- Was sind Mykoplasmen?
- Wie steckt man sich an?
- Wie sehen die Symptome aus?
- Führen Mykoplasmen immer zu einer atypischen Lungenentzündung?
- Wie unterscheidet sich eine atypische von einer normalen Lungenentzündung?
- Wie werden Mykoplasmen behandelt?
- Wann sollten Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen?
- Warum kommt es gerade jetzt zu vermehrten Infektionen?
- Wie ist die Lage in Rheinland-Pfalz?
- Sind die Behörden besorgt?
Was sind Mykoplasmen?
Mit dem Begriff Mykoplasmen werden Bakterien bezeichnet, die sehr klein sind, nur langsam wachsen und keine Zellwand besitzen. Zu der Gruppe der Mykoplasmen zählt auch der Erreger Mycoplasma pneunomiae. Bei einem schweren Verlauf kann dieser eine sogenannte atypische Lungenentzündung verursachen.
Wie steckt man sich an?
Eine Mykoplasmen-Infektion ist eine sogenannte Tröpfcheninfektion. Das bedeutet, dass der Erreger über Körperflüssigkeiten wie zum Beispiel Speichel übertragen wird. Damit es zu einer Infektion kommt, müssen sich zwei Menschen also recht nahekommen. Auch aus diesem Grund zählen Schulkinder zwischen 5 und 14 Jahren zu den Hauptgefährdeten. Aber auch zwischen Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kasernen kann es zur Übertragung kommen. Als gefährdet gelten zudem Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Möglich ist es auch, sich durch das Anfassen von Gegenständen zu infizieren, auf denen sich infektiöses Körpersekret befindet (Schmierinfektion). Zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) liegen zwei bis vier Wochen.
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Wie sehen die Symptome aus?
Als Anzeichen einer Mykoplasmen-Infektion gelten leichtes Fieber, Halsschmerzen, trockener Husten und Kopfschmerzen. Da diese Beschwerden auch durch andere Erreger verursacht werden können, bringt erst ein Rachenabstrich Gewissheit. Haben Ärzte den Verdacht, dass eine Lungenentzündung vorliegt, lassen sie zudem ein Röntgenbild machen. Anders als eine herkömmliche Lungenentzündung entwickelt sich eine Mykoplasmen-Pneumonie langsamer. Auch sind die Symptome nicht so stark ausgeprägt - daher der Begriff atypische Lungenentzündung.
Führen Mykoplasmen immer zu einer atypischen Lungenentzündung?
Nein. Laut dem Portal DocCheck entwickeln 3 bis 13 Prozent der Menschen, die sich mit Mykoplasmen infizieren, eine atypische Lungenentzündung. In den anderen Fällen bleibe es bei einer Entzündung der Rachenschleimhaut oder einer Tracheobronchitis (gleichzeitige Entzündung der Luftröhre und Bronchien).
Wie unterscheidet sich eine atypische von einer normalen Lungenentzündung?
Eine klassische Lungenentzündung geht mit Schmerzen in der Brust, hohem Fieber und produktivem Husten (mit Auswurf) einher. All das tritt bei einer atypischen Lungenentzündung nicht auf. Auch verläuft eine Mykoplasmen-Infektion viel langsamer als eine normale Lungenentzündung.
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Wie werden Mykoplasmen behandelt?
Anders als andere Bakterien verfügen Mykoplasmen nicht über eine Zellwand. Viele gängige Antibiotika (etwa Penicillin) setzen aber gerade an diesem Teil eines Bakteriums an. Um Mykoplasmen behandeln zu können, muss man also auf spezielle Antibiotika umsteigen. Zum Einsatz kommen etwa sogenannte Makrolide (etwa Azithromycin). Diese werden auch von Kindern gut vertragen. Möglich ist auch die Anwendung von Breitspektrum-Antibiotika wie Doxycyclin.
