Die Opferinitiative MissBit kritisiert die aktuell bekannt gewordenen Vertuschungs-Vorwürfe gegen das Bistum Trier im Fall Dillinger. Wie der Saarländische Rundfunk berichtet, hatte das Bistum in den 1970er Jahren offenbar zugestimmt, dass der Priester das Bundesverdienstkreuz erhält, obwohl bereits Missbrauchsvorwürfe gegen den Geistlichen bekannt waren.
Das Verhalten des Bistums mache "fassungslos"
Demnach war der damalige Generalvikar gefragt worden, ob das Bistum Einwände gegen die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes habe. Das verneinte er. Dabei waren dem Bistum zu dieser Zeit bereits Missbrauchsvorwürfe gegen Dillinger bekannt und aktenkundig. Das Handeln des damaligen Generalvikars mache "fassungslos", so MissBit im SR.
Der Sender bezieht sich auf einen Brief des damaligen Generalvikars. Das Schreiben befinde sich in der Akte zur Verleihung. Das Bistum wollte sich auf Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur KNA nicht äußern.
Missbit wollte Aberkennung erreichen
2013 hatte der Verein der Opfer sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier (MissBit), beantragt, Dillinger das Bundesverdienstkreuz abzuerkennen. Wieder gab es einen Brief des Bundespräsidialamtes an das Bistum Trier mit Fragen zu Dillinger. Die Antwort kam vom damaligen Generalvikar des Bistums Trier, Bätzing.
Unabhängige Aufarbeitung im Bistum Trier Kommission kündigt ersten Zwischenbericht im Fall Dillinger an
Die Unabhängige Aufarbeitungskommission Trier lässt den Fall Dillinger vom früheren Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer und dem früheren Oberstaatsanwalt Ingo Hromada untersuchen.
Es habe Voruntersuchungen gegen Dillinger gegeben. Der Vatikan habe aber entschieden von einem Strafverfahren abzusehen. Dillinger sei ja bereits in den 1970er Jahren bestraft worden. Das war alles, obwohl ja zu diesem Zeitpunkt dem Bistum schon mehr zu Dillingers Missbrauch bekannt gewesen sein müsste.
Dillinger wurde erst 2012 vom Bistum sanktioniert
Denn Bischof Ackermann hatte Dillinger 2012 nach neuen Vorwürfen sanktioniert: Dillinger wurde aus der Seelsorge entfernt. Er durfte keine Messen mehr feiern und keinen Umgang mit Jugendlichen haben. Das Bistum hatte eigenen Angaben zufolge in dem Jahr nach weiteren Meldungen die Personalakte geprüft und Hinweise auf Vorwürfe sexuell übergriffigen Verhaltens aus den 1960er und 1970er Jahren gefunden.
Warum hat das Bistum Trier das und die Gründe dafür gegenüber dem Bundespräsidialamt nicht erwähnt? Eine Antwort darauf gibt es vom Bistum Trier bisher nicht – es verweist darauf, dass der Fall Dillinger und der Umgang des Bistums gerade unabhängig aufgearbeitet würde.
Priester soll über Jahrzehnte missbraucht haben
Der 2022 gestorbene Priester steht im Verdacht, über Jahrzehnte Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht zu haben. Sein Neffe hatte in dessen Nachlass Hunderte Fotos und Diafilmstreifen gefunden, die den Missbrauch dokumentieren.
Dillinger arbeitete von 1966 bis 1970 an einer Schule in Hermeskeil in Rheinland-Pfalz. Er wurde 1970 beurlaubt und war mehrere Jahre im Erzbistum Köln tätig. Von 1979 bis 1999 war er an einer Schule im Saarland eingesetzt.
Ehemalige Staatsanswälte als "Sonderermittler"
Im Auftrag der Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum Trier soll der Fall aufgearbeitet werden. Damit wurden die ehemaligen Staatsanwälte Jürgen Brauer und Ingo Hromada als "Sonderermittler" beauftragt.