2011 erschien die Autobiografie „Mit anderen Augen“ des Komponisten Helmut Oehring. Als Kind gehörloser Eltern aufgewachsen, absolvierte er nach zehn Schulklassen eine Ausbildung zum Baufacharbeiter und arbeitete als Friedhofsgärtner, Forstarbeiter, Altenpfleger und Heizer, bevor er Profimusiker und Komponist wurde.
Seine Geschichte und seine Geschichten umkreisen Gehörlose und Hörende in der ehemaligen DDR sowie seine eigene Person: als Gitarrist und Autodidakt, der nie eine Uni von innen gesehen hat, als Meisterschüler und Akademie-Mitglied, als DDR-Wehrdienstverweigerer und dann politischer Künstler und einer der interessantesten Komponisten heutiger Musik.
Das Hörstück rekonstruiert diese Bildungsgeschichte nicht als „Bio-Pic". Vielmehr nutzt es ausgewählte Texte der Autobiografie, die assoziativ Stationen seines Lebens und Schaffens sowie soziale, kulturelle und politische Prozesse anspielen. Oehrings erstes Originalhörspiel bewegt sich entlang der Bruchstellen von Jam-Session, Konzeptalbum, Improvisation, Trash, ausgefeilter Collage und Neuer Musik. „Ein wahres selten noch produziertes Radio-Kunstwerk“, schrieb zur Ursendung einhellig die Medien-Kritik.
Helmut Oehring
Helmut Oehring, geboren 1961 in Ost-Berlin, lebt in der Märkischen Schweiz. Er zählt zu den maßgeblichen zeitgenössischen Komponisten seiner Generation. Er war 2009 bis 2019 Jurymitglied des Karl-Sczuka-Preises. „Mit anderen Augen“ ist sein erstes Hörspiel.
Mit: Hagen Kleinert
Gebärdendolmetscher: Christina und Uwe Schönfeld
Musik: Daniel Göritz (Gitarre)
Textbuch: Stefanie Wördemann / Helmut Oehring
Sound- und Klangregie: Torsten Ottersberg / GOGH surround music production
Produktion: SWR 2015