Das Mainzer Frauenhaus bietet Frauen und ihren Kindern, die bedroht oder seelisch, körperlich oder sexuell misshandelt werden, Schutz und Zuflucht. Sie können dort vorübergehend wohnen. Im Jahr 2022 sind 33 Frauen und 28 Kinder im Mainzer Frauenhaus untergekommen. Dem gegenüber steht diese Zahl: 87 Frauen mussten im gleichen Jahr abgelehnt werden. Der Grund: nicht genug Platz.
Neue Internetseite erleichtert Suche nach Frauenhäusern
Früher sei diese Zahl noch höher gewesen, erklärt die Sozialarbeiterin Gaby Fichtner-Krones, die das Frauenhaus Mainz betreut. Sie hat die Vermutung, dass die Zahl aber nicht gesunken ist, weil häusliche Gewalt zurückgegangen ist. Sondern, weil es seit einiger Zeit eine Webseite gibt, auf der deutschlandweit angezeigt wird, welche Frauenhäuser noch Platz haben. Frauen könnten also selbst schauen, ob und wo noch etwas frei sei und müssten sich nicht durchtelefonieren, so Fichtner-Krones. Plätze gebe es allerdings überall zu wenig.
Neun Plätze für betroffene Frauen in Mainz reichen nicht aus
Neun Plätze für Frauen gibt es aktuell in Mainz. Dazu kommen noch einmal einige Plätze für Kinder, die oft mit ihren Müttern ins Frauenhaus kommen. Außerdem gibt es noch ein Notaufnahmezimmer. Das sei nicht ausreichend, sagt die Sozialarbeiterin Fichtner-Krones.
Eigentlich müsse ein Platz pro 10.000 Einwohner zur Verfügung stehen. Für Mainz würde das um die 21 Plätze im Frauenhaus bedeuten, sagt die Sozialarbeiterin. Das gibt das sogenannte Übereinkommen von Istanbul vor. Das Übereinkommen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen wurde 2017 von der EU unterzeichnet.
Suche nach einem Platz in einem anderen Frauenhaus
Für Frauen, die nicht in Mainz aufgenommen werden können, wird laut Fichtner-Krones versucht, ein Platz in einem anderen Frauenhaus zu finden. Oft funktioniere das. Es gebe aber auch Zeiten, wo in Rheinland-Pfalz und Hessen nirgends ein Platz frei sei.
"Eigentlich sollten Frauenhäuser nur zu 75 oder 80 Prozent belegt sein, damit wir schnell reagieren und Frauen aufnehmen können", sagt Gaby Fichtner-Krones. In der Realität sehe das aber sehr oft ganz anders aus und die Frauenhäuser seien voll belegt. Ein Notaufnahmezimmer wie in Mainz hätte bei weitem nicht jedes Frauenhaus.
Barrierefreier Umbau und vier neue Plätze
Eine Etage des Mainzer Frauenhauses soll 2024 mit Fördermitteln vom Bund barrierefrei umgebaut werden. Dann sollen vier Plätze für Frauen dazukommen - zwei davon speziell für Frauen mit Gehbehinderung oder für deren Kinder mit Einschränkungen.
"Wir freuen uns wirklich sehr über diese Erweiterung, aber auch dann sind die Plätze immer noch nicht ausreichend", sagt Fichtner-Krones. Für die Frauen wünscht sich die Sozialarbeiterin mehr bezahlbare Wohnungen, denn viele Frauen müssten länger im Frauenhaus bleiben als eigentlich notwendig, weil dieser fehle.