Nur männliche Perspektive sei vertreten
Weder weibliche noch Betroffenen-Perspektiven seien in die Anthologie „Oh Boy“ eingebracht worden, kritisiert Bettina Wilpert, feministische Buchautorin, die bereits in ihrem 2018 erschienenen Roman über einen sexuellen Übergriff eines jungen Paares geschrieben hat: „Nichts, was uns passiert“.
Es sei wichtig, über solche Themen zu reflektieren und ins Dialog zu kommen, nichtsdestotrotz nur weil ein Mann über seinen Sexismus reflektiere, „muss ich ihn doch nicht dafür loben, sondern ist es für mich selbstverständlich“, meint Wilpert.
Sammelband „Oh Boy“ wegen sexualisierter Gewalt in der Kritik: Verlag stoppt Auslieferung
Keine ehrliche Aufarbeitung
Eine der Kritiken am Text von Valentin Moritz lautet, er habe nur sich von seiner Schuld freischreiben wollen, aber „eine ehrliche Aufarbeitung des Übergriffs hätte anders aussehen sollen“, sagt Wilpert. Er hätte ein Zwiegespräch mit der Betroffenen suchen sollen oder mittels einer vermittelnden Person mit ihr ins Gespräch kommen aber „sicherlich nicht im öffentlichen Raum“.
Es kommt darauf an, „wie“ man über Themen spricht
Die Betroffene habe ihm gegenüber geäußert, dass sie bei der Veröffentlichung des Übergriffs nicht einverstanden sei, Moritz habe sich trotzdem über sie hinausgesetzt. „Sie wird nun die ganze Zeit in den Medien damit konfrontiert“, erklärt Wilpert. Ein Täter dürfte, Wilpert Meinung nach, über seine Tat reflektieren, um auch ein Dialog zu schaffen, aber „es kommt auf das Wie an“. Nicht nur der Autor spiele bei der Veröffentlichung des Textes eine Rolle, denn auch Verlage „tragen wohl eine Verantwortung darüber, was sie veröffentlichen“, so Wilpert.