Schon im 19. Jahrhundert ist der Rhein mehr als nur einmal vereist. Ab 1815 zählen Heimatforscher knapp 20 Mal eine geschlossene Eisdecke. Besonders frostig aber war das Jahr 1929. Bis zu minus 25 Grad Celsius und wochenlanger Dauerfrost führen dazu, dass sich eine richtige Eiswüste von Ludwigshafen bis Koblenz erstreckt. Am Nadelöhr unterhalb der Loreley türmen sich die Eisschollen meterhoch, wochenlang liegen hunderte Schiffe fest.
Während die einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden beklagen, freuen sich findige Geschäftsleute, die auf dem zugefrorenen Fluss Würstchenbuden aufbauen und Glühwein verkaufen. Das Naturereignis lockt tausende Schaulustige an. Das Highlight für die Kinder: ein selbstgebautes Karussell mitten auf dem Rhein.
Auch im Winter 1956 bringt Treibeis den Schiffsverkehr auf dem Rhein zum Erliegen. Bei Biebrich treiben 40 Quadratmeter große Eisschollen auf dem Fluss, viele Schiffe, die nicht mehr weiterkommen, finden im Schiersteiner Hafen Unterschlupf. Hier sind Eisbrecher unentwegt beschäftigt, die Fahrrinne freizuhalten.
Rhein zuletzt 1963 zugefroren
Im Winter 1962/63 friert der Rhein das bislang letzte Mal zu. An der Loreley staut sich damals das Eis so stark, dass gar keine Eisbrecher mehr durchkommen, es muss gesprengt werden. Das städtische Hafenamt versorgt die festsitzenden Besatzungen mit Trinkwasser. Im Tankschiff-Hafen unterhalb von St. Goar liegen 30 Tankschiffe fest.
Frostereignisse immer seltener
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden diese Ereignisse durch die zunehmende Einleitung von Abwässern und der Abwärme in den Kühlwassern von Kraftwerken immer seltener. In kalten Wintern kommt es wegen der geringeren Strömungsgeschwindigkeit im niederländischen Fahrgebiet manchmal noch zur Eisbildung. Aber einen komplett zugefrorenen Fluss wird man heute wohl nicht mehr erleben.