Nach zehn Jahren Planung

Frust im Hunsrück: Immer noch keine Genehmigung für Bikepark am Idarkopf

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Maximilian Storr
Maximilian Storr

Seit zehn Jahren plant die Ortsgemeinde Stipshausen im Hunsrück einen der größten Mountainbike-Parks in Deutschland. Gebaut worden ist er bis heute nicht. Das sorgt für Frust.

Früher hat sich Nico Reuter gerne mit seinen Skiern die Piste am Idarkopf heruntergestürzt. Bis 2010 strömten jährlich viele Menschen in das kleine Skigebiet am Rande des Hunsrückdorfs Stipshausen. Dann ist Schluss, weil die Liftanlage marode ist und immer weniger Schnee in den Wintermonaten liegt.

Doch Reuter hat eine Idee. Im Sommer tauscht er seine Skier nämlich gerne gegen ein Mountainbike, fährt damit schmale Waldwege entlang. Und das Gelände am Idarkopf im Hunsrück, da ist sich Reuter sicher, eignet sich perfekt für einen Bikepark. Reuter entwickelt daraufhin Pläne für das Gebiet und stellt sie der Ortsgemeinde Stiphausen vor. Die ist begeistert und will das Projekt gemeinsam mit Nico Reuter umsetzen.

Es ist schon verwunderlich, dass man hier nach zehn Jahren Planung noch immer gegen Widerstände ankämpfen muss.

Auf rund 20 Kilometern sollen Radfahrer auf insgesamt 13 Strecken abseits der Piste durch den Wald fahren können. Zehn Jahre später rast aber noch immer kein Mountainbiker vom Idarkopf in Richtung Tal. Das Genehmigungsverfahren für den Park läuft noch immer: "Wir haben eine Bürokratie in Deutschland, die ihresgleichen sucht. Wir leben in keinem unternehmerfreundlichen Land", sagt Nico Reuter.

Und auch der Stipshausener Bürgermeister Frank Marx ist frustriert: "Es ist schon verwunderlich, dass man hier nach zehn Jahren Planung noch immer gegen Widerstände ankämpfen muss." Doch warum existiert der Bikepark Idarkopf bisher nur auf dem Papier?

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Region steht hinter dem Projekt

Die Region zumindest steht seit Jahren hinter dem Park. Im Januar 2020 hat der Kreistag Birkenfeld eine Resolution im Sinne des Projektes verabschiedet. Auch die Verbandsgemeinden im Landkreis und der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, in dessen Nähe der Idarkopf liegt, hatten sich in der Vergangenheit für das Vorhaben ausgesprochen.

Kritik kam von Naturschützern und den zuständigen Behörden, weil der Bikepark innerhalb einer Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück liegt und die Flächen damit besonders geschützt sind. Doch zumindest von den Naturschutzbehörden gebe es wegen veränderter Planungen mittlerweile keine Einwände mehr gegen das Projekt, sagt Ortsbürgermeister Marx. Dennoch sei eine Genehmigung bisher nicht in Sicht.

Grund dafür ist nach Ansicht von Nico Reuter und Frank Marx die Position von Landesforsten. Die Behörde lehne das aktuelle Konzept des Bikerparks nämlich ab. Die Forstverwaltung wolle, dass der gesamte Bikepark mit einer Fläche von rund 90 Hektar in eine Sport- und Freizeitfläche umgewandelt wird. "Das möchten wir aber nicht", sagt Bürgermeister Marx.

Bikepark soll Teil des Waldes bleiben

Denn die Ortsgemeinde will nur die Flächen umwandeln, auf denen tatsächlich Bäume gefällt werden müssen, um die Strecken zu bauen. Nach Ansicht von Marx sind das bei der bisherigen Planung zwischen fünf und sieben Hektar. Der Bikepark soll so Teil des Waldes bleiben und kein Freizeitpark werden. "Das hat die Kreisverwaltung in ihrer Raumordnungsplanung auch so festgestellt", sagt Marx und erklärt: "Man fordert also etwas von uns, was wir überhaupt nicht umsetzen können." 

Landesforsten schätzt die Situation anders ein und schreibt auf SWR-Anfrage: "Bedauerlicherweise weigern sich die kommunalen Planungsträger bislang, die seit 2016 allen Beteiligten bekannten rechtlichen Erfordernisse bei der Aufstellung des Bebauungsplanes umzusetzen, so dass das Verfahren aktuell an dieser Stelle hängt."

Eine Zusage der Ortsgemeinde Stipshausen in diesem Sommer, gemeinsam mit dem Projektierer nach Möglichkeiten zur Überarbeitung des bisherigen Konzeptes in Richtung einer geringeren Flächen- und Betriebsintensität zu suchen, habe bisher noch keine Ergebnisse gezeigt. Landesforsten sei weiter daran interessiert "dem Vorhaben Bikepark Idarkopf zu einer rechtskonformen und rechtssicheren Umsetzung zu verhelfen." Es seien verschiedene Varianten vorstellbar, um das Vorhaben umzusetzen, teilte die Behörde mit.

Bürgermeister fühlt sich im Stich gelassen

Das sehen Investor Reuter und Bürgermeister Marx anders. In den vergangenen Jahren habe es zahlreiche Gespräche gegeben, ein Kompromiss sei bisher aber nicht gefunden worden. "Man fühlt sich schon im Stich gelassen", sagt Marx. Schließlich gehöre der betroffene Wald der Gemeinde sowie drei weiteren Orten im Idarwald, die das Projekt allesamt unterstützten würden.

Investor bleibt optimistisch

Dennoch sagt der Stipshausener Bürgermeister: "Unsere Haltung ist es, mit der Forstverwaltung eine Lösung zu finden". Auch Projektentwickler Reuter bleibt trotz der vielen Rückschläge optimistisch: "Ich möchte den besten und erfolgreichsten Bikepark Deutschlands am Idarkopf realisieren. An Scheitern habe ich nie einen Gedanken verschwendet. Diese Herausforderung macht mir Freude."

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