wurde zu vielen Konzerten mitgenommen. Teilweise zu sehr schönen 'klassischen' Werken, aber auch zu modernen. Das war für mich damals eher langweilig oder anstrengend, weil ich andere Klänge aus meiner Kinderchorzeit gewohnt war. Heute habe ich eine andere Hör- bzw. Sichtweise darauf, und es macht mir Freude, bei zeitgenössischer Musik mit den 'alten' Kollegen und Komponisten zusammenzuarbeiten, zu musizieren und uraufzuführen. Und ich bekomme oft Geschichten von meinem Vater erzählt, die ich noch nicht kannte.
Gibt es Rituale vor einem Auftritt?
Nur das Einsingen ist ein fester Bestandteil vor einem Auftritt. Und dann, je nach Schwierigkeit des Stückes, ob solistisch oder im Ensemble, schaut man nochmal ein, zwei Stellen an oder geht das Stück im Kopf durch.
Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht Musik machen?
Am allerwichtigsten ist mir, dass ich für meine Tochter da sein kann. Und wenn mein Kind bei der Mutter ist, mich abzulenken, in dem ich meistens Jazz höre, auch um den Arbeitsprozess – auch "Ohrwurm" genannt – in meinem Hirn zu unterbrechen, der einen regelrecht nach der Arbeit verfolgen kann. Oder ich treffe mich mit meinen Freunden. Und wenn die nicht können, bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Gitarre zu nehmen und vor mich hin zu komponieren. Mein nächstes größeres Projekt wird darin bestehen, einen Transporter in ein Wohnmobil umzubauen, um damit in der Freizeit auf Reisen zu gehen.