Das SWR-Hörspiel als Produzent von Medienkunst, die als Radiostück und Web-Installation konzipiert ist: Nach den für den SWR realisierten Projekten eingedenken.de (über den Fluchtweg Walter Benjamins) und kairos-net.org (über Orte und Himmel in Israel) steht in Christoph Korns hiobs-verstummen.de das Buch Hiob im Zentrum, wie es im jüdischen Tanach und im Alten Testament überliefert ist.
Der Hiob-Text gilt – ähnlich wie das Hohe Lied Salomos – neben seinem religionsgeschichtlichen Kontext auch als ein bedeutendes literarisches Werk. Er erzählt, wie Gott Hiobs Treue und Gottvertrauen mit schwerem Leid immer wieder und immer härter prüft. Er straft ihn trotz seines rechtschaffenen Lebens. Hiobs Monologe stellen schließlich Gottes Gerechtigkeit in Frage. Angesichts der Unfassbarkeit des Unrechts verstummt Hiob.
„Hiobs Stummwerden" konturiert in Gegenbewegung das (angesichts des Unrechts) Stummsein Gottes selbst; eine Gottesvorstellung, die uns in zeitgenössischen Entwürfen – etwa in Hans Jonas´ ‚Gottesbegriff nach Auschwitz‘ – begegnet.
Im Hörspiel spricht Hiob eine Frau; der Vorgang des Verstummens wird über einen Prozess der De-Syntaktisierung wie De-Semantisierung des Monologtextes hörbar gemacht. Der Held Hiob behauptet so am Ende im Scheitern der Klage seine Autonomie, in einer lautpoetischen, wie musikalischen, jeglichen Sinns enthobenen Performance.
Der 14-minütige Film "Hiobs Verschwinden"
Mitarbeit (Libretto und Konzept): Claas Morgenroth
Mit: Caroline Junghanns als Hiob
Kamera und Ton: Mert Beken und Malte Robra
WEB Programmierung: Georg Jesdinsky, big7.net
Komposition und Regie: Christoph Korn
Produktion: Südwestrundfunk 2021, gefördert durch die Kunststiftung NRW und CityARTist 2020