Ein fiktives schottisches Küstendorf namens Coldhaven ist noch immer im Bann des geheimnisvollen Verschwindens von Eilidh Cameron. Ihre Leiche wurde bisher nicht gefunden. Sie war fünfzehn und wurde zuletzt mit dem 17-jährigen Xander Wilson gesehen, mit dem sie in den Marschen spazieren ging. Eine polizeiliche Untersuchung entlastete Xander. Das geschah vor mehr als einem Jahr.
Die Geschichte des Dorfes und des Mädchens erzählt Burnside aus der Perspektive verschiedener Dorfbewohner. Neben Xander, seiner Mutter und seinem Freund Paul sind das der Postbote John, der glaubt, um den Tathergang zu wissen, die ehemalige Stadtbibliothekarin und selbst ernannte Dorfchronistin Agnes sowie eine Stimme, die das Dorfgerede spiegelt: von denjenigen, die von der Schuld Xanders überzeugt sind, und denen, die ihn für unschuldig halten. Alle nehmen aber noch eine weitere Singstimme wahr: Sie ist der Geist von Eilidh. Sie erzählt in ihrem Sprechlied, einem schottischen Volksmärchen folgend, von ihrer befreienden Reise in den Nebel und ihrer Wiedergeburt als Vogel.
Hörspielpreis der Kriegsblinden und Hörspiel des Jahres 2017
Die SWR-Produktion „Coldhaven“ erhielt zwei der wichtigsten und renommiertesten Auszeichnungen, die im deutschsprachigen Bereich für das Hörspiel als eigenständige Kunstform zu vergeben sind.
Aus der Jury-Begründung des 67. Hörspielpreises der Kriegsblinden 2018:
Die Auszeichnung „Hörspiel des Jahres“ vergibt die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste seit 1977. Für den Jahrgang 2017 war dies „Coldhaven“. Aus der Jurybegründung:
John Burnside, geboren 1955 in Schottland, ist einer der renommiertesten Dichter und Romanciers der britischen Gegenwartsliteratur. Er erhielt u. a. den Corinne-Literaturpreis für den Roman „Lügen über meinen Vater“ sowie den Petrarca- und den T. S. Eliot-Preis für seine Lyrik. Romane sind u. a. „Helle Sommernächte“ (2011), „Wie alle anderen“ (2016). Für den SWR schreibt er seit 2012 Hörspiele.
Hörstück von John Burnside
Aus dem Englischen von Klaus Buhlert und Bernhard Robben
Mit: Felix Goeser, Corinna Harfouch, Johannes Silberschneider u. a.
Musik und Regie: Klaus Buhlert
Produktion: SWR 2017