Am 1. Oktober sieht Karin Steffes aus Meerfeld in der Eifel ihren Hugo zum letzten Mal. Abends hat sie den Kater wie üblich zur Terrassentür raus gelassen. Doch am Morgen darauf taucht er nicht wieder im Garten auf. "Das war das Erste, was mir aufgefallen ist, weil das für unseren Hugo völlig unüblich war", sagt Steffes.
Neun Jahre lang habe das Tier immer pünktlich um sechs Uhr vor dem Napf auf sein Futter gewartet. Doch auch die folgenden Tage bleibt der Freigänger verschwunden. Die Frau beginnt sich ernsthafte Sorgen zu machen.
Sechs Katzen in fünf Wochen verschwunden
Sie fragt in der Nachbarschaft herum und erfährt so, dass ihr Hugo nicht der einzige Kater in der Gegend ist, der vermisst wird. Auch Ramses, Sissy, Merlin, Bonnie und Clyde sind weg. Und was Steffes stutzig macht: Die sechs Tiere sind alle binnen fünf Wochen und in einem Umkreis von gerade einmal 150 Metern verschwunden.
Auch Suchaktionen in der Umgebung, in Häusern, Gärten, Schuppen und Garagen bleiben erfolglos. "Wir haben die Katzen mit einem ausgebildeten Spürhund gesucht", sagt Steffes: "Wir haben Inserate geschaltet und Aufrufe in den sozialen Medien gepostet." Doch von den Tieren fehlt weiter jede Spur. "Kein Mensch hat eine Ahnung, was mit den Katzen passiert ist."
Hat jemand die Katzen gezielt eingefangen?
Doch Karin Steffes und ihre Nachbarn haben mittlerweile eine Vermutung: Dass jemand die Tiere gezielt eingefangen hat, um sie zu verkaufen oder sie selbst zu behalten.
"Also es sind alles sehr, sehr schöne Katzen", sagt die Diätberaterin aus Meerfeld, "Unser Hugo ist zum Beispiel so eine flauschige Langhaarkatze, der Ramses ist ein stattlicher Kater. Die sind schon aufgefallen."
Tierschützer glaubt nicht, dass Katzenfänger am Werk sind
Lisa Frankenberger werden solche Fälle bei der Tierschutzorganisation Tasso täglich gemeldet. Der Verein betreibt das größte Haustierregister Europas. Dabei handelt es sich um eine Suchkartei für verloren gegangene Haustiere. Auch Hugo ist dort registriert. Die Expertin kennt daher auch die Geschichten über Tierfänger. Diese würden sich allerdings meistens nicht bewahrheiten.
"Ich will nicht ausschließen, dass in Deutschland auch Katzenfänger unterwegs sind", stellt Frankenberger klar. Hinweise auf organisierte Banden, die in Deutschland operieren, gebe es allerdings keine. Auch die Polizei Wittlich hat bislang noch nichts von solchen Fällen gehört. Um aufzuklären, was in Meerfeld vorgefallen sein könnte, wären allerdings Ermittlungen nötig. Und bislang hat keiner der Tierhalter Anzeige erstattet. "Ich glaube einfach nicht, dass die uns helfen können", sagt Steffes.
300.000 Tiere entlaufen jedes Jahr in Deutschland
Dass die Meerfelder Angst um ihre Tiere haben, sei verständlich, sagt Frankenberger: "Wenn eine Katze immer zuverlässig nach Hause kommt und auf einmal kommt sie dann nicht mehr heim, da gehen viele Besitzer vom Schlimmsten aus."
Dabei sei es nicht ungewöhnlich, dass Katzen vom Freigang nicht mehr zurückkommen. Deutschlandweit entlaufen nach Angaben des Bundesverbandes für Tiergesundheit pro Jahr rund 300.000 Haustiere. Vor allem Katzen verirren sich, steigen in fremde Autos ein, werden versehentlich eingeschlossen oder überfahren.
"Aber wenn so etwas passiert wäre, hätten wir das doch mitbekommen", sagt Steffes. Die Hoffnung, dass sie ihren Hugo wieder in die Arme schließen kann, gibt die Frau aus Meerfeld dennoch nicht auf: "Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt." Sie werde weiter nach ihrem Kater suchen.
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