Die Stuttgarter Warenhaus-Kette Breuninger steht offenbar zum Verkauf. 31 Finanzinvestoren und Handelsunternehmen sollen ihr Interesse bekundet haben. Mir versetzt diese Nachricht einen Stich ins Herz wie mutmaßlich vielen Stuttgarterinnen und Stuttgartern, die mit dem Stammhaus am Marktplatz großgeworden sind.
Erstes Fotoshooting und Kommunionsanzug
In meiner Kindheit und Jugend war der Besuch „beim Breuninger“ Familiensache. Dort hatte ich mein allererstes Foto-Shooting. Zuhause hörten wir „Breuni-Bär“-Platten. Meine Mutter kaufte für meinen Zwillingsbruder und mich dieselben Kommunionsanzüge. Jeder Breuninger-Besuch wurde im Restaurant mit Pommes und Ketchup beschlossen.
Zugleich erschien mir das Breuninger-Geschäftsmodell immer sehr stuttgarterisch. In der Schwaben-Metropole wird dank Mercedes und Porsche viel Geld verdient, aber damit protzt man nicht. 1959 führte Breuninger als erstes deutsches Handelsunternehmen die Kundenkarte ein. Die Breuninger Platin Card gilt noch heute als beliebtes, im Geldbeutel verborgenes Statussymbol.
Vielleicht funktioniert ein Kaufhaus, wenn es nicht nur Socken oder Anzüge bietet, sondern Rituale schafft. Als ich in Stuttgart lebte, war das Glas Sekt samstagmorgens beim Breuninger „in“. Pärchen planten die Breuninger-Schlange beim Kauf von Kaffeekapseln ein. Mit dem „Breuninger“ würde eine weitere Wegmarke meines – unseres - Lebens verschwinden.