Chancen für Menschen mit Behinderungen

"Sam macht die Firma bunter", sagt der Chef aus Ingelheim

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Andreas Neubrech
Andreas Neubrech

Einen Menschen einzustellen, der eine Behinderung hat, kann für beide Seiten eine Bereicherung sein. In Ingelheim arbeitet ein Landschaftsbau-Betrieb mit dem 21-jährigen Sam zusammen - beide sind begeistert.

Es ist ein bitterkalter Tag Ende November, eisiger Wind weht durch die Straßen. Aber Sam ist das egal. Der 21-Jährige ist warm angezogen. Er freut sich darauf, diesen Tag gemeinsam mit seinen Kollegen im Freien in Nieder-Hilbersheim im Kreis Mainz-Bingen zu verbringen und Bäume zurückzuschneiden.

Sam ist einer von etwa 600 Menschen, die bei in.betrieb arbeiten, einer Gesellschaft für Teilhabe und Integration in Mainz. Sam ist kognitiv eingeschränkt. Es fällt ihm schwerer als anderen Menschen, Dinge zu lernen. In.betrieb unterstützt ihn dabei, auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dafür kommt er zwei Tage pro Woche bei den Grünwerkern zum Einsatz, einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Ingelheim.

Viel zu tun als Landschafts- und Gartenbauer

Sam assistiert seinen Kollegen, die in der Baumkrone klettern, Äste zurückschneiden und Totholz entfernen. Manchmal brauchen sie Werkzeug, das Sam an einem Seil nach oben zieht, manchmal verheddern sich Seile, die er wieder sortiert und er räumt auf. Sprich: Er sammelt die Äste ein, die die Kollegen nach unten werfen, und schiebt das Holz in den Häcksler.

Sam sammelt das zurückgeschnittene Holz ein und schiebt es in den Häcksler.
Sam sammelt in Nieder-Hilbersheim das zurückgeschnittene Holz ein und schiebt es in den Häcksler.

Chef ist von Sam begeistert

Jens Popp, Sams Chef, ist begeistert von dessen Arbeit: "Sam macht seinen Job stoisch bis zum Ende fertig und er ist sehr genügsam. Alle anderen jammern mehr über das Wetter als er." Mit Sam muss sich Popp manchmal enger absprechen als mit anderen Kollegen, beispielsweise wenn es um die Frage geht, wie er zur Arbeit kommt.

Unterm Strich sei Sam für die Grünwerker aber ein Gewinn: "Er macht die Firma bunter. Wir haben hier so viele verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten. Da passt er wunderbar dazu." Früher oder später vielleicht sogar fünf Tage in der Woche und mit einem eigenen Arbeitsvertrag.

Alina Rieche, Integrationsfachkraft bei in.betrieb, Sam und sein Chef Jens Popp.
Alina Rieche, Integrationsfachkraft bei in.betrieb, Sam und sein Chef Jens Popp.

Unterstützung gibt es von in.betrieb in Mainz

"Wir qualifizieren Menschen mit Behinderungen Schritt für Schritt mit dem Ziel, dass sie bei einem externen Unternehmen einen Arbeitsvertrag erhalten", sagt Daniela Wolf, Referentin Fundraising & Marketing bei in.betrieb. Zu diesem Qualifizierungsprogramm gehören interne Schulungen in Zusammenarbeit unter anderem mit der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer. Ein nächster Schritt ist ein Praktikum bei einem Unternehmen.

Verläuft das Praktikum erfolgreich, folgt ein tageweiser Einsatz bei einem Betrieb, wie es bei Sam derzeit der Fall ist. Der letzte Schritt könnte sein, dass ihn das Unternehmen früher oder später komplett übernimmt.

Das ist Freiheit.

Um dieses Ziel – die Vermittlung von Arbeitskräften an ein Unternehmen – in den Fokus zu rücken, hat in.betrieb im September vergangenen Jahres die Kampagne "in.arbeit" ins Leben gerufen. Bis zum Jahr 2025 soll 60 Menschen mit Behinderung so der Weg auf den Arbeitsmarkt geebnet werden. Die Zwischenbilanz: "Im ersten Jahr dieser dreijährigen Kampagne haben wir mehr als 20 Menschen vermittelt", so Daniela Wolf. Damit liegt in.betrieb bislang gut auf Kurs.

Auch für Sam wäre dieser Schritt ein Traum, denn die Arbeit als Garten- und Landschaftsbauer bedeutet ihm viel: "Das ist Freiheit, man ist nirgends eingeengt und der Job macht Spaß." Er ist nun seit fünf Jahren bei in.betrieb, seit etwa einem dreiviertel Jahr kommt er regelmäßig bei den Grünwerkern zum Einsatz.

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