Karl-Sczuka-Preis für avancierte Werke der Radiokunst

Kanadische Medienkünstlerin Anna Friz erhält SWR-Preis für radiophone Kunst

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INTERVIEW
Kerstin Bachtler

Der Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst 2024 geht an Anna Friz für ihr Hörstück „Revenant“. Den Förderpreis erhält Antonia Alessia Virginia Beeskow für ihr Hörstück „Ecce, sight! Siren calls… still, I feel the same.”. Das Recherchestipendium in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut geht an Maya Nguyen für ihr Hörstück „ZOOM01_DXC_BER.MP3 (Dong Xuan Center)“.  Olaf Nicolai, Jury-Vorsitzender und Professor für Bildende Kunst in München, spricht über die Preiswerke und die anspruchsvolle Arbeit der Jury.

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Abgrenzung zum narrativen Hörspiel und zur Neuen Musik

Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst grenze sich gegenüber dem klassischen Hörspiel ab, wo der Text, die Narration im Vordergrund steht, und auch gegenüber der Neuen Musik, die ja auch mit Klängen experimentiere, betont Nicolai im Gespräch mit SWR Kultur. „Und genau zwischen diesen beiden Fronten bewegt sich der Karl-Sczuka-Preis für radiophone Kunst.“

Sonic Fiction beim Preiswerk „Revenant“

Nicolai: „Wenn sie sich diesem Klangwerk hingeben und es hören, machen sie eine Art Reise, sie folgen der Erzählung. Sie können diese Erzählung aber nicht sofort in Handlung übersetzen. Sondern es ist wie die Erfahrung, die sie machen, wenn sie Spazieren gehen und alles was sie sehen nicht sehen sozusagen, sondern spüren, und das auf einer akustischen Ebene. Es geht um die Ebenen, die wir wahrnehmen, die wir aber nicht sofort als Bedeutung einordnen können ... es sind genau diese Zwischenwelten.“

Jurybegründung zum Karl-Sczuka-Preis

„Revenant“, eine Produktion des ORF Kunstradio, wird von der Jury gelobt: „In dem zweiteiligen Werk untersucht Friz Vergänglichkeit, Verwandlung und Wiederkehr mit elektroakustischen Mitteln und Field Recordings, die auch in auditive Unterwelten vordringen. Die teilweise auf einer Live-Performance basierende ‚Sonic Fiction‘ nutzt Technologien radiophoner Übertragung, um einen intimen Kosmos physischen Verfalls hörbar zu machen.

Erzählerische Elemente und Klangstrukturen verbinden sich in der Produktion zur Imagination einer akustischen Landschaft.“ Anna Friz ist eine Radio-, Klang- und Medienkünstlerin, die Sendungen, Installationen, Kurzfilme und Live-Performances produziert.

Förderpreis

Antonia Alessia Virginia Beeskow
Antonia Alessia Virginia Beeskow (Karl-Sczuka-Förderpreisträgerin 2024)

Den Förderpreis zum Karl-Sczuka-Preis erhält Antonia Alessia Virginia Beeskow (* 1992) für ihr Hörstück „Ecce, sigh! Siren calls… still, I feel the same.”, eine Produktion von Radiophrenia Glasgow in Kooperation mit dem ORF Kunstradio. Die Jury begründet: „In ihrer künstlerischen Praxis unternimmt Beeskow eine archäologische Expedition in akustische Archive des Alltags. Souverän entwirft sie einen offenen Hörraum, in dem traditionelle Kategorien von Bedeutung, Werk und Autorschaft spielerisch unterlaufen werden.“

Recherchestipendium

Maya Nguyen
Maya Nguyen (Karl-Sczuka-Recherchestipendium in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut 2024)

Das Karl-Sczuka-Recherchestipendium in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut geht in diesem Jahr an Maya Nguyen (* 1997) für ihr Hörstück „ZOOM01_DXC_BER.MP3 (Dong Xuan Center)“.

122 Wettbewerbsbeiträge aus 32 Ländern beim Karl-Sczuka-Preis 2024

Der international renommierte Karl-Sczuka-Preis wird jährlich an die „beste Produktion eines Hörwerks, das in akustischen Spielformen musikalische Materialien und Strukturen benutzt“, verliehen. In diesem Jahr wurden 122 Wettbewerbsbeiträge aus 32 Ländern eingereicht.

Über die Preisträgerinnen hat vom 17.6. bis 20.6.2024 in Baden-Baden eine unabhängige Jury unter Vorsitz des bildenden Künstlers Olaf Nicolai entschieden. Weitere Jurymitglieder waren Inke Arns, Julia Cloot, Michael Grote und Thomas Meinecke. Als Beraterin der Jury ohne Stimmrecht fungierte Iris Drögekamp als Leiterin des Karl-Sczuka-Preis Sekretariats.

Der Karl-Sczuka-Preis ist nach dem Hauskomponisten der SWF-Gründerjahre benannt und wurde erstmals 1955 vergeben.

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Kerstin Bachtler