Jeden Montag um 19 Uhr trifft sich im Moselstadion die Frauenlaufgruppe des Vereins Silvesterlauf Trier. Viele haben erst vor einem Jahr mit dem Laufen angefangen, andere wollten nach einer längeren Pause wieder einsteigen. Der Trierer Frauenlauf 2022 war ihr erster Wettbewerb, alle kamen ins Ziel.
Gemeinsam trainiert es sich leichter
Weil es so viel Spaß machte, haben die Frauen sich einfach weiter getroffen. Montags um 19 Uhr laufen sie bei jedem Wetter, ob Sommerhitze oder Winterfrost, zum Lauftreff kommt immer eine Gruppe Frauen zusammen. Dabei geht es den Frauen einfach nur um Freude an der Bewegung, etwas für die eigene Fitness zu tun und zusammen Spaß zu haben.
Trainerin Judith Knob motiviert mit ihrer herzlichen und entspannten Art. Bei ihr gibt es keinen Drill mit Trillerpfeife - jede wie sie kann und wie es die Tagesform gerade hergibt - das ist ihr Credo. Auch Frauen, die vom Sportunterricht in der Schule traumatisiert und abgeschreckt wurden oder vorher dachten, für das Training in einem Verein nicht gut genug zu sein, finden hier Spaß am Sport und am Laufen. "Wenn man verabredet ist, macht man es eben auch. Allein würde man sich nicht immer zum Training aufraffen", sagt eine Läuferin.
Frauenläufe früher Kampf um Gleichberechtigung
Dass Frauen bei Laufwettbewerben noch gar nicht so lange zugelassen sind, das wissen viele gar nicht. Was heute selbstverständlich ist, war lange nicht so. Die ersten Frauenläufe in den 1970er und 80er Jahren waren ein Kampf um Gleichberechtigung im Sport und eigentlich auch eine Art Demonstration.
Jetzt, wo Frauen überall laufen können, wo sie wollen, sind reine Frauenläufe überhaupt noch zeitgemäß? Ja, finden viele Läuferinnen, wenn auch aus anderen Gründen. Bei Laufwettbewerben nur für Frauen stehen andere Dinge im Vordergrund als nur das Brechen von Rekorden. Klar ist es schön, als Erste durchs Ziel zu laufen oder den eigenen Rekord zu brechen, doch irgendwie ist es beim Frauenlauf entspannter.
Wer einmal erlebt hat, wie es ist, nach fünf Kilometern Lauf durch die Trierer Innenstadt, vorbei an Kaiserthermen, Porta Nigra und Dom, nach der letzten Steigung durchs Ziel im Amphitheater zu laufen, bejubelt von viel Publikum und anderen Läuferinnen, der freut sich auf dieses Hochgefühl. Viele, die erst mal zugeschaut haben, animiert es, sich selbst mal für den Frauenlauf anzumelden. Eine neue Teilnehmerin der Laufgruppe sagt, "Meine Schwägerin hat mich angerufen. Sie sagte, sie wollte mal ins Amphitheater einlaufen. Ok, sagte ich, dann laufe ich mit dir ein."
Eine Frau aus der Laufgruppe sagt, dass auch ein bisschen Neid ihr Antrieb war, wieder regelmäßig Sport zu treiben. Ihr Sohn hatte so viele Urkunden und Auszeichnungen für Sport in seinem Zimmer, da sagte sie sich, das möchte ich auch. Die Frauenlaufgruppe und die Anmeldung für den Frauenlauf war ihr Einstieg, sagt sie, wegen der Gemeinschaft. "Ich habe jetzt richtig Spaß daran gefunden, und mich auch für andere Läufe angemeldet."
Judith Knob trainiert die Frauenlaufgruppe seit einem Jahr. Sie macht das ehrenamtlich. Aus jeder Läuferin holt sie mit ihrer herzlichen Art das Beste raus und ermutigt alle, auch mal an ihre Grenzen zu gehen. Dabei steht aber im Vordergrund, dass sich alle wohlfühlen.
Lauf ABC, Dehnungsübungen und vor allem, als krönender Abschluss und Belohnung am Ende jedes Trainings - Yoga für Läuferinnen. Judith Knob sagt, dass ihr diese Laufgruppe am Montag auch sehr viel gibt. "Das ist für mich eine der größten Bereicherungen meiner Woche, gerade am Montag, wo oft ein anstrengender Arbeitstag hinter mir liegt. Wenn ich hierher komme, steigt mein Energielevel mit jedem Schritt, den wir hier gemeinsam machen."
Profi und Breitensport zusammenbringen
Frauen jeden Alters und unterschiedlicher Fitnesslevel nehmen am Trierer Frauenlauf teil. Es melden sich aber auch Profiläuferinnen an. Für Gesa Krause, die für Silvesterlauf Trier antritt, ist es der erste Lauf nach der Geburt ihrer Tochter. Sie will bei den olympischen Spielen 2024 in Paris dabei sein und genießt die Atmosphäre beim Trierer Frauenlauf.
Für Gesa Krause ist der Frauenlauf eine wichtige Etappe auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris, für die sie sich qualifizieren will. Als Mutter ist es für sie eine größere Herausforderung, Beruf, Familie und Profisport unter einen Hut zu bringen. Der Trierer Frauenlauf ist der erste Lauf seit ihrer Babypause, an dem sie aktiv teilnimmt. "Ich freue mich riesig." sagt Gesa Krause. Auch Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt-Gregor nimmt am 3. Trierer Frauenlauf teil.
Teilnehmerinnenrekord bei 3. Trierer Frauenlauf
Nicht nur Gesa Krause freut sich auf den 3. Trierer Frauenlauf. Es haben sich schon mehr als 700 Frauen und Mädchen angemeldet. Hans Tilly, Sprecher des Vereins Silvesterlauf rechnet damit, dass es fast 800 Teilnehmerinnen werden. Bis zu 1000 Anmeldungen kann der Verein Silvesterlauf in diesem Jahr für den Frauenlauf annehmen. Anmelden können sich Mädchen und Frauen ab 12 Jahren noch bis zum 12. September. Für Kurzentschlossene gibt es auch eine Last-Minute Anmeldung am Samstag den 16. September zwischen 11 und 18 Uhr. Start des Frauenlaufs ist am Sonntag, den 17. September um 10 Uhr an den Kaiserthermen.