Wenn Künstler auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen sind, stellt sich zugleich die Frage, was diese Lösungen für das Alltagsleben bedeuten. Biografie und Werk gehen ineinander über. Dieser Themenkomplex steht im Zentrum des Hörstücks des Kompositions-Duos Catherine Milliken und Dietmar Wiesner. Es nutzt dafür Picassos Gedichte, die zwischen 1935 und 1959 als Tagebuchnotizen entstanden sind und das Experiment einer "kubistischen", d. h. multiperspektivischen Lyrik erproben. Musik und Sprache erforschen über die Metapher des "Stilllebens", der "still gestellten" Objekte gerade neue Lebensperspektiven.
Picasso schrieb Gedichte, die vielleicht nicht den Olymp der Poesie erklimmen, aber gerade diesem Anliegen entgegenkommen. Aus seinen dreihundertfünfzig Gedichten, die zwischen 1935 und 1959 als Tagebuchnotizen entstanden sind, wurden einige für die Komposition ausgewählt und in Deutsch, Französisch und Spanisch belassen. Sie zeichnen sich durch ihren Eigensinn und Widerstand gegen die konventionelle Formensprache aus, gleichen hingeworfenen atmosphärischen Skizzen, die im Vagen bleiben und nicht an den Verstand, sondern an die Sinne appellieren.
Catherine Milliken lebt als Komponistin und Musikerin für zeitgenössische Musik sowie Kuratorin von internationalen Partizipationsprojekten in Berlin.
Dietmar Wiesner lebt als Mitglied des Ensemble Modern in Frankfurt/Main.
Milliken/Wiesner realisieren gemeinsam Hörstücke, u. a. "Bunyah" (SWR), ausgezeichnet mit dem Prix Italia 2015.
Pablo Picasso, (1881 – 1973), gilt als einer der wichtigsten bildenden Künstler der klassischen Moderne und Mitbegründer des Kubismus.
Stimmen:
Caroline Junghanns, Ulrich Noethen, Corinna Kirchhoff, Markus Meyer und Annett Wernitzsch
Musiker:
Annett Wernitzsch (Gesang)
Sava Stoianov (Trompete)
Steffen Ahrends (Gitarre)
Stefan Goldmann (Elektronik)
David Haller (Schlagzeug)
Eva Böcker (Violoncello)
Hans Joachim Tinnefeld (Kontrabass)
Komposition und Regie: Catherine Milliken, Dietmar Wiesner
Produktion: SWR 2018