"Lützi bleibt" ist auf den Schildern zu lesen, die von Demonstranten getragen werden.

Braunkohleabbau in NRW

15.000 Demonstranten in Lützerath - auch 150 Aktivisten aus Mainz

Stand

In Lützerath in Nordrhein-Westfalen hat es am Samstag eine Großdemonstration gegen den geplanten Braunkohleabbau gegeben. Auch 150 Menschen aus Mainz und Umgebung waren dabei.

Zu der großen Demonstration gegen die Räumung und den Abriss des Braunkohleortes Lützerath haben nach Polizeiangaben 15.000 Menschen teilgenommen. Die Veranstalter schätzten die Zahl auf 35.000. Ein Polizeisprecher sprach von einem "regen Zulauf". Auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg war für die Demo nach Nordrhein-Westfalen gereist.

Sie erklärte, dass es für sie unbegreiflich sei, dass immer noch Kohle abgebaggert und gefördert werde. "Veränderungen kommen nicht von Leuten, die an der Macht sind. Nicht von Regierungen und Konzernlenkern." Veränderungen kämen von Leuten, die in Baumhäusern säßen oder Orte wie Lützerath verteidigten.

Familien und Pärchen aus Mainz

Auch etwa 150 Personen aus Mainz und Umgebung waren bei der Demonstration dabei, darunter viele Familien mit Kindern. Auch Klimaaktivisten aus Hessen hätten sich angemeldet, sagte eine Teilnehmerin dem SWR. Für ihre Fahrt nach Nordrhein-Westfalen hätten die Personen vier Busse gechartert.

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Zusammenstöße zwischen Polizei und Klimaaktivisten

Auch direkt vor Lützerath gab es Proteste. Am Nachmittag standen sich bei angespannter Atmosphäre Hunderte Polizisten und Hunderte Demonstranten gegenüber. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein, um die Demonstranten aufzuhalten.

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Nach Polizeiangaben attackierten einzelne Demonstranten auch Einsatzwagen der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten. Reifen seien zerstochen und Außenspiegel abgetreten worden. Zu Festnahmen und Verletzten machten die Einsatzkräfte zunächst keine Angaben.

Ein Polizeisprecher sagte, man müsse "unmittelbaren Zwang" anwenden, um die Demonstranten daran zu hindern, nach Lützerath vorzudringen. Einige Menschen versuchten, in das Tagebaugebiet durchzukommen. Die Polizei drängte sie gewaltsam zurück. Bei Einbruch der Dunkelheit beruhigte sich die Lage.

Bagger reißt Haus in Lützerath ab
Der Ort Lützerath muss weichen, damit dort Braunkohle gefördert werden kann.

44 Polizeikräfte aus Rheinland-Pfalz in Lützerath

Das Land Nordrhein-Westfalen habe im Rahmen der üblichen Praxis auch die rheinland-pfälzische Polizei um Unterstützung bei dem Einsatz gebeten, erklärte das Innenministerium im Vorfeld. Die Polizei Rheinland-Pfalz unterstützte den Einsatz demnach streckenweise mit insgesamt 44 Polizeikräften sowie mit Fahrzeugen.

Seit Mittwoch wird der leerstehende Ort Lützerath geräumt. Hier will der Energiekonzern RWE Braunkohle für die Stromgewinnung abbauen. Deshalb muss das Dorf weichen.

Kompromiss zwischen Wirtschaftsministerium und RWE

Der Abbau der Kohle unter Lützerath ist Teil eines Kompromisses, den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) Anfang Oktober 2022 mit RWE geschlossen haben. RWE hat sich dabei verpflichtet, bereits im Jahr 2030 – und nicht wie bis dahin geplant im Jahr 2038 – aus der Kohle auszusteigen.

Nach Angaben von RWE und dem Bundeswirtschaftsministerium bleiben durch diesen schnelleren Ausstieg 280 Millionen Tonnen Braunkohle im Boden, deren Abbau zuvor genehmigt worden war. Teil des Kompromisses ist aber auch, dass die Kohle unter Lützerath abgebaut werden darf. Der Bundestag hat diesem Kompromiss für das Kohle-Aus in Nordrhein-Westfalen Anfang Dezember zugestimmt.

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