Bei einer Verkehrskontrolle in Bollendorf an der Sauer hat die Polizei am Sonntag einen Elektroschocker eingesetzt.

Polizeistatistik des ersten Halbjahres 2024

"Androhung reicht oft aus": Polizei in Rheinland-Pfalz setzt weniger Taser ein

Stand

Elektroschockpistolen, sogenannte Taser, können vor allem aggressive Gewalttäter mehrere Sekunden handlungsunfähig machen. In vielen Fällen reicht bei Polizeieinsätzen die Androhung der Waffe schon aus. Die Einsatzkräfte nutzten den Taser bislang in diesem Jahr weniger als zuvor.

Die Polizei in Rheinland-Pfalz hat Taser in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 164 Mal eingesetzt. Das seien 24 Fälle weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres, teilte das Innenministerium in Mainz mit. In vielen Fällen habe die bloße Androhung ausgereicht, die statistisch als Einsatz gewertet werde.

Insgesamt wurde die Elektroschockpistole in 88 Fällen nur angedroht. Im Vergleichszeitraum waren es 105 Fälle der Androhung. Verletzt wurden Betroffene in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 151 Mal, 2023 wurden 185 Verletzungen durch einen Einsatz dokumentiert. In den meisten Fällen handelte es sich um leichte Verletzungen, die entweder durch den Eintritt der Nadeln des Tasers in den Körper und/oder durch sekundäre Verletzungen wie Stürze entstanden sind.

Taser-Einsätze nicht unumstritten

Kritiker weisen auf die Gefahren von Elektroschockern hin. Denn ohne Risiko sei der Einsatz von Tasern nicht. Für ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten die Elektroschocks als besonders gefährlich. 

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Niedersachsen sprach sich aufgrund der Risiken im Februar dieses Jahres gegen die Einführung in ihrem Bundesland aus: Die "medizinische Unbedenklichkeit“ sei "bei weitem nicht zufriedenstellend geklärt, vielmehr sind durch seine Funktionsweise zusätzliche Gefährdungen zu befürchten“.

Ermittlungen zu Taser-Einsatz in Landstuhl dauern an

Seit Einführung der Geräte bei der Polizei Rheinland-Pfalz im Jahr 2018 kam es laut Ministerium zu drei Todesfällen, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit einem Einsatz standen. In zwei dieser drei Fälle konnte keine Kausalität zum Einsatz hergestellt werden. In einem Fall vom Mai in Landstuhl in der Pfalz dauerten die Ermittlungen noch an. Dort war ein 38-Jähriger nach einem Polizeieinsatz gestorben.

Die Elektroschockpistole ist allgemein für besondere Bedrohungslagen vorgesehen, bei der andere Einsatzmittel nach Einschätzung der Polizei höchstwahrscheinlich keinen Erfolg hätten. Durch einen Treffer von zwei Pfeilelektroden aus einem Elektroschocker kann ein Mensch ein paar Sekunden lang handlungsunfähig gemacht werden.

RLP

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SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR RP

Höheres Sicherheitsgefühl für Polizeikräfte

Insgesamt verfüge die Polizei in Rheinland-Pfalz über rund 400 Taser. Dabei handele es sich, wie bei der Bodycam, "nicht um eine fahrzeuggebundene, sondern um eine personenspezifische Ausstattungskomponente". Grundsätzlich könnten alle potenziell verfügbaren Funkstreifenbesatzungen einen Taser mitführen, hieß es.

Nach den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen hätten sich die Geräte bewährt, teilte der Ministeriumssprecher mit. Das Sicherheitsgefühl der Beamten, die mit den Geräten ausgestattet seien, sei gestiegen. Und die hohe Zahl der Einsätze, bei denen eine Androhung ausreichte, um zu deeskalieren, zeige die "die hohe präventive Wirkung" der Geräte.

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Daun

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Der Tag in RLP SWR1 Rheinland-Pfalz

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