Heike Schwarm ist gerade einmal fünf Jahre alt, als sie mit dem Turnen beginnt. Trainiert wird sie von ihrer Tante und ihrer Mutter in Niederwörresbach im Hunsrück. "Ich habe mir die Großen im Training angeguckt und für mich war klar, das mache ich auch", erzählt sie.
Schnell stellt sich heraus, dass Schwarm nicht nur ambitioniert, sondern auch sehr talentiert ist. "Ich hatte körperlich schon sehr gute Vorraussetzungen, aber auch einfach einfach eine große Freude am Turnen."
1981 wird Heike Schwarm Deutsche Meisterin am Barren und am Schwebebalken. Da ist sie gerade 13 Jahre alt. Für Weltmeisterschaften und Olympia ist sie noch zu jung. Drei Jahre später ist Schwarm aber dabei in Los Angeles bei Olympia.
Das war sehr außergewöhnlich und absolut sensationell
Gerade die Zeit im Olympischen Dorf ist dort prägend für die junge Turnerin. "Das war sehr außergewöhnlich und absolut sensationell." Sportgrößen wie der Doppel-Olympiasieger im Schwimmen, Michael Groß, hätten sich um sie gekümmert, sie untersützt und auf sie aufgepasst. An die Eröffnungsfeier hat Schwarm ebenfalls sehr gute Erinnerungen.
In der Turnhalle sind Schwarm und ihre Teamkolleginnen im olympischen Achtkampf aber auf sich alleine gestellt. "Es war eine sehr sehr große Halle und es war sehr laut. Das war für uns eher ungewohnt", erinnert sich Schwarm.
Vor allem das amerikanische Team wird von den Fans in Los Angeles frenetisch umjubelt. Die USA gewinnen später Silber hinter Rumänien. Heike Schwarm landet mit Deutschland auf dem vierten Platz und ist zufrieden. Mehr sei nicht drin gewesen.
Karriereende mit 16 Jahren
Doch für Heike Schwarm ist der Wettkampf in Los Angeles der letzte in ihrer Karriere. Schon früh kämpft sie mit extremen Rückenschmerzen. Vor Olympia kann sie deshalb kaum trainieren. Der große Traum ist in Gefahr.
Sie wird zum Freiburger Sportmediziner Dr. Armin Klümper geschickt, gegen den es später erhebliche Dopingvorwürfe gibt. "Der hat mich fit gemacht mit seinen Mitteln, hat aber auch ganz klar kommuniziert, dass ich nach den Olympischen Spielen aufhören muss."
Für Heike Schwarm ist Olympia der Abschied auf der größtmöglichen Bühne. Mit gerade einmal 16 Jahren ist Schluss. Die Zeit sei die prägendste in ihrem Leben gewesen, "weil einfach jeder Sportler darauf hinarbeitet bei Olympia dabei zu sein."
Turntrainiern und Lehrerin
Heute ist Schwarm 56 Jahre alt, kommissarische Schulleiterin einer Grundschule und Turntrainiern in Niederwörresbach. Dem Turnen ist sie immer verbunden geblieben. Deshalb wird sie auch in diesem Jahr vor dem Fernseher sitzen, wenn die deutschen Turnerinnen bei den Olympischen Spielen in Paris um Medaillen kämpfen.