Turgenjew schrieb 1861 seinen Roman »Väter und Söhne«. Wie das Schicksal seinen Lauf nimmt, wenn der Sohn den Vater unwissend tötet und die Mutter heiratet, verhandelt der antike Mythos um Laios, Oedipus und Iokaste. In der jüngsten deutschsprachigen Literatur thematisieren Autoren wie Peter Handke in »Wunschloses Unglück« oder Michael Lentz in »Muttersterben« auf autopoetische Weise ihr Mutterbild.
Wie kann das aber zu beider Lebzeiten geschehen? Der Theaterkritiker und Schriftsteller Simon Strauß ist Jahrgang 1988; die Literaturkritikerin und Autorin Manuela Reichart seine Mutter. Sie beide gehen das Risiko ein und legen ein gemeinsam geschriebenes Hörspiel vor, das gekonnt die Genres, Gattungen und Stoffe durcheinanderwirbelt.
Die Mutter: das Muttertier, Mater familias? Der Sohn: der Sprössling, der kleine Mann? Die Mutter: immer bereit? Der Sohn: immer erwartet? Oder doch: »ohne-mich-Muttertage«? Entstanden ist ein akustisches Vexierspiel, das gegen die Klischees träumt. Aus wechselnder Perspektive. In jedem Fall an- wie berührend.
Mit: Corinna Kirchhoff und Patrick Güldenberg
Musik: Sebastian M. Purfürst
Regie: Laura Laabs
Produktion: SWR 2021