Die Verbandsgemeinde Gerolstein erteilte am Montagabend im Finanzausschuss eine klare Absage: Sie werde das Medizinische Versorungszentrum (MVZ) in Gerolstein weder finanziell unterstützen noch dessen Trägerschaft übernehmen. Die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung obliege der Kassenärztlichen Vereinigung. Zuvor hatte sich die Betreiberfirma des Zentrums, die Unternehmengruppe "MVZ DerArzt GmbH", mit diesen Forderungen an die Verbandsgemeinde gewandt.
Längere Öffnungszeiten in Bereitschaftspraxen als Übergangslösung
Wie es nun mit dem MVZ weitergehen soll, bleibt weiterhin unklar. Die Verbandsgemeinde will gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung nach einer Lösung für die Patienten suchen, die im Falle einer Schließung des MVZ plötzlich keinen Hausarzt mehr hätten. So könnten verlängerte Öffnungszeiten der ärztlichen Bereitschaftspraxen in Gerolstein, Prüm und Daun diese Patienten möglicherweise auffangen.
Langfristig noch keine Lösung in Sicht
Das sei aber nur eine kurzfristige Lösung für wenige Monate, teilte Verbandsgemeindebürgermeister Hans Peter Böffgen mit. Langfristig müsse geprüft werden, ob das MVZ von einem anderen privaten Träger übernommen werden kann. Auch ein MVZ im Krankenhaus in Gerolstein sei vorstellbar. Darüber hinaus wolle man die übrigen Arztpraxen in Gerolstein und im Umfeld stärken und die Ansiedlung von neuen Hausärzten fördern.
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Um dem Ärztemangel zu begegnen, scheinen Medizinische Versorgungszentren (MVZ) eine Lösung zu bieten. Doch teilweise stehen dahinter Investoren - wie Centric Health.
MVZ nur sechs Monate nach Eröffnung in finanzieller Schieflage
Die Betreiberfirma des MVZ hatte Ende April mitgeteilt, dass sich das MVZ in einer finanziellen Schieflage befinde - und das nur rund sechs Monate nach seiner Eröffnung. Für Böffgen ist unklar, wie das passieren konnte: "Die Nachricht kam für Ärzte, Praxispersonal, Patienten und uns sehr überraschend. Anfang März hatte der Geschäftsführer im Rahmen einer Videokonferenz noch über Expansionspläne am Standort in Gerolstein gesprochen und mit keiner Silbe mögliche Probleme erwähnt."
Weitere MVZ ebenfalls betroffen
Es gäbe aber nicht nur in Gerolstein Probleme mit dem MVZ, berichtet Böffgen und erhebt schwere Vorwürfe. "Das Problem der Unternehmensgruppe ist nicht vor Ort in Gerolstein entstanden und kann somit auch nicht allein in Gerolstein gelöst werden", so der Bürgermeister. In der Tat berichtet auch der Kölner Stadtanzeiger über ein MVZ in Trägerschaft der Unternehmensgruppe in Derschlag bei Gummersbach. Auch dieses sei in "finanzielle Schieflage" geraten, auch hier drohe nun eine Schließung.
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VG will Zukunft des MVZ im Auge behalten
Kurzfristig müsse nun abgewartet werden, wie die "MVZ DerArzt" Unternehmensgruppe als Trägerin der beiden betroffenen Arztpraxen reagiere, meint Böffgen. Die Entwicklung sei bedauerlich und besorgniserregend. Man werde die Zukunft des MVZ als Verbandsgemeinde deshalb auch weiterhin begleiten, um eine möglichst gute Versorgung der Patientinnen und Patienten in Gerolstein gewährleisten zu können.
Die Geschäftsführung des MVZ in Gerolstein war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.