Die Stadt Ingelheim wird keine nächtliche Notarztwache finanzieren.

Stadt verweigert Finanzierung

Ingelheim nachts weiter ohne Notarzt

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Braucht Ingelheim eine Rettungsdienstwache, die auch nachts mit einem Notarzt besetzt ist? Darüber wird seit längerem diskutiert, eine klare Antwort darauf gibt es bisher nicht.

In der Diskussion um den nächtlichen Notarzt in Ingelheim gibt es zwei Standpunkte. Die Kreisverwaltung Mainz-Bingen hält die nächtliche Besetzung der Rettungswache in Ingelheim mit einem Notarzt für unnötig. Ingelheim sei durch die Nähe zu Mainz und dem dortigen notärztlichen Rettungsdienst ausreichend versorgt, außerdem gebe es eine weitere Notarztstation in Bingen, die nächtliche Einsätze in Ingelheim übernehmen könne.

In der Stadt Ingelheim sieht man das anders. Die Anfahrtszeiten aus Mainz oder Bingen seien zu lang, das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger leide unter dem fehlenden Notarzt in der Nacht.

TU Kaiserslautern trägt Fakten zusammen

Um herauszufinden, ob ein nächtlicher Notarzt in Ingelheim nötig ist, hatte die Kreisverwaltung Mainz-Bingen die Technische Universität Kaiserslautern beauftragt, Daten zu sammeln und auszuwerten. Darauf basierend sollte ermittelt werden, ob die Kreisverwaltung weiterhin die Kosten für einen nächtlichen Notarzt in Ingelheim übernimmt oder nicht. Die Untersuchung hatte aus Sicht der Kreisverwaltung Mainz-Bingen ergeben, dass keine Besetzung des nächtlichen Rettungsdienstes in Ingelheim nötig ist.

In der Stadt Ingelheim wurden die Zahlen der Universität Kaiserslautern anders interpretiert, die Stadtverwaltung dachte darüber nach, die Kosten für den Notarzt selbst zu übernehmen und stellte das Geld dafür auch in den Haushalt ein.

Stadt ging bei den erhobenen Daten von einem Gutachten aus

Bislang ging die Stadt Ingelheim davon aus, dass es sich bei den von der TU Kaiserslautern erhobenen Daten um ein Gutachten handelt. Das ist aber nicht der Fall, wie ein Sprecher der Kreisverwaltung Mainz-Bingen dem SWR bestätigte. Es seien Daten über Notarzteinsätze in bestimmten Zeitabständen zusammengetragen worden. Niemals habe die Verwaltung ein Gutachten in Auftrag gegeben.

"Wir sind die ganze Zeit von einem Gutachten ausgegangen," sagt Ingelheims Oberbürgermeister Ralf Claus (SPD) in einem Gespräch mit dem SWR. "Das jetzt vorliegende Ergebnis ist deshalb unbefriedigend und schafft keine Klarheit." Damit sei auch die Finanzierung des nächtlichen Notarztes auf Kosten der Stadt vorerst vom Tisch, sagt Claus. Die Stadt könne nicht Kosten übernehmen, wenn ihr die Grundlage dafür fehle, ob das notwendig sei oder nicht.

Kreis fordert: Land soll Rettungsdienstgesetz überarbeiten

Die Kreisverwaltung Mainz-Bingen will sich nun an das Land Rheinland-Pfalz wenden und eine Überarbeitung des Rettungsdienstgesetzes fordern. Nur mit genauen Vorgaben, wie der rettungs- und notärztliche Dienst aussehen soll, könne man diesen auch entsprechend umsetzen.

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