Frédéric Acquaviva schreibt über sein Stück:
"Ich wollte schon lange eine groß angelegte Arbeit machen, die auf Arbeiten meines Freundes, des Dichters und Künstlers Joël Hubaut, basiert. Ich bat Joël, einige Worte zu performen, die auf Zeichnungen seiner Serie "Epidemik Diary" erscheinen. Die Aufnahmen fanden im Juli 2019 im Londoner Resident Studio statt. Die Titel von Joëls Bildtafeln werden von der amerikanischen Künstlerin Dorothy Iannone gesprochen, deren hypnotische Stimme ich einige Wochen zuvor in ihrem Berliner Studio aufnehmen konnte. Die Umsetzung der Partitur und Komposition von ANTIPODES fand im legendären EMS Studio in Stockholm statt und wurde im November 2019 in meinem eigenen Studio in London fertiggestellt. Das Stück basiert auf meiner zehn Jahre währenden Zusammenarbeit mit Loré Lixenberg, die mit meinem Projekt AATIE (2010-2011) begann. ANTIPODES nutzt das großartige Stimmspektrum der britischen Mezzosopranistin. Joël Hubaut kontrastiert ihre Parts mit seiner dunklen und kraftvollen Stimme.
Alle visuellen Arbeiten von Joël Hubaut befassen sich mit dem Begriff des Virus und dem Konzept der Epidemie. Die aktuelle Corona Krise war nicht ihr Anlass."
ANTIPODES besteht aus drei Teilen:
I. Hölle / II. Fegefeuer / III. Paradies
Jeder Teil ist wiederum in sechs Abschnitte unterteilt, analog zu den Zeichnungen, die den Ausgangspunkt des Werks bilden.
ANTIPODES existiert in unterschiedlichen Werkausgaben, wie häufig bei Acquaviva:
- als QR-Code Plattenhülle ohne Platte
- als Serigraphie mit QR-Codes auf Leinwand (50x70cm)
- als Raumklangkonzert (Erstaufführungen: CMMAS, Mexico und Experimental Intermedia, New York)
- als radiophonic diffusion
Im April 2020 hatte ANTIPODES seine Premiere auf der Website studioconcreto.net. Das Stück lief als Loop über 24 Stunden.
Mit: Joël Hubaut, Dorothy Iannone und Loré Lixenberg
Text: Joël Hubaut
Komposition und Realisation: Frédéric Acquaviva
Autorenproduktion 2019
Wettbewerb 2020 und Begründung der Jury
In diesem Jahr wurden 69 Wettbewerbsbeiträge aus 25 Ländern eingereicht. Über die Preisträger hat am Freitag, 10. Juli 2020, in Baden-Baden eine unabhängige Jury unter Vorsitz von Olaf Nicolai entschieden. Weitere Jurymitglieder waren Julia Cloot, Michael Grote, Thomas Meinecke und Julia Mihály.
"Der Karl-Sczuka-Preis des Jahres 2020 geht an Frédéric Acquaviva (* 1967) für sein polarisierendes Hörstück "ANTIPODES for voices and dead electronics", ein vielschichtiges Werk, das seine klanglichen Inspirationen aus heterogenen Kontexten der klassischen Avantgarden bezieht: der Tradition akustischer und Bildender Kunst, des experimentellen Musiktheaters und der Literatur (von Dante bis Isidore Isou).
Kunstansprüche und die Position des Autors werden unterlaufen, indem avantgardistische Purismen in Pasticcio-Form collagiert und in eine Burleske überführt werden.
Auf der musikalischen Ebene findet sich diese Haltung in der Polarität von menschlicher Stimme und synthetisch erzeugten Klängen. Die Jury versteht seine Arbeit als ein provokantes Zeichen vor dem Hintergrund der heutigen Hörlandschaft. "
Die Preisverleihung 2020 musste verschoben werden
Die im Rahmen der Donaueschinger Musiktage geplante Verleihung des Karl-Sczuka-Preises 2020 musste, ebenso wie die Donaueschinger Musiktage insgesamt, abgesagt werden. Grund dafür waren die hohen Corona-Infektionszahlen und daraus resultierende rechtliche Einschränkungen.
Die Verleihung wurde auf das Jahr 2021 verschoben.
Karl Sczuka Preis Das Hörspiel vom Hörspiel 2020: Julia Mihály widmet sich „Antipodes“ von Frédéric Acquaviva
Die Musikerin und Komponistin Julia Mihály, die seit diesem Jahr Teil der fünfköpfigen Jury des Karl Sczuka Preises ist, widmet sich in der Sendung „Das Hörspiel vom Hörspiel“ dem Preiswerk „Antipodes“ von Frédéric Acquaviva. Sie versetzt Ausschnitte aus dem Preiswerk mit Acquavivas O-Ton aus Interviewsequenzen und begibt sich als Audio-Hackerin in die Tiefen des Stückes.
Donaueschinger Musiktage Karl-Sczuka-Preisverleihung 2020 und 2021
Doppelpreisverleihung an Hanna Hartman und Frédéric Acquaviva für deren Preiswerke "Fog Factory" und "Antipodes for voices and dead electronics". Das erste "Karl-Sczuka-Recherchestipendium in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut" wird dem Komponisten Hannes Seidl zugesprochen.