Am Freitagnachmittag teilte die Stadt Trier mit, dass das Gesundheitsamt Trier im Gebäude der früheren Eberhardschule Schimmel festgestellt habe. Das Gebäude könne daher zum Schutz der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler und des Lehrpersonals erst nach einer Sanierung als Schulgebäude genutzt werden.
Wie lange diese dauern wird, blieb auch am Montag noch unklar. Derzeit untersuche eine Fachfirma, ob außer den Damentoiletten noch weitere Räume von Schimmel befallen seien, so ein Sprecher der Stadt. Wie lange die Räume nicht betreten werden können, hänge davon ab, wie weit sich der Pilz verbreitet habe.
Klar ist: Anders als geplant, steht das Gebäude nun doch nicht dem Max-Planck-Gymnasium (MPG) und dem Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG) zur Verfügung, die dringend zusätzliche Klassenräume bräuchten, weil ihre Haupthäuser wegen vieler Schülerinnen und Schüler aus allen Nähten platzen.
Zwei Schulleiter hatten vorher Alarm geschlagen
Schon vor zwei Tagen hatten die Schulleiter Armin Huber (MPG) und Timo Breitbach (AVG) Alarm geschlagen und den SWR informiert, dass wenige Tage vor Schulbeginn die zusätzlichen Klassenräume nicht unterrichtsfähig seien. Es gebe hygienische Mängel, Schimmel und Baustellen. Außerdem fehle es in vielen Klassensälen immer noch an technischer Ausstattung. Es sei erschreckend, in welchen Räumen dort unterrichtet werden solle.
Als man sich in dieser Woche zusammen mit dem Schulelternbeirat (SEB) die zusätzlichen Klassenräume ansehen wollte, so Huber, seien die SEB-Vertreter aus allen Wolken gefallen, als sie das Chaos in der Eberhardschule gesehen hätten. Auch die sanitären Anlagen seien in einem sehr schlechten Zustand und es seien in manchen Räumen Rattenfallen aufgestellt gewesen.
"Das Ärgerliche ist einfach, dass man sich auf den Schulträger eigentlich verlassen soll, der uns zugesagt hat, die Schulräume sind fertig. Und dass wir jetzt am Anfang des Schuljahres, wo wir nun ganz andere Dinge zu tun haben, uns damit beschäftigen müssen, dass wir schulfertige Räume bekommen", sagte Huber im Gespräch mit dem SWR.
Wie die Stadt nur Stunden vorher auf die Vorhaltungen reagierte
Noch wenige Stunden vor der Entscheidung des Gesundheitsamtes hatte Schuldezernentin Elvira Garbes (Grüne) für Freitagmorgen die Presse zum Gespräch geladen und klargestellt, dass sie die ganze Aufregung um angeblich nicht unterrichtsfähige zusätzliche Klassenräume für MPG und AVG nicht wirklich verstehen könne.
Wenige Tage vor Schulanfang Trierer Gymnasien empört über unhygienische Klassenräume
Kurz vor Schulbeginn gibt es Ärger zwischen Trierer Gymnasien und der Stadt Trier. Die Stadt als Schulträger habe ihnen unhygienische Räume in einer ehemaligen Schule zugewiesen.
Es könne gar keine Rede davon sein, dass die Stadt als Schulträger monatelang nichts getan habe, um diese Räume in der ehemaligen kaufmännischen Privatschule Eberhard in einen unterrichtsfähigen Zustand zu bringen und rechtzeitig bereitzustellen, so Garbes am Freitagmorgen. Und die Stadt handele auch nicht etwa unter dem Druck der Ereignisse, nur weil die beiden Schulleiter am Mittwoch Alarm geschlagen hatten. Die noch kurz vor Schulbeginn unter Hochdruck durchgeführten Arbeiten seien ohnehin und längst geplant gewesen.
Stadt Trier widersprach einer Verschleppung der Arbeiten
Wenn noch die Räume gereinigt, Wände gestrichen und auch sonst noch gearbeitet werden müsse, dann seien das Restarbeiten. Zum Schulbeginn seien die Räume zumindest so weit fertig, dass dort Unterricht gehalten werden könne, so Garbes und Thein. Das war zumindest am Freitagmorgen noch der Plan der Stadt.
