Gerhard Mann pumpt einen Fahrradreifen auf und säubert danach mit dem Luftdruckreiniger die Speichen. Das macht er mit viel Liebe zum Detail und sehr akribisch. Der 49-Jährige ist sichtlich in seinem Element. Und davon hält ihn auch seine Herzkrankheit nicht ab. Für seinen neuen Job in der inklusiven Fahrradwerkstatt der Gesellschaft für Teilhabe und Integration in.betrieb bringt er schon viel Erfahrung mit. "Ich arbeite jetzt seit 12, 13 Jahren in der Fahrrad-Branche", erzählt Mann, "daran macht mir vor allem das Schrauben Spaß. Dass ich mit meinen Händen arbeiten kann und später auch ein Ergebnis sehe, was ich gemacht hab."
Der neue Inklusionsbetrieb in Ingelheim (Kreis Mainz-Bingen) besteht aus zwei Leichtbauhallen: darin eine Fahrradwerkstatt, ein Bereich für die Autopflege und eine Autowaschanlage. In den Räumen vom neuen "wasch.werk" und "rad.werk" ist alles etwas großzügiger und mit mehr Platz gestaltet als in herkömmlichen Werkstätten - und natürlich barrierefrei. "Der Platz, die Ausleuchtung, das ist alles neu und sehr aufregend", freut sich Gerhard Mann.
Nachhaltige Autowaschanlage, Fahrradinspektion, E-Bike-Service
Das Angebot des neuen Betriebs ist groß: Autowäsche, Polsterpflege, Fahrradinspektion, E-Bike-Service, um nur ein paar Punkte zu nennen. Die Autowaschanlage erfüllt nach Angaben von in.betrieb alle nachhaltigen und ökologischen Aspekte nach dem heutigen Stand. Dazu zählt unter anderem eine Wasseraufbereitungsanlage, die etwa 85 Prozent des benutzten Wassers in der Waschanlage wiederverwertet.
In der Autopflege wird unter anderem auch der 22-jährige Phillip Hölz arbeiten. Er ist körperlich und sprachlich beeinträchtigt. Die Arbeit im Team von in.betrieb weiß er sehr zu schätzen: "Das Kollegiale, die Mitarbeiter, auch der Chef ist super", schwärmt er, "generell dieses Arbeitsklima, da freue ich mich am meisten drauf."
14 neue Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Behinderung
Insgesamt 14 neue Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Behinderung bietet der Betrieb in Ingelheim. Ein weiterer, wichtiger Schritt für die Inklusion von Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt, findet der Betriebsleiter Nico Ferger: "Hier können wir an einem nagelneuen Standort unter modernsten Bedingungen ermöglichen, dass Menschen mit und ohne Schwerbehinderung zusammenarbeiten."
Inklusionsbetrieb in Ingelheim hat namhafte Förderer
Von der Sozialorganisation "Aktion Mensch" gibt es für den Standort in Ingelheim unter anderem eine Anschubfinazierung von 300.000 Euro. Das Land Rheinland-Pfalz beteiligt sich an den laufenden Kosten. So wird zum Beispiel eine Schwerbehindertenstelle mit 350 Euro im Monat bezuschusst. Und das Grundstück stellt der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim in Erbpacht zur Verfügung.
Von der Kooperation mit in.betrieb und der unmittelbaren Nähe zum Werksgelände erhofft sich Boehringer eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können auf dem Weg zu und von der Arbeit ihr Auto oder Fahrrad abgeben, ganz bequem", sagt der Geschäftsführer Personal von Boehringer, Christjan Knudsen. "Und dann können sie es hinterher wieder sauber und zum Teil repariert wieder zurückbekommen."
Arbeitsplätze für sieben Menschen mit Behinderung Inklusive Fahrrad- und Autowaschanlage entsteht in Ingelheim
In Ingelheim entsteht eine besondere Fahrrad- und Autowaschanlage. Dort werden Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten.
Es geht um das Thema: Teilhabe für alle
Die Gesellschaft in.betrieb betreibt bereits in der Stadt Nieder-Olm (ebenfalls in Rheinhessen) eine inklusive Fahrradwerkstatt und Autowaschstraße. In den neuen Standort in Ingelheim wurden nach eigenen Angaben etwa 2,4 Millionen Euro investiert. Die Gesellschaft für Teilhabe und Integration ist ein Unternehmen, das sich unter anderem um die Eingliederung von Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen kümmert. Es geht darum, dass sie sowohl am Arbeitsleben als auch an der Gesellschaft teilhaben können.