"Zwei Minuten": Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Suchen und Finden - nicht nur zu Ostern

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Autor/in
Laura Koppenhöfer

An Ostern machen sich Kinder mit großer Freude auf die Suche nach bunten Eiern. Denn diese Suche macht Spaß. Im Gegensatz zu der Sucherei, die wir im restlichen Jahr zu erledigen haben, meint Laura Koppenhöfer.

Das Osterfest kommt und mit ihm das große Suchen. Dank konsequenter Kommerzialisierung des Osterbrauchs ein Suchen der angenehmsten Sorte, bei dem man nur gewinnen kann: Im Erfolgsfall gibt es Schokohasen und Gelee-Eier in rauen Mengen, gibt es glückliche und nur leicht überzuckerte Kinder, die freudig rufend durch Wohnung oder Garten wuseln und eifrig Schoko- und Geleehaltiges von Sträuchern und aus Bücherschränken pflücken.

Die Kolumne von Laura Koppenhöfer können Sie hier auch als Audio hören:

Ostereier finden nach Ostern

Im Misserfolgsfall gibt es ein paar Hasen und Eier weniger, dafür die bessere Kalorienbilanz sowie spektakuläre Überraschungsfunde Monate später - wenn interessant fermentierte und deformierte Oster-Reste hinter Buchreihen oder unter Blumentöpfen wieder auftauchen.

Hach…wäre es doch immer so entspannt und harmonisch, auf der Suche zu sein!

Stattdessen ist Suchen fast immer mit Stress oder Streit verbunden.

Zum Beispiel nach einer Wohnung. Unfassbar, welchen Bewerbungsaufwand man betreiben und welchen Kontostand man vorweisen muss, um auch nur den Hauch einer Chance auf eine unrenovierte Durchschnittsbude in halbwegs gefragter Lage zu haben.

Laura Koppenhöfer
Die Meinung von Laura Koppenhöfer

Ähnlich spaßbefreit ist das ewige Suchen, das mit dem Kinderkriegen einher geht: Ob Hebammenpraxis, Geburtsklinik, Pekip-Kurs, Kita-, Hort- oder Ferienbetreuung, alles ist seit Jahren so hoffnungslos überlaufen, dass panische Eltern die Suche danach starten, bevor das Kind auch nur gezeugt ist.

Von der mühseligen Suche nach verloren gegangenen Dingen möchte ich gar nicht anfangen: der Schlüssel, die Brille, der Glaube an die Menschheit - immer wieder unauffindbar.

Orientierungssinn fast nicht mehr vorhanden

Ihren Schrecken verloren hat dagegen die Suche nach dem richtigen Weg. Waren wir früher ohne Stadtplan oder säuberlich notierte Wegbeschreibung aufgeschmissen, lässt sich mit der Handy-Navigation selbst ein noch so unterentwickelter Orientierungssinn lässig kaschieren. Nunja, bis der Akku mittendrin aufgibt und das Display mit der noch 30 Kilometer langen Route durch dünn besiedeltes Gebiet einfach ausgeht. Und das Ladekabel, das doch IMMER im Auto lag, diesmal leider nicht mitfährt.

Der Weg ohne Smartphone

Es gehört zum Leben und Suchen mit Smartphones dazu, dass wir immer mehr vergessen, wie es eigentlich ohne geht. So ist mein erster Impuls vor dem schrecklich schwarzen Display: Schnell ein neues Ladekabel kaufen! Doch wer sagt mir normalerweise, wo der nächste Supermarkt oder Tankstellenshop ist? Richtig. Und jetzt? Als Not-Digital-Native kommt mir die vage Erinnerung daran, was in der Prä-Smartphone-Ära recht zuverlässig zum Ziel führte: Menschen fragen! Sofern jemand vorbeikommt am dünn besiedelten Samstagabend. Also noch mehr Suchstress!

Doch das Gute ist ja: Umso beschwerlicher das Suchen, desto größer das Glück, fündig zu werden. Den knittrigen Zettel, auf dem die freundliche Elsässerin die 30 Kilometer bis zum ersehnten Ziel im zweisprachigen Steno-Stil für mich hinpuzzelt, werde ich noch lange in Ehren halten.

Ziel gefunden mit garantiertem Glücksgefühl

Als kleine Warnung vor zu großer Technik-Abhängigkeit und als Erinnerung daran, dass eine leidige Suche doch Freude machen kann - wenn man dabei freundliche Hilfe bekommt. In diesem Sinne: Frohe Ostern!

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