Gemeinsam mit dem Schulamtsleiter Michael Thein hatte sie am Freitagmorgen aufgelistet, was in den vergangenen Monaten dort alles gearbeitet worden sei. So habe man unter anderem Räume umgebaut, Zwischenwände entfernt und an der Elektroinstallation gearbeitet.
Auf Nachfrage hatten Garbes und Thein am Freitagmorgen eingeräumt: "Wir sind spät dran." Von Verschleppung der erforderlichen Arbeiten wollen die Stadtvertreter aber nichts wissen. Bei den elektronischen Tafeln, den Whiteboards, habe es beispielsweise Lieferschwierigkeiten gegeben. Diese würden in der kommenden Woche installiert. Auch der Lärmschutz zwischen den Klassenräumen werde nachgebessert und die Toiletten irgendwann saniert, hieß es am Freitagmorgen noch.
Eltern und Schüler angeblich grundlos beunruhigt
Was die angeblichen Hygieneprobleme angeht, so habe man schon frühzeitig wegen Undichtigkeiten auf Schimmel geprüft, aber nichts feststellen können, so die beiden Stadtvertreter am Freitagmorgen. Dies werde beobachtet. Auch das Gesundheitsamt werde die Räume vor Schulanfang ansehen. Genau das ist dann offenbar auch im Laufe des Freitags passiert. Mit dem eingangs erwähnten Ergebnis.
Elvira Garbes schrieb am Freitagnachmittag in einer Mitteilung, sie bitte betroffene Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern und das Lehrpersonal um Entschuldigung. Sie werde gemeinsam mit dem Schulamt nach einer Lösung suchen, um den betroffenen Schulen schnellstmöglich alternative Räume bieten zu können.
Beide Gymnasien arbeiten an Notfalllösungen
Die beiden Schulleiter Armin Huber und Timo Breitbach sagten am Freitagnachmittag dem SWR, dass sich sie selbst schon Gedanken gemacht hätten, wie sie in das neue Schuljahr starten, weil die insgesamt sechs Räume in der Eberhardschule ausfallen.
Das Max-Planck-Gymnasium wird voraussichtlich in der ersten Schulwoche drei Räume vom AVG bekommen, weil dann dort ein Unterricht für Deutsch als Zweitsprache noch nicht stattfindet. Ab der zweiten Schulwoche will man im eigenen Gebäude einen zusätzlichen Klassenraum organisieren und einen größeren Raum im Studienseminar in zwei kleinere teilen. Das sagte Schulleiter Armin Huber dem SWR.
Das AVG kündigte an, über das Wochenende nach einer Lösung zu suchen. Schulleiter Timo Breitbach sagte dem SWR, man werde voraussichtlich intern umplanen und so versuchen im eigenen Gebäude noch drei Klassenräume zu gewinnen.
Kritik von der Landesschüler*innenvertretung und der SPD
Die Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz (LSV RLP) kritisiert die Zustände in den Ausweichräumen der Oberstufenschülern in Trier. Das Platzproblem sei seit Monaten bekannt gewesen und dennoch seien die Räume in einem Zustand gewesen, dass dort kein Unterricht stattfinden kann. "Die Oberstufenschüler*innen, die dort auf ihr Abitur vorbereitet werden sollen, sollten die Möglichkeit haben, in einem Umfeld zu lernen, das nicht mit einem Rattenproblem zu kämpfen hat oder nur unbenutzbare Sanitäranlagen mit sich bringt", so Emma Lucke, Pressereferentin der LSV RLP.
Und auch im Trierer Stadtrat regt sich Unmut über die Stadtverwaltung. In einer Pressemitteilung schreibt die SPD-Fraktion von einem "peinlichen Debakel". Die Sozialdemokraten fordern Aufklärung und wollen das Thema auch in der nächsten Sitzung des Schulträgerausschusses besprechen.