Top-Sportlerin aus Trier

Zu Besuch bei Rad-Weltmeisterin Maike Hausberger in Butzweiler

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Autor/in
Nicole Mertes
Nicole Mertes arbeitet als Redakteurin im SWR Studio Trier

Die 28-jährige Maike Hausberger gewann bei der Para-Rad-WM in Glasgow zwei Goldmedaillen. Nach der Europameisterschaft in Rotterdam ist sie auf kurzem Heimaturlaub in der Eifel und spricht über ihre nächsten Ziele.

Maike Hausberger sitzt entspannt im Wintergarten ihres Elternhauses in Butzweiler bei Trier. Hier kann sie runterkommen und auch mal nichts tun. Die Saison war sehr intensiv. Acht Rennen in zehn Tagen bei der Weltmeisterschaft Anfang August und einer überraschenden Nachnominierung für die EM in Rotterdam.

"Dann hast du die Nervosität von Minute eins nach dem Aufstehen. Ist ja schon auch erhöhtes Adrenalin im Körper."

"Es ist ja nicht nur das Rennen an sich", erzählt Maike Hausberger von ihrem Leben in der Wettkampfphase. "Du bereitest dich ja auch immer vor, hast ein Warm-Up, das eine Stunde dauert, dann hast du die Nervosität eigentlich von Minute eins nach dem Aufstehen. Ist ja schon auch erhöhtes Adrenalin im Körper."

Tolle Stimmung in Glasgow

Mit leuchtenden Augen erzählt Maike Hausberger von der Para-Rad-WM in Glasgow, für sie der Höhepunkt ihrer Saison. "Das Velodrom in Glasgow war immer voll mit 3.000 bis 4.000 Zuschauern, die dann natürlich auch gebrüllt haben", sagt sie. "Das ganze Velodrom ist ja relativ klein und kompakt, wodurch das unheimlich laut ist und dann auch eine unheimlich tolle Stimmung herrscht. War schon super."

Maike Hausmann bei den Para Weltmeisterschaften auf der Radbahn
Maike Hausmann bei den Para-Weltmeisterschaften in Glasgow auf der Radbahn.

Brenzlige Situationen beim Rennen im Velodrom

Bei Straßenradrennen ist Maike Hausberger schon mehrfach Weltmeisterin geworden. Dass sie auch beim Bahnradrennen im Velodrom eine Goldmedaille gewinnen könnte, hätte sie vor der WM selbst nicht gedacht, sagt die 28-jährige Sportlerin und beschreibt die Situation bei Rennen. "Wenn man so Massenstarts hat, muss man schon genau schauen, was machen die anderen. Ich mag das überhaupt nicht, wenn ich irgendwo eingeengt bin. Ich habe dann auch eine Situation gehabt, in der im Velodrom beim Rennen plötzlich von oben und von unten Leute auf mich zukamen. Die sehen dich ja dann nicht, da muss man schon auch mal rufen, damit die das merken. Sobald da jemand ist, der im Feld ruft, gehen sie wieder auseinander wie die Fliegen, kein Athlet möchte ja einen Sturz verursachen."

"Nächstes Jahr sind Paralympics. Dafür muss ich mich auf jeden Fall noch weiter steigern."

Sie will immer das Beste aus sich rausholen, sagt Maike Hausberger. Auch als Weltmeisterin ist sie nicht automatisch für die Paralympics in Paris im kommenden Jahr qualifiziert. Im Frühjahr sind mehrere Weltcups. Die sind wichtig, um Punkte zu sammeln.

Para-Rad Weltmeisterin Maike Hausberger mit ihrem Rad zuhause in Butzweiler bei Trier.
Nach der Weltmeisterschaft in Glasgow und der Europameisterschaft in Rotterdam entspannt Meike Hausberger ein paar Tage bei ihren Eltern in Butzweiler bei Trier. Ihr Fahrrad hat sie dabei.

Die Zahl der Punkte, die das deutsche Para-Rad Team dabei macht, bestimmen die Anzahl der Plätze, die sie für die Paralympics bekommen. Maike Hausberger hat sich vorgenommen, den Winter über viel zu trainieren und sich weiter zu entwickeln, damit es für Paris reicht.

"Es ist halt ein Traum."

Eigentlich fing mit den Paralympics in Peking 2008 alles an, erzählt Maike Hausberger. Sie war da gerade 13, sah sich die Paralympics zuhause im Wohnzimmer im Fernsehen an und sagte sich: "Da will ich auch gerne mal da hin. Das ist ja meist so ein Kindergedanke, man will halt auch mal ins Fernsehen. So haben es dann auch meine Eltern erst mal aufgenommen. Es ist halt ein Traum."

Sportlich war sie immer schon, spielte als Kind Fußball im Dorfverein. 2009 fing Maike Hausberger dann an, Leichtathletik im Trierer Post Sport Verein zu trainieren. Der Erfolg kam schnell. Nur drei Jahre später trat sie bei den Paralympics in London an, als jüngste Teilnehmerin im deutschen Team.

