Zuerst waren es Videos von Dorffesten auf der Platform TikTok, endgültig viral ging dann das "Sylt-Video". Dort grölt eine enthemmte Partymenge die ausländerfeindliche Version von "L’amour toujours". Anstelle des unverfänglichen ursprünglichen Liebeslied-Textes heißt es dann: "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus."
In Rheinland-Pfalz wurden in diesem Jahr bis Mitte Juli 2024 insgesamt 16 Fälle polizeilich registriert, in denen der Verdacht besteht oder bestand, dass ausländerfeindliche Texte zur Melodie von "L’amour toujors" gesungen wurden. Das teilte das Innenministerium auf SWR-Anfrage mit. Bundesweit sind mittlerweile knapp 370 Fälle bekannt, in denen die Polizei gerufen wurde. Das ergaben Recherchen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
Fast immer junge Männer als Verdächtige
Bei den vom rheinland-pfälzischen Innenministerium genannten Fällen fällt auf, dass es sich bei den meisten Verdächtigen um junge Männer handelt. Einige Beispiele:
- Am 9. Mai rief ein Zeuge die Polizei wegen ausländerfeindlicher Texte zu dem bekannten Lied zu einem Freizeitgelände in Bad-Kreuznach. Die Beamten trafen acht junge Männer an einem Grillplatz in der Nähe an. Ob sie für den Gesang verantwortlich sind, wird noch in einem Strafverfahren wegen Verdachts der Volksverhetzung ermittelt.
- Am 25. Mai soll ein Mitglied einer Fangruppe des Fußballclubs Rot-Weiß Essen das Lied während eines Polizeieinsatzes in Kröv (Landkreis Bernkastel-Wittlich) gesungen haben. Gegen ihn wurde ein Verfahren eingeleitet.
- Am 10. Juni wurde die Polizei zu einer privaten Gartenparty in Wissen (Landkreis Altenkirchen) gerufen. Ein Zeuge hatte vier junge Männer dabei gefilmt, wie sie das Lied mit volksverhetzendem Text gesungen haben sollen. Auch gegen sie wurde ein Strafverfahren wegen Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet.
- Am 08. Juli 2024 wurde von mehreren Schülern eines Zeltlagers im Landkreis Trier-Saarburg "Ausländer raus" und "Heil Hitler" gerufen und dies per Video aufgezeichnet, darunter auch das Lied "L'amour toujours". Bei dem Zeltlager habe es sich nicht um eine schulische Veranstaltung gehandelt, teilte der Schulleiter mit. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, sowie der Volksverhetzung, eingeleitet.
Polizei will abschrecken
Ähnliche Vorfälle wurden auch in Mainz, Bingen, Cochem und den Landkreisen Kaiserslautern, Germersheim und dem Westerwaldkreis gemeldet. Nicht immer konnten Tatverdächtige ermittelt werden. Die Polizei werde aber alle bekannten Fälle konsequent verfolgen und wolle damit "ein abschreckende Wirkung entfalten", teilte das Innenministerium weiter mit.