Kampfabstimmung am Sonntag in der Fidei

Zemmer stimmt für umstrittene Windräder im Meulenwald

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Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Mit großer Mehrheit haben die Bürger von Zemmer den Bau von drei Windrädern im Meulenwald abgesegnet. Das Projekt war im Dorf stark umstritten.

Udo Felten liegt der Meulenwald am Herzen. Der studierte Förster verbringt viel Zeit dort und weiß um seine Bedeutung: "Der Wald prägt diese ganze Region. Und auch als Lebensraum und für den Klimaschutz ist jeder Quadratmeter und jeder Baum wertvoll." Für Felten ist es daher nur schwer zu ertragen, dass hier bald einige Bäume gefällt werden, um Platz für drei Windräder zu schaffen.

"Wir haben in Europa ohnehin zu wenig gesunden Wald. Es kann nicht richtig sein, den zu opfern."

So lauten die Pläne der Gemeinde Zemmer, die das Land an die Firma DunoAir verpachten will. "Ich bin kein Windkraftgegner", sagt der Mann aus Zemmer: "Aber ich bin ein Gegner von Windkraft im Wald."

Bürger protestieren gegen Windräder in Zemmer

Und er ist nicht der einzige. Überall im Dorf stehen Banner und Schilder mit Aufschriften wie "Windkraft im Meulenwald - Nein danke!" oder "Dein Wald braucht dich jetzt mit einem Nein!". Auch Flugblätter haben die Gegner des Projektes in die Briefkästen gesteckt.

Das Dorf soll am Sonntag über den Bau von drei Windrädern im Wald abstimmen. Doch es gibt Widerstand.
Solche Schilder haben viele Zemmerer in ihren Vorgärten angebracht. Teilweise stammen sie noch vom ersten Bürgerentscheid vor sechs Jahren.

Sie machen mobil, weil am Sonntag eine Wahl in Zemmer anstand, die vielen Bürgern wichtiger war als eine Ortsbürgermeister- oder Kommunalwahl. Nun haben die rund 3.000 Einwohner abgestimmt, ob sie die Windräder im Wald wollen. Und das Ergebnis steht fest. Die Befürworter des Projektes haben sich durchgesetzt. 904 Bürger sind nach Angaben der Gemeinde für die Windräder im Wald, 545 sind dagegen.

Gemeinde braucht Einnahmen aus Pacht

Vor sechs Jahren sah das noch anders aus. Damals durften die Bürger schon einmal über das Projekt abstimmen und haben die Rotoren abgelehnt, mit großer Mehrheit von fast 70 Prozent der Stimmen. Nun ist Ortsbürgermeister Edgar Schmitt froh, dass es diesmal anders gelaufen ist.

Das Dorf soll am Sonntag über den Bau von drei Windrädern im Wald abstimmen. Doch es gibt Widerstand.
Ortsbürgermeister Edgar Schmitt sagt: "Es gibt in Zemmer keinen alternativen Standort für die Windräder."

Die Zeiten haben sich mit der Energiekrise und den erkennbaren Folgen des Klimawandels auch in Zemmer geändert. Immerhin war von der Flut im Sommer 2021 betroffen, als der kleinste Ortsteil Daufenbach von der Kyll überschwemmt wurde und etliche Menschen ihr Hab und Gut verloren. Das, glaubt Schmitt, habe viele Bürger zum Umdenken bewegt.

Gemeinde: Ohne Windräder werden die Steuern erhöht

Doch dem Ortsbürgermeister ging es bei der Sache auch ums Geld. Denn das Dorf in der Fidei ist verschuldet und braucht dringend Einnahmen. Mehr als eine halbe Million Euro Pacht könnte der Windpark im Jahr für den Ort abwerfen. "Geld, das wir brauchen, um unseren Haushalt auszugleichen", sagt Schmitt: "Andernfalls müssten wir die Grund- und Gewerbesteuern exorbitant anheben. Und das will niemand, auch die Windkraftgegner nicht."

Für die Kritiker der Windräder klingt das nach "Erpressung", heißt es in einem Flugblatt. Der Vorwurf: Die Gemeinde drohe mit höheren Steuern, um den Leuten Angst zu machen. Ortsbürgermeister Schmitt hingegen stellt klar: "Kommen keine Einnahmen, ist eine erhebliche Erhöhung der Steuern unausweichlich. Dies ist keine Erpressung, es ist die Wahrheit und unsere Pflicht die Bürger darüber zu informieren."

Gefährden Windräder die Tierwelt im Meulenwald?

Schmitt glaubt aber, dass es den Gegnern des Windparks vor allem um den Wald geht. Und dafür hat er sogar Verständnis: "Auch ich sehe nicht gerne Windräder im Wald." Andererseits gebe es keine alternative Einnahmequelle und keinen alternativen Standort für die Rotoren, die nach Berechnungen der Gemeinde rund 15.000 Haushalte versorgen könnten.

Das Dorf soll am Sonntag über den Bau von drei Windrädern im Wald abstimmen. Doch es gibt Widerstand.
Rechts von der Landstraße 46 liegt der Meulenwald. Dort sollen die Windräder gebaut werden.

Gerade an diesem Standort im Meulenwald stoßen sich die Kritiker. Sie sehen auch seltene Vögel wie den Schwarzstorch gefährdet, den Udo Felten selbst in dem Wald gesehen hat, wie er sagt. Nun werden sie wohl kommen, die Windräder. Die Bürger haben entschieden.