Bei der Übergabe der Unterschriften an die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV) begründete deren Vorsitzender Peter Heinz die Schließung der Bereitschaftspraxis folgendermaßen: "Ingelheim und Emmelshausen sind die letzten beiden Bereitschaftspraxen in Rheinland-Pfalz, die nicht an ein Krankenhaus angegliedert sind."
Sämtliche Konzepte des Bundesgesundheitsministeriums sähen aber vor, dass eine Bereitschaftspraxis künftig grundsätzlich an ein Krankenhaus angegliedert sein muss. Entsprechend gibt es laut Heinz auch nach der Unterschriftenübergabe keinen Spielraum für den Erhalt des Ingelheimer Standorts.
Ingelheimer OB: Konzept für Weiterbetrieb ohne Defizit
Der Ingelheimer Oberbürgermeister Ralf Claus (SPD) will nach eigenen Worten trotzdem weiterkämpfen. Neben der Landrätin des Kreises Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer (CDU), war auch er bei der Unterschriftenübergabe dabei.
Er setze seine Hoffnungen auf ein Gespräch mit der KV im Januar, an dem neben der Stadt Ingelheim auch der Ärzteverein Ingelheim teilnehmen wird. "Der Ärzteverein hat ein System entwickelt, mit dem die Bereitschaftspraxis weiterbetrieben werden könnte, ohne dass dabei ein Defizit besteht", so Claus.
Nächste Bereitschaftspraxen in Mainz und Bad Kreuznach
Auch ein mögliches Konzept für einen Weiterbetrieb ändert nichts daran, dass die Praxis in Ingelheim mit dem Jahreswechsel erst einmal geschlossen wird. Dann müssen sich die Patienten an die Bereitschaftspraxen in Mainz und Bad Kreuznach wenden. "In anderen Bereichen von Rheinland-Pfalz haben wir wesentlich weitere Fahrwege für die Patienten", argumentiert Heinz.
In der Ingelheimer Bereitschaftspraxis sind im vergangenen Jahr nach deren Angaben fast 5.800 Menschen behandelt worden.
Sorge um medizinische Versorgung in Ingelheim
Um für den Erhalt der Bereitschaftspraxis zu kämpfen, hatte eine Mitarbeiterin eine Petition gestartet. Mehr als 7.000 Unterschriften sind innerhalb von zwei Wochen zusammengekommen. Die Unterzeichner der Petition befürchten eine schlechtere medizinische Versorgung in Ingelheim und Umgebung. Ab dem neuen Jahr gibt es den bisherigen Bereitschaftsdienst nicht mehr, stattdessen sollen Patienten eine Telefonhotline nutzen.
Mehr Nacht-Fahrdienste Kompromiss bei Schließung von Bereitschaftspraxen in RLP gefunden
Zum 1. Januar schließen in RLP sieben ärztliche Bereitschaftspraxen. Ihren Wegfall sollen zusätzliche Fahrdienste für Ärztinnen und Ärzte in der Nacht kompensieren.
Außerdem sollen Bereitschaftsärztinnen und -ärzte über lange Strecken zu Patienten fahren. Die Petition kritisiert dieses Modell. Das spare keine Kosten ein, weil medizinisches Personal dann für Autofahrten bezahlt würde, anstatt vor Ort in einer Bereitschaftspraxis zu arbeiten.