Wichtig: Antibiotika kommen nur zum Einsatz, wenn die Beschwerden besonders schwer sind. Mit leichteren Krankheitsverläufen wird das Immunsystem in der Regel selbst fertig. Diese werden meist nur symptomatisch behandelt - etwa mit Schmerzmitteln oder Fiebersäften.
Wann sollten Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen?
Mediziner raten Eltern, unbedingt einen Arzt aufzusuchen, wenn ihr Kind mehrere Tage lang schwer krank ist. Denn unbehandelt kann eine Infektion mit Mykoplasmen Wochen andauern. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich eine Lungenentzündung entwickelt.
Warum kommt es gerade jetzt zu vermehrten Infektionen?
Bekannt ist, dass Mykoplasmen-Epidemien in Europa alle ein bis drei Jahre auftreten. Zur letzten bekannten Epidemie kam es laut der Fachzeitschrift "Lancet" Ende 2019/Anfang 2020. Die Corona-Maßnahmen hätten dann dazu geführt, dass die Zahl der Mykoplasmen-Infektionen stark gesunken sei. Gleichzeitig hätten die Kontaktverbote und Hygienemaßnahmen jedoch die Herdenimmunität der Bevölkerung geschwächt. Das mache sich das Bakterium nun zunutze. Auch das rheinland-pfälzische Landesuntersuchungsamt hält die steigenden Fallzahlen von Mykoplasmen für einen "Nachholeffekt nach der Covid-19-Pandemie".
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Das Besondere an Mykoplasmen ist laut "Lancet", dass die Infektionszahlen erst jetzt (also rund anderthalb Jahre nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen) steigen. Das könne daran liegen, dass das Bakterium langsamer wachse, eine längere Inkubationszeit aufweise und weniger ansteckend sei als andere bekannte Atemwegserreger.
Wie ist die Lage in Rheinland-Pfalz?
Mykoplasmen sind kein meldepflichtiger Infektionserreger. Deshalb liegen dem rheinland-pfälzischen Landesuntersuchungsamt (LUA) keine Zahlen zur Ausbreitung vor. Allerdings verweist die Behörde auf Niedersachsen und Baden-Württemberg. Dort erfassen Arztpraxen auf freiwilliger Basis Mykoplasmen-Fälle. "In beiden Bundesländern wird von einer hohen Anzahl positiver Proben in diesem Jahr berichtet", so LUA-Ärztin Anja Schoeps. Es gebe keinen Grund zur Annahme, dass sich die aktuelle Situation in Rheinland-Pfalz von der in anderen Bundesländern deutlich unterscheide.
Gestützt wird diese Einschätzung von der Unimedizin Mainz: "Wir registrieren in ganz Deutschland, so auch in Mainz an beiden pneumologischen Abteilungen deutlich mehr Mykoplasmen-Infektionen als früher", berichtet Sprecherin Barbara Reinke. Den Begriff Welle nutzt sie indes noch nicht: "Man muss hier etwas vorsichtig sein, da wir aufgrund der Berichte, die im Sommer aufkamen, nun heute noch viel aktiver als früher auf Mykoplasmen schauen und diese daher vielleicht auch vermehrt diagnostizieren."
Sind die Behörden besorgt?
Anja Schoeps vom Landesuntersuchungsamt schätzt die derzeitige Lage "nicht als besorgniserregend" ein - auch, weil die meisten Mykoplasmen-Infektionen "eher mild" verliefen. Gleichwohl mahnt sie dazu, die Situation weiter zu beobachten.
Auch die Unimedizin Mainz fordert Mediziner zur Wachsamkeit auf: "Hausärzte, Lungenfachärzte und Krankenhäuser müssen über die aktuell erhöhte Wahrscheinlichkeit von Mykoplasmen als Auslöser einer Pneumonie Bescheid wissen", sagt Sprecherin Barbara Reinke. So könnten sie rechtzeitig die nötige Diagnostik durchführen. Diese wiederum habe Auswirkungen auf die Art der Antibiotika-Therapie.