Mit schwarzen Gewändern und einer riesigen bunten Leiter erstürmen die Wittlicher Möhnen seit über einem halben Jahrhundert an Weiberdonnerstag das Rathaus. Die Dienstälteste von ihnen ist Jutta Weisenfeld. Seit 50 Jahren ist sie dabei. Mit 16 hat sie angefangen. Insgesamt vier verschiedene Bürgermeister hat sie über die Jahre an Weiberdonnerstag schon entmachtet.
Junge Menschen schrecken davor zurück
Heute ließen sich kaum noch junge Frauen und Mädchen für die Möhnentradition begeistern, sagt Weisenfeld. Denn es gehe nicht nur ums Feiern. Natürlich sei auch dieses Hobby mit Arbeit verbunden. Feste müssten organisiert und Auftritte vorbereitet werden. Viele junge Menschen würden davor zurückschrecken.
Der Gedanke, dass die Möhnentradition bald aussterben könnte, macht Jutta Weisenfeld traurig. Als sie vor 50 Jahren damit angefangen hatte, waren sie zwischen 25 und 30 Frauen. Heute seien sie nur noch zu zehnt. Eine Entwicklung, die ihr Angst macht und sie etwas ratlos zurücklässt.
Tradition ist schon ein Stück geschrumpft
Wenn die Möhnentradition in Wittlich aussterben würde, wäre das nur die Spitze des Eisbergs, sagt Weisenfeld. Denn vor einigen Jahren ist schon eine Tradition kaputt gegangen. Damals verbrannten in Wittlich die Möhnen am Fastnachtsdienstag die Fastnacht in Form einer Puppe.
Die Frauen trafen sich und bastelten gemeinsam die Strohpuppe. Anschließend zogen sie mit dieser im Gepäck durch die Wittlicher Kneipen. Im Anschluss wurde die Puppe auf dem Marktplatz verbrannt.
Das Problem: Nach und nach haben die Kneipen dienstagabends nicht mehr aufgemacht, weil es sich für Wirte nicht mehr gelohnt hat. Das Gasthaus, in das sie auswichen, machte kurze Zeit später auch zu. Dem fiel dann auch die Verbrennung der Fastnacht zum Opfer.
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Auflagen, Kosten, Personalaufwand: Immer weniger Orte können sich einen Karnevalsumzug leisten. In Großlittgen bei Wittlich soll ein reiner Fußgruppenzug für Stimmung sorgen.
Lösungen zu finden ist schwierig
Wie das Problem gelöst werden kann, bleibt für Weisenfeld ein Rätsel. Über die sozialen Netzwerke versuchen sie nun neue Mitglieder zu finden. Eine junge Frau konnte die Obermöhne bereits überzeugen. Doch das sei eher die Ausnahme, sagt Weisenfeld. Sie hofft, dass sich das in den kommenden Jahren wieder ändern wird.