Die Schülerinnen und Schüler des Mainzer Gymnasiums am Kurfürstlichen Schloss haben nicht schlecht gestaunt, als sie am Freitagmittag angefangen haben, die Daten ihres Wetterballons auszulesen.
Ein erster Blick auf die Aufzeichnungen der Sonde zeigt: Der Ballon hat es in eine Höhe von 38 Kilometern geschafft. Das war deutlich höher als die Jugendlichen erwartet hatten. Sie waren von 30 bis 33 Kilometer ausgegangen.
Ballon flog über Hessen bis nach Bayern und zurück
Und ein Blick in die Daten zeigte auch, für welche Route sich der Ballon entschieden hat. Nach seinem Start am Dienstagmorgen vor dem Mainzer Schloss ist er laut Tjeerd Frank, einem der Lehrer, die das Projekt betreuen, zunächst über Hessen geflogen.
Dann über die bayerische Grenze nach Bad Kissingen. Von dort aus ging es wieder zurück über Rhein und Mosel in die Eifel. Auch dort änderte er die Richtung, bis er schließlich in Koblenz landete.
Scharfe Bilder aus der Erdatmosphäre
Was die Schülerinnen und Schüler besonders beeindruckte: Der etwa sechsstündige Flug wurde von einer Videokamera aufgenommen. Die lieferte gestochen scharfe Bilder von der Erde aus der Atmosphäre.
"Das sieht man sonst immer nur in Dokus oder Filmen und dann denkt man sich, das ist schon cool, wenn man das mal machen kann. Und dass wir als Schüler das auch hinbekommen haben, mit einem einfachen Experiment, darüber freuen wir uns sehr", sagte die an dem Projekt beteiligte Schülerin Henriette Pahling.
Weitere Daten sollen in den nächsten Wochen ausgewertet werden. Dabei geht es um Details zur Flugroute, zur Temperatur, zum Luftdruck und zur Lichtintensität. Außerdem haben die Schülerinnen und Schüler eine chemische Versuchsanordnung mit in den Himmel geschickt, die sie noch auswerten wollen.
Ein Experiment zwischen Hoffen und Bangen
Damit gehen für die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrer aufregende Tage zu Ende. Denn nachdem sie den Ballon am Dienstagmorgen haben steigen lassen, haben sie den Kontakt zum GPS-Tracker verloren.
Fast den ganzen Tag über haben sie keine Signale empfangen, obwohl der Ballon nach etwa drei Stunden wieder auf der Erde hätte gelandet sein sollen. Das zumindest haben die Berechnungen im Vorfeld ergeben.
Wetterballon sollte in Hessen landen
"Wir haben in Hessen gestanden, wo wir den Ballon eigentlich zurück erwartet hatten und waren irgendwann frustriert", erinnert sich Lehrer Tjeerd Frank. Immerhin steckten darin zweieinhalb Monate intensive Vorbereitung. Für einen Moment schien es, als wäre alles umsonst gewesen.
Doch dann am frühen Abend auf einmal die Überraschung: "Wir waren schon auf dem Weg nach Hause, als wir auf einmal wieder Signale empfangen haben. Die Freude bei uns allen war riesig", erinnert sich der Lehrer.
Polizei half bei der Suche nach dem Ballon
Laut Signal war der Ballon in der Koblenzer Innenstadt gelandet. Zunächst hatten die Schülerinnen und Schüler nur einen groben Radius von 500 Metern angezeigt bekommen. "Die Polizei hat uns geholfen. Streifenwagen haben nach dem Ballon Ausschau gehalten." Aber sie haben nichts gefunden.
Plötzlich sind die Signale konkreter geworden: Demnach lag der Ballon auf dem Flachdach eines Bürogebäudes. Am Mittwochmorgen hat Tjeerd Frank dort angerufen: "Die Mitarbeiter haben uns sofort zugesagt, dass der Hausmeister aufs Dach steigt, um nach dem Ballon zu schauen. Doch wir mussten einen Tag warten, weil er am Mittwoch nicht auf der Arbeit war." Also weitere bange Stunde des Wartens.
Naturwissenschaft zum Anfassen Schlossgymnasium lässt Wetterballon in Mainz steigen
In jedem Bundesland werden Schülerinenn und Schüler einen Wetterballon in die Luft steigen lassen. Am Dienstag war es in Mainz so weit. Ob das Experiment glückt, ist noch offen.
Am Donnerstagmorgen dann endlich die alles entscheidende Rückmeldung aus Koblenz: Der Ballon lag auf dem Dach und ist geborgen. Tjeerd Frank ist am Nachmittag nach Koblenz gefahren und hat ihn abgeholt.
Dem SWR sagte er, noch auf dem Parkplatz in Koblenz stehend: "Den Ballon wieder zu haben, ist sehr erleichternd. Das war eine sehr aufregende Zeit zum Schuljahresabschluss. Äußerlich sieht alles gut aus. Die Styroporflügel sind leicht beschädigt, aber das war zu erwarten." Immerhin sei die Einheit vermutlich mit etwa 20 km/h auf dem Dach aufgeschlagen.
Schüler des Mainzer Schlossgymnasiums analysieren jetzt Daten
Die Schülerinnen und Schüler hatten den Ballon mit Helium gefüllt und so präpariert, dass er in einer Höhe von 30 Kilometern platzt. Das ist drei mal höher als die Reisegeschwindigkeit von Verkehrsflugzeugen. Danach kam er an einem Fallschirm zur Erde zurück.