Gesundheitliche Rückschläge überwunden

Kaum fängt sie etwas an, ist sie schon erfolgreich, so liest sich die sportliche Karriere von Maike Hausberger. Doch sie musste auch Rückschläge überwinden. Wegen einer Sprunggelenkverletzung konnte sie mit Leichtathletik nicht weitermachen. 2016 war sie noch Vierte im Weitsprung bei den Paralympics in Rio de Janeiro geworden. Die Ärzte hätten ihr gesagt, wenn sie mit 30 noch gehen wolle, sollte sie sich eine andere Sportart suchen, erzählt sie. Damals war sie im Sportinternat in Saarbrücken und kam zum ersten Mal mit Triathlon in Berührung und war von dieser Sportart fasziniert. Sie probierte es und war auch dabei wieder sehr erfolgreich. Schon 2017 gewann sie die Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften im Para-Triathlon.

"Ich will den Leistungssport. Ich möchte mich messen, will auch den Wettkampfsport haben."

Es gab auch für Maike Hausberger Phasen, in denen sie darüber nachdachte, mit dem Leistungssport aufzuhören. Zum Beispiel als klar wurde, dass ihre Startklasse im Triathlon nicht paralympisch wird. Da habe sie sich schon gefragt, ob es das wert sei, Leistungssport auf der Ebene zu machen und habe auch drei Monate lang gar nichts mehr gemacht.

Doch sie merkte, dass es ihr fehlte. "Ich will den Leistungssport. Ich möchte mich messen, will auch den Wettkampfsport haben", sagt sie. Sie rief beim Olympiastützpunkt in Cottbus an, fuhr für ein Probetraining im Radsport dorthin und blieb. Schon zehn Monate später war sie 2019 zum ersten Mal Weltmeisterin im Para-Radsport, gewann Gold im Straßenrennen, so wie auch 2021, 2022 und 2023.

"Ich bin grundsätzlich, gerade was den Sport betrifft, ein sehr ehrgeiziger Mensch und liebe das tägliche Training."

Maike Hausberger wirkt fröhlich und ausgeglichen, sehr entspannt und in sich ruhend. In Cottbus trainiert sie täglich zwei bis vier Stunden. "Ich bin grundsätzlich, gerade was den Sport betrifft, ein sehr ehrgeiziger Mensch. Ich liebe das Training, auch das tägliche Training. Ich gehe da auch sehr strukturiert und ehrgeizig vor und kann auch fokussiert trainieren. Was mir wahrscheinlich auch innerhalb des ersten Jahres zugute gekommen ist und ich nach zehn Monaten tatsächlich schon zum ersten Mal Weltmeisterin wurde."

Sport ist nicht alles

Neben aller Begeisterung für den Sport sucht Maike Hausberger auch gezielt den Ausgleich. Seit 20 Jahren spielt sie Waldhorn. Auch in Cottbus hat sie eine Gruppe gefunden, in der sie Waldhorn spielt und auch im Chor singt. Mit dieser Gruppe gibt sie auch regelmäßig Konzerte. Schon in Saarbrücken hat Maike Hausberger mit dem Studium der Grundschulpädagogik angefangen. Das möchte sie ab Herbst in Cottbus fortsetzen und hat auch bis kurz vor der Weltmeisterschaft in Glasgow in einer Grundschule ausgeholfen, was ihr viel Spaß gemacht hat.

"Ich möchte möglichst selten sagen müssen, das kann ich nicht."

Maike Hausberger ist mit einer linksseitigen Hemiparese geboren, einer Unterfunktion der linken Körperhälfte, vor allem, was die Hand betrifft. Sie sieht es als Vorteil an, dass sie mit der Behinderung geboren wurde und es nie anders kannte. "Es ist für mich so normal, es war nie anders", sagt sie. "Manchmal träume ich davon, mal einen Tag die Hand einfach nutzen zu können. Ich hätte auch gerne wie meine Geschwister Klavier spielen können und würde es auch heute gerne noch spielen, aber es funktioniert einfach nicht. Klar, es gibt immer wieder Sachen, die ich nicht kann, aber für mich stellt es auch immer wieder den Reiz dar, genau diese Sachen in einer anderen Art und Weise zu machen, dass es eben doch funktioniert. Ich möchte möglichst selten sagen müssen, das kann ich nicht."

Rad der Para-Rad Weltmeisterin Maike Hausberger
Maike Hausberger traniert täglich. Bei ihrem Rad sind Bremse und Schaltung für sie auf der rechten Seite angebracht.

Olympischer Sport und Parasport

Bei ihrem Rennrad sind Bremsen und Schaltung auf rechts gelegt, was technisch kein Problem ist. "Beim Para-Radsport ist das Tempo fast so hoch wie beim olympischen Radsport", sagt Maike Hausberger. Im Lauf ihrer Sportkarriere hat sie bemerkt, wie der Parasport immer mehr an Anerkennung gewinnt und auch an Medieninteresse. "Ich bin ja jetzt seit vier Jahren immer Weltmeisterin geworden. Anfangs hatte ich diese Medienpräsenz trotz der Titel noch nicht." Sie sagt, sie bekommt auch viel Anerkennung von olympischen Athleten und Zuschauern.

Para-Radsport profitiert von gemeinsamen Events

Bei der Weltmeisterschaft in Glasgow hat Maike Hausberger mit dem deutschen Team im gleichen Hotel gewohnt, wie andere Teams, zum Beispiel das aus Kolumbien. Das kolumbianische Para-Rad Team sei mit dem olympischen Team angereist, sagt sie. "Ich fände es schön, wenn es immer mehr so würde, dass man den olympischen und den paralympischen Sport zusammenbringt. Weil es eigentlich kaum noch ein Unterschied ist."