"Ein paar Tiere sind schon wieder zurückgekehrt. Katzen und Kaninchen. Die betreuen wir im Moment. Und wir bereiten alles dafür vor, dass es bald wieder richtig losgehen kann." Anna Falkenhorst ist Mitglied im neuen Vorstand.
Sie öffnet die Tür zum Katzengehege und Kater Maik schnurrt heran, schon wieder ganz Chef hier. Auch im Kaninchenkäfig sind wieder Bewohner eingekehrt.
Noch keine Hunde im Tierheim Trier
Ein anderes Bild dagegen in der Hundeanlage. Normalerweise sorgen bis zu 50 Hunde in den Zwingern und Spielgehegen für eine unüberhörbare Geräuschkulisse. Doch gerade ist alles verwaist: "Es ist wirklich absolut selten, dass man durch die Hundeanlage gehen kann und man hört kein Gebell, gar nichts", sagt Anna Falkenhorst. Hunde könnten sie noch nicht wieder aufnehmen. Denn die seien oft verhaltensauffällig und es fehle noch an dafür geschulten Tierpflegern.
Tierheim braucht mehr Mitarbeiter
Fehlende Mitarbeiter sind mit die größte Herausforderung für den Neustart beim Tierheim Trier. Viele Tierpfleger, Bürokräfte und ehrenamtliche Helfer waren im Streit mit dem Ex-Vorsitz des Trägervereins gegangen – von Mobbing war die Rede und von Druck. Ende August musste das Trierer Tierheim deshalb vorläufig dichtgemacht werden. Die meisten Tiere kamen in anderen Einrichtungen oder zu Hundetagesstätten und Tierschützern in Obhut.
Auf einer außerordentlichen Versammlung des Trägervereins trat dann der alte Vorstand zurück und die Mitglieder wählten ein neues Vorstandsteam. Astrid Krück ist die neue erste Vorsitzende und sagt, viele seien schon früher beim Tierschutzverein Trier engagiert gewesen. Sie brächten Erfahrung mit: "Die Resonanz ist überwältigend. Ganz viele Leute sagen: 'Bravo, willkommen zurück!'"
Fehlende Unterlagen erschweren Tierheim-Neustart
Doch den Schilderungen des neuen Vorstandsteams zufolge macht es ihnen der Ex-Vorsitzende nicht gerade leicht. Kontoauszüge und Vertragsunterlagen seien nicht da. Auch habe man noch keinen vollen Zugriff auf das Vereinskonto. Trotzdem seien sie zuversichtlich, dass sich alles regeln lässt und auch ehemalige Mitarbeiter wieder zurückkehren.
Eine Tierpflegerin sei schon wieder eingestellt. Gespräche mit einem anderen früheren Tierpfleger fänden gerade statt. "Da sind wir guter Dinge. Dann hätten wir schon wieder zwei gelernte Tierpfleger als Vollzeitkräfte. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen."
Das neue Vorstandsteam will beim Trierer Tierheim einiges anders machen. Dem Ex-Vorstand sei es zu viel um Wirtschaftlichkeit gegangen, sagt Anna Falkenhorst. Man könne nicht wirtschaftlich entscheiden, ob ein Tier tierärztlich behandelt werde oder nicht. Oder ob man eine Mutterkatze mit ihren Jung-Katzen aufnehme oder nicht: "Beim Tierschutz muss man auch mal die Wirtschaftlichkeit vergessen und sagen: Wir müssen dem Tier helfen."
Keine Standortdiskussion um das Tierheim
Ein neuer Standort für das Trierer Tierheim, wie es der vorherige Vorsitzende ins Gespräch brachte, ist für das neue Vorstandsteam des Trägervereins keine Option. Ein Gelände mit so großen Auslaufanlagen für Hunde gebe es selten bei Tierheimen. Die Gebäude wollen sie nach und nach sanieren – im laufendem Betrieb.
Ein Weg, den auch der Vorsitzende des Tierschutzbundes Rheinland-Pfalz, Andreas Lindig, für den richtigen hält. Lindig war selbst schon mal bis 2011 Tierheimleiter in Trier und hat die Verteilung der Tiere und den zwischenzeitlichen Notbetrieb mit beaufsichtigt. Die Gebäude hält er für weitgehend nutzbar. Sanierungen dauerten lange. Die erst abzuwarten wäre der Sache nicht dienlich: "Es ist wichtig, dass das Tierheim sobald wie möglich wieder in einen normalen Betrieb übergeht."
Tierheim will mehr Geld von Stadt und Kreis
Von der Stadt Trier und vom Kreis Trier-Saarburg, die im Tierheim Trier ihre Fundtiere unterbringen, wünscht sich das Vorstandsteam mehr Geld. Erste Gespräche gebe es bereits, sagt die Vereinsvorsitzende Astrid Krück. Ganz zufrieden ist sie aber noch nicht. Dem Tierheim würden zwar die Kosten für Fundtiere erstattet, aber es brauche noch mehr finanzielle Unterstützung: "Die Vorhaltekosten sind hoch. Wir müssen ja das Personal beschäftigen, egal, ob jetzt viele Tiere kommen oder nicht."
Neue Struktur für Tierheim
In den vergangenen Jahren litt die Arbeit des Tierheims auch unter häufigen Vorstandswechseln beim Träger, dem Tierschutzverein. Daher will das neue Führungsteam sich auch über andere Organisatonsformen Gedanken machen. Ziel sei es, von einer Struktur wegzukommen, bei der das Tierheim alle paar Jahre von einem Vorstandswechsel beeinflusst werden könne, sagt Anna Falkenhorst. Sie würden deshalb mit anderen Tierheimen und Tierschutzvereinen sprechen, die einen solchen Schritt schon hinter sich hätten. "Wir wollen etwas aufbauen, das den Mitarbeitern und dem Tierheim Sicherheit gibt – und natürlich auch den Tierbesitzern und Tierschützern in Trier und Umgebung."
Vertrauen zurückgewinnen beim Schnuppernachmittag
Stabilität schaffen – und Vertrauen zurückgewinnen – darum geht es für sie auch am Welttierschutztag am 4. Oktober. Von 14 bis 16 Uhr öffnen sie dann die Tierheimtore für Besucher. Beim Schnuppernachmittag können die sich ein Bild vom Tierheim und dem neuen Vorstand machen.
Doch auch vorher sind die Trierer offenbar schon wieder bereit, das Tierheim und das neue Team zu unterstützen. Anna Falkenhorst erzählt, das sogenannte Spendenhäuschen vor dem Eingang sei nach einem Aufruf für Katzenfutter innerhalb nur eines Tages gefüllt gewesen.