"Wer hat sich das Video vom nächsten Gegner angeschaut?". Jugendtrainer Kevin Ney steht mit den Trierer Bundesliga-Nachwuchstalenten am Mittelkreis der Trainingshalle. Ein paar melden sich. "Was ist euch denn aufgefallen?", fragt der Trainer weiter.
Ney möchte seine Spieler mit in die Verantwortung nehmen. "Es ist nicht so wichtig, dass sie alle taktischen Mittel des Gegners richtig erkennen." Der Gladiators-Trainer hat das Ziel, dass sich seine Spieler mit dem nächsten Spiel beschäftigen, ein Gefühl dafür bekommen, wie der Gegner spielt.
Die Spieler der Jahrgänge 2008/09 sind für den Trierer Basketball etwas besonderes. Sie haben das geschafft, was vorher noch kein Trierer Nachwuchsteam bei den 14-15-Jährigen erreicht hat. Sie sind unter die 24 besten Mannschaften Deutschlands gekommen.
Gleich zu Beginn geht es gegen den Nachwuchs des Bundesligisten ratiopharm Ulm (Sonntag 17.12.2023, 13:30 Uhr Sporthalle Trier-West).
Der Gegner aus Ulm hat ganz andere Möglichkeiten als die Gladiators. Die Profi-Mannschaft des Vereins spielt in der 1. Liga (BBL) und wurde letztes Jahr Deutscher Meister.
Für die Jugendarbeit ist mehr Geld da als in Trier. Trotzdem sieht Kevin Ney durchaus Chancen mitzuhalten. "Bei so jungen Talenten entscheidet ganz häufig die Tagesform über Sieg oder Niederlage". In diesem Alter sei die Spannbreite in den Leistungen von einem zum anderen Spieltag noch sehr groß. "Wir werden unser Spiel spielen und nicht zu viel auf den Gegner schauen", sagt Ney.
Gladiators Jugend gegen Bayern München
Die 14- und 15-jährigen Nachwuchstalente aus Trier werden in der Bundesliga-Hauptrunde auch gegen die Jugend des FC Bayern München antreten (Heimspiel am 28.01.2024 Sporthalle Trier-Feyen).
Vor drei oder vier Jahren spielten viele der Trierer Basketballer noch gegen Konz, Bitburg oder Zell - demnächst dann gegen die Bayern.
Die Spieler des JBBL-Teams haben das Basketballspielen bei den Kooperationsvereinen der Gladiators in der Region erlernt. Eine Auswahl der Besten. Die meisten Spieler kommen regelmäßig aus den Trierer Vereinen TVG Trier, MJC Trier und dem Trimmelter SV.
Immer im Frühjahr veranstalten die Gladiators ein Sichtungstraining zusammen mit den Kooperationsvereinen. Die besten Spieler laufen dann für die Gladiators U16- und U19- Mannschaften auf.
Der Profiverein hat keine eigene Jugendabteilung, ist aber verpflichtet, eine Mannschaft in der Jugendbasketball-Bundesliga (JBBL) zu melden. Sonst gibt es keine Lizenz für die 2. Bundesliga. So soll gewährleistet werden, dass die Profiteams auch den Nachwuchs fördern.
Die Aussicht auf den Sprung zu den Gladiators bringt viele Jugendliche in Trier zum Basketball. Auch weil es Vorbilder wie Gladiators Profi Maik Zirbes gibt. Er schaffte es aus seinem Heimatklub in Bernkastel bis zu den Jugendteams der TBB Trier und dann auch in den Profikader. Nach Stationen in Bamberg, München und europäischen Spitzenklubs ist der 32-Jährige mit mehreren Meisterschaften im Gepäck jetzt wieder in Trier.
Boom nach WM-Titel in Trier
Der Weltmeistertitel für Deutschland im September hat sein Übriges getan. Die Trierer Vereine platzen beim Basketball aus allen Nähten und müssen vielen interessierten Kindern deshalb absagen.
Schon mit dem Ende der Corona-Pandemie wollten immer mehr Kinder in die Vereine, sagt Marco Marzi, Vorsitzender beim Trimmelter SV. Die Erfolge der Nationalmannschaft seien dann noch oben drauf gekommen. "Wir haben mittlerweile einen Aufnahmestopp für neue Mitglieder. So viele Jugendliche können wir gar nicht trainieren", sagt Marzi.
Der Trierer Stadtteil-Klub ist wie der TVG Trier und MJC Trier am Rande der Kapazitäten. "Wenn wir da 15 oder mehr Kinder in ein Training stecken, ist das unseriös. Das ist zu viel und das bringt eine Gruppe nicht weiter", sagt auch Moritz Bitter. Er ist der Basketball-Abteilungsleiter der MJC Trier.
Außerdem komme der Verein MJC Trier auch an die Grenzen dessen, was mit Ehrenamtlichen zu leisten sei. Und das sei schon sehr viel. 380 Basketballer würden in allen Mannschaften spielen.
Basketball-Boom auch bei Gladiators
Auch die Gladiators spüren den Boom. Bei der Profimannschaft liegt der Zuschauerschnitt mit 3.600 Besuchern deutlich höher als letzte Saison. Auch wegen besserer Leistungen. Einer der U-16 Spieler durfte diese Saison schon einmal im Profikader mittrainieren.
Und das ist eines der Ziele. "Wir wollen in jedem Jahrgang mindestens einen Spieler so weit haben, dass er bei den Profis mittrainieren kann", sagt Jugendleiter Kevin Ney.
Werte für den Basketball-Nachwuchs wichtig
Viel wichtiger sei es ihnen aber, den jungen Sportlern Werte zu vermitteln. Denn die wenigsten schafften es zu den Profis. Sehr stolz sei er daher auf einen ehemaligen Spieler, der seine Jugendkarriere mit 17 Jahren an den Nagel gehängt habe, um seinem Traum von einem Studium in "Erneuerbare Energien" nachzugehen.
"Der hätte bei uns noch mal Bundesliga spielen können. Stattdessen will er alle Energie ins Abi stecken und hat sich bei uns bedankt. Dafür, dass er bei uns gelernt hat, was Struktur und Ehrgeiz sind", sagt Ney sichtlich stolz.
Wenn so etwas am Ende steht, habe man als Verein einen richtig guten Job gemacht.