Einsatz fürs Klima

VG Sprendlingen-Gensingen und ihr Weg zur Null-Emissions-Gemeinde

Stand
Autor/in
Damaris Diener
Damaris Diener ist Reporterin im SWR Studio Mainz und bei Das Ding

Die Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen will Null-Emissions-Gemeinde werden. Würde sie das schaffen, wäre sie eine der ersten klimaneutralen Kommunen Deutschlands.

Erreichen will die VG das beispielsweise dadurch, dass zukünftig mehr Strom erzeugt werden soll, als verbraucht wird. Außerdem will sie das Abwasser so aufbereiten, dass es in der Landwirtschaft nutzbar ist. Der Weg dahin ist allerdings noch lang.

Klimaschutz als oberstes Ziel

Andreas Pfaff und Armin Brendel machen ihren Job richtig gerne und wollen etwas bewegen. Das merkt man ihnen an. Andreas Pfaff kümmert sich um das Thema Klimaschutz in der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen. Armin Brendel (FWG) ist Bürgermeister der Ortsgemeinde Gensingen. Die gilt als gutes Beispiel dafür, wie Klimaschutz umgesetzt werden kann.

In Gensingen ist in den vergangenen Jahren zum Beispiel ein Neubaugebiet mit kalter Nahwärmeversorgung entstanden. Das sei mittlerweile zum Vorbild für Bauprojekte in anderen Gemeinden geworden, so Ortsbürgermeister Armin Brendel.

Nahwärme gilt als klimafreundlich

Bei der kalten Nahwärme wird mit einer Soleflüssigkeit die Erdwärme aus 200 Metern Tiefe hochtransportiert. Diese Flüssigkeit wird dann im Kreis gepumpt. Die Häuser im Neubaugebiet sind an diesen Kreislauf angeschlossen und können mithilfe eines Wärmetauschers die Wärme aufnehmen. Das gilt als klimafreundlich.

Ein großes Plus ist laut Brendel auch, dass man das Haus mit der gleichen Technik auch noch kühlen könne. Acht Jahre hat die Umsetzung des Neubaugebiets gedauert. Das Konzept sei gut angekommen, alle Grundstücke seien verkauft, so Brendel.

"Es gibt ganz viele Gemeinden, die das mit der kalten Nahwärme jetzt nachahmen."

Das Neubaugebiet in Gensingen ist an die Nahwärmeversorgung angeschlossen. Außerdem ist die Straßenbeleuchtung klimaneutral.
Das Neubaugebiet in Gensingen ist an die Nahwärmeversorgung angeschlossen. Außerdem ist die Straßenbeleuchtung klimaneutral, weil der Strom dafür von einer Photovoltaik-Anlage kommt.

Klimaneutrale Straßenbeleuchtung im Neubaugebiet

Im Neubaugebiet ist die Straßenbeleuchtung außerdem klimaneutral. Denn die sensorgesteuerten Lampen bekommen ihren Strom von einer Photovoltaik-Anlage. Außerdem gehen sie nur vollständig an, wenn jemand vorbeiläuft. Im gesamten Ort gibt es schon seit Jahren ausschließlich stromsparende LED-Straßenlaternen.

"Natürlich steht und fällt so ein Projekt mit dem Engagement der Leute vor Ort", sagt Armin Brendel über das Neubaugebiet. Man brauche zum Beispiel einen Gemeinderat, der bereit sei, so etwas zu wagen und anzugehen. "Wir haben vor langer Zeit beschlossen, Null-Emissions-Gemeinde zu werden, das Neubaugebiet war dann eine zwangsläufige Folge. Aber wir sind auch noch weiterhin auf dem Weg dorthin", so Brendel.

Geschmeinschaftsgarten in Gensingen fördert Artenvielfalt

Im Gemeinschaftsgarten in Gensingen können Bürger und Bürgerinnen außerdem Obst und Gemüse anbauen. "Das war kein reines Klimaschutzprojekt, das hat natürlich auch viel mit sozialem Miteinander zu tun", sagt Andreas Pfaff von der VG-Verwaltung. Aber durch zum Beispiel heimische Blühpflanzen trage der Gemeinschaftsgarten zur Artenvielfalt bei und hilft dabei, dass die Menschen ein besseres Verständnis für die Natur bekämen. Die Gartengeräte bezahlt die Ortsgemeinde und auch die Bohrung eines Brunnens hat sie finanziert.

Andreas Pfaff im Gemeinschaftsgarten in Gensingen.
Andreas Pfaff im Gemeinschaftsgarten in Gensingen.

Ziel der Null-Emissions-Verbandsgemeinde noch weit entfernt

In der ganzen Verbandsgemeinde wurden bisher kleinere Projekte umgesetzt, erzählt Pfaff. Zum Beispiel gab es ein Förderprogramm für Balkonkraftanlagen. Im Herbst sollen außerdem Klimabäume kostenlos an Bürger und Bürgerinnen verteilt werden, damit sie diese dann in ihre Gärten pflanzen können. Damit soll die VG noch grüner werden.

Vom Ziel der Null-Emissions-Verbandsgemeinde sei man noch trotzdem noch weit entfernt, so Andreas Pfaff. Das frustriere und motiviere ihn zugleich.

"Das sind so die kleinen Dinge, die Spaß machen. Die riesen Sprünge, die wir zur Zielerreichung bräuchten, sind es nicht, aber wir bleiben dran."

Klimaschutz nicht immer leicht umzusetzen

Dass man Klimaschutz immer als Ganzes sehen müsse und es nicht immer so einfach sei, zeige folgendes Beispiel, erzählt Pfaff. Auf dem Ober-Hilbersheimer Plateau gebe es sehr viel Wind. Damit könne man gut Energie erzeugen. Das Problem aber: Dort könnten keine Windräder installiert werden, weil es ein Naturschutzgebiet sei. "Daran ist nichts zu rütteln", sagt Andreas Pfaff. "Allein auf dem Plateau hätten wir 20 Windräder unterbringen können. Da wären wir Strom-Export-Verbandsgemeinde geworden, aber ganz dick. Aber das geht halt nicht. So ist es." Wie so oft gebe es verschiedene Interessen, die berücksichtigt werden müssten.

Renaturierung des Wiesbachs in Gensingen geplant

Armin Brendel beendet bald seine Zeit als Ortsbürgermeister von Gensingen, Andreas Pfaff aber hat in der Verbandsgemeinde noch viel vor. Geplant ist zum Beispiel die Renaturierung des Wiesbachs in Gensingen. Außerdem soll es Beratungen zur naturnahen Gartengestaltung geben und im kommenden Jahr sollen auf den Dächern verschiedener VG-Gebäude Photovoltaik-Anlagen installiert werden.

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