Gegen die Hitze

Erster Trinkwasserbrunnen in Mainz eingeweiht

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Andreas Neubrech
Andreas Neubrech

In Mainz sprudelt seit Dienstagmorgen ein Trinkwasserbrunnen. Umweltdezernentin Janina Steinkrüger spricht von einem Durchbruch, aber der große Wurf ist es noch nicht.

Die Temperaturen in den Innenstädten steigen. Wer bei 30 Grad und mehr unterwegs ist, bekommt schnell einen trockenen Hals und ist dankbar für einen Schluck Wasser. Dieses erlösende Nass gibt es jetzt unter anderem an dem neuen Trinkwasserbrunnen der Stadt auf dem Rebstockplatz – direkt neben dem Marktplatz. Unbegrenzt und kostenlos.

Bei der Einweihung am Dienstagmorgen feierte Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) diesen Brunnen als einen wichtigen Schritt. Seit sie vor zwei Jahren als Dezernentin nach Mainz gekommen sei, sei das eines ihrer Ziele gewesen. "Ein Trinkwasserbrunnen ist kein nice-to-have, in Zeiten der Klimafolgenanpassung ist das ein must-have", sagt sie.

Umweltdezernentin Janina Steinkrüger ist die erste, die aus dem eingeweihten Brunnen trinkt.
Umweltdezernentin Janina Steinkrüger ist die erste, die aus dem eingeweihten Brunnen trinkt.

Keine konkreten Pläne für weitere Trinkwasserbrunnen

Sicherlich werden sich einige Menschen über das Wasser freuen. Wichtig war dieser Schritt aber auch für Steinkrüger selbst. Immerhin hatte sie schon Mitte April schriftlich angekündigt, ihr Dezernat befinde sich "gerade auch in der Planung und Vorbereitung der Aufstellung von Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt als zusätzlichem Zugang zu kostenlosem Trinkwasser."

Jetzt, vier Monate und etliche Hitzewochen später, weiht sie zumindest einen Brunnen ein und sagt: "Wir sind weiter auf der Suche nach geeigneten Standorten." Dabei denke sie an frequentierte Orte wie die Innenstadt, aber auch an welche, an denen Sport getrieben werde, zum Beispiel im Volkspark oder am Rheinufer.

Schwierige Standortsuche und hohe Kosten

Dass sich die Errichtung weiterer Trinkwasserbrunnen so hinzieht, begründet die Dezernentin mit großen Abstimmungsrunden. "Es müssen Plätze gefunden werden, an denen wir einen Wasseranschluss verlegen können. Außerdem müssen wir Tiefbauarbeiten vornehmen, weil vergossenes Wasser in einen Kanal laufen soll, und wir brauchen Strom."

Daher bot sich der Standort auf dem Rebstockplatz geradezu an. Hier stand vor einigen Jahren schon einmal ein Trinkwasserbrunnen, damals betrieben von den Mainzer Netzen. Die Infrastruktur war deshalb bereits vorhanden und musste nicht neu geschaffen werden. Das sparte Zeit und Geld.

Wenn ein solcher Brunnen dagegen komplett neu gebaut werden muss, kostet die Inbetriebnahme samt aller Arbeiten 24.000 Euro, so Steinkrüger. Damit steht im Doppelhaushalt 2023/24 noch Geld für etwa zwei weitere Trinkwasserbrunnen zur Verfügung.

Probleme mit der Hygiene?

Dass die Mainzer Netze seinerzeit den Brunnen am Rebstockplatz wieder abgebaut haben, hat zwei Gründe. "Wir hatten Probleme mit Vandalismus und der Hygiene", sagt Frank Birmes von den Mainzer Netzen. Die Hygiene war für ihn vor allem dann ein Problem, wenn Leute beispielsweise einen benutzten Kaugummi auf das Loch geklebt haben, aus dem das Wasser sprudelt.

Auch Vogelkot sei ein Thema. Bei dem Brunnen am Rebstockplatz ist das gut erkennbar: Unmittelbar neben dem wieder errichteten Brunnen sind deutliche Spuren davon sichtbar. Gut möglich, dass es bald auch den Brunnen selbst trifft – samt der Öffnung für das Wasser.

Direkt neben dem neuen Trinkwasserbrunnen sind viele Spuren von Vogelkot erkennbar.
Direkt neben dem neuen Trinkwasserbrunnen sind viele Spuren von Vogelkot erkennbar.

Damals seien die Mainzer Netze für den Betrieb des Brunnens verantwortlich gewesen. Heute liefern sie nur das Wasser dafür, so Birmes. Um die Hygiene muss sich die Stadt kümmern. Steinkrüger verspricht: "Wir nehmen einmal monatlich eine Wasserprobe, um sie vom Gesundheitsamt untersuchen zu lassen. Außerdem wird der Brunnen einmal in der Woche gereinigt." Ob der Vogelkot ein Problem werden könne, müsse die Erfahrung zeigen. Wie hoch die Kosten für die Unterhaltung des Brunnens sein werden, konnte Steinkrüger nicht abschätzen.

Wasser gibt es in Mainz auch an Refill-Stationen

Wirtschaftlich gesehen ist für den Mann der Mainzer Netze klar: "Das sind ziemlich hohe Kosten für ein bisschen Wasser, das getrunken wird." Zumal es bereits die Möglichkeit gibt, in Mainz kostenlos an Wasser zu kommen.

"Das sind ziemlich hohe Kosten für ein bisschen Wasser, das getrunken wird."

Viele Geschäfte und Restaurants stehen als Refill-Standort bereit, an dem die Menschen ihre leere Flasche kostenlos wieder mit Wasser befüllen lassen können. Verdursten müsste also auch ohne Trinkwasserbrunnen niemand.

Ortsvorsteher: In den USA gibt es überall Trinkwasserbrunnen

Der Ortsvorsteher der Mainzer Altstadt, in dessen Zuständigkeit der Rebstockplatz fällt, hat eine andere Perspektive auf die Sache. Brian Huck (Grüne) ist in den USA geboren. Er sagte bei der Einweihung des Brunnens: "In den USA gibt es fast an jedem Eck einen Trinkwasserbrunnen. Wir können in Mainz kaum erklären, warum es hier keine gibt. Irgendwann muss man einfach den Mut zusammennehmen und sagen: Wir wollen das haben